• Visionäres Huttwil, wie es die Architekturstudenten der Fachhochschule Bern sehen: Die Weiterentwicklung des Sägerei-Areals ...

  • ... und eine «Herberge am Pool». · Bilder: zvg

25.02.2021
Huttwil

Im «Städtli» entstehen neue Räume

200 Studierende des Fachbereichs Architektur der Berner Fachhochschule haben sich ein Jahr lang mit der Entwicklung von Huttwil befasst. Die Ausstellung der Arbeiten wird dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie online stattfinden. «Die Projekte weisen eine hohe Qualität auf und liefern eine gute Diskussionsbasis für die Zukunft Huttwils», lädt Hanspeter Bürgi, Leiter Studiengang Master Architektur, die Huttwiler ein, die Online-Ausstellung zu besuchen (3. bis 19. März, www.bfh.ch/ahb/jaa).

Im Jahreskalender des Fachbereichs Architektur der Berner Fachhochschule gehört die Ausstellung der Projektarbeiten der Studierenden jeweils zu den Höhepunkten. Nicht selten befassen sich diese Arbeiten mit einer Gemeinde und deren Entwicklungsmöglichkeiten. «Für die Studenten ist dies eine spannende Ausgangslage, weil es sich um einen konkreten Ort handelt, mit dem man sich auseinandersetzen kann. Solche Aufgaben sind spannend und motivierend zugleich für die Studierenden», betont Hanspeter Bürgi, dipl. Architekt ETH und Leiter Studiengang Master Architektur.
Im Fokus der diesjährigen Arbeiten stand die Gemeinde Huttwil, insbesondere die Entwicklung im Zentrum des «Städtli», die mit der «Städtliwerkstatt» bereits erfolgreich angestossen wurde. Für die Erarbeitung ihrer Projekte waren die rund 200 Studierenden vor Ort, zum Teil sogar mehrmals, wie Hanspeter Bürgi betont. «Bei den Arbeiten geht es in erster Linie darum, aufzuzeigen, wie man mit bestehenden Bauten die Attraktivität des Zentrums steigern, zugleich aber auch mit Neubauten eine ideale Ergänzung schaffen kann.»

Projekte liefern Diskussionsbasis
Bürgi lobt die Arbeiten der Studierenden, denen er attestiert, dass viele Projekte eine hohe Qualität aufweisen und deshalb eine gute Diskussionsbasis für die Zukunft Huttwils liefern würden. «Es wäre deshalb schön, wenn aufgrund unserer Arbeiten im ‹Städtli› eine Diskussion entstehen würde.»
Die Architekturstudenten erhielten unterschiedliche Aufgabenstellungen an verschiedenen Standorten in Hutt­wil. Sie entwickelten ihre Projekte in sogenannten Entwurfsateliers. Die Ar­beiten befassen sich hauptsächlich mit drei Themenfeldern. Ressource: Projekte, die sich mit den vorhandenen Ressourcen auseinandersetzen; Zentralität: Projekte, die den Dorfkern von Huttwil aktivieren; sowie das Themenfeld Wohnformen: Projekte, die nach zukunftsträchtigen und anpassungsfähigen Wohn- und Gebäudeformen suchen.
Entstanden sind laut Hanspeter Bürgi Projekte, die einen realistischen Ansatz verfolgen, aber zum Teil auch visionäre Ideen enthalten. So entwickelte beispielsweise eine Gruppe das Gebiet Sägerei und Chrummacher weiter zu einem Quartier mit hoher Identität. In einem anderen Projekt wurde die Werkstatt der Zukunft erarbeitet.
Zur Stärkung des lokalen Gewerbes soll in der Gemeinde Huttwil eine Lehrwerkstatt entstehen. Dabei setzt das Gebäude einen städtebaulichen Impuls für die ortsverträgliche Weiterentwicklung und Aktivierung von Huttwils Mitte. Und ein weiteres Projekt entwickelte die «Herberge am Pool». Die Studierenden befassten sich dabei mit dem Entwurf einer Jugendherberge in unmittelbarer Nähe des Schwimmbades.

Ausstellung findet online statt
Am kommenden Dienstag, 2. März, wird die Aus­stellung von 18 bis 18.30 Uhr mit einer Online-Vernissage eröffnet. Vom 3. bis 19. März kann die Ausstellung dann online besucht werden (www.bfh.ch/ahb/jaa). Am 11. und 18. März (jeweils Donnerstag von 18 bis 19 Uhr) finden zudem zwei Podiumsveranstaltungen statt (ebenfalls online), die sich mit den Themen «Weiterbauen an der Stadt-Land-Schnittstelle» (11. März) und «Weiterbauen und innere Siedlungsentwicklung mit Holz» (18. März) befassen.

Optimaler Zeitpunkt
Walter Rohrbach, Gemeindepräsident von Huttwil, blickt jedenfalls voller Vorfreude auf die bevorstehende Ausstellung. «Ja, ich bin gespannt, was da auf uns zukommt und wie der Gemeinderat die Arbeiten beurteilen wird. Ich bin mir bewusst, dass die Ausstellung Projekte beinhalten wird, die wohl fern der Realität liegen, aber auch solche, die man näher anschauen und darüber diskutieren sollte», gibt er zu verstehen. Rohrbach ist überzeugt, dass die Ausstellung wichtige Impulse für Huttwil liefert. «Es wird vor allem interessant sein zu sehen, wie junge, aussenstehende Personen die Entwicklungsmöglichkeiten von Huttwil einschätzen», bemerkt der Gemeindepräsident. Aus Sicht der
Gemeinde kommen die Ergebnisse der Studenten zu einem optimalen Zeitpunkt, denn in diesem Jahr startet der Prozess zur Erarbeitung des Richtplans. Dabei wird sich Huttwil vertieft mit der Frage der inneren Verdichtung befassen müssen. Diesbezüglich könnten konkrete Projektideen bei der Definition von planerischen Rahmenbedingungen hilfreich sein.

Einige Fragen bleiben offen
Froh ist Rohrbach deshalb über das Grundwissen, das bei diesen Projekten erarbeitet wurde. «Die Arbeiten liefern uns gewisse Daten und Erkenntnisse, die wir nicht zusätzlich erheben und bezahlen müssen», sieht er in den Arbeiten einen wertvollen Nebeneffekt. Für Walter Rohrbach ist aber auch klar, dass am Ende einige Fragen offenbleiben – ob sich aus den vorhandenen Ideen etwas Konkretes umsetzen lässt, ob sich gewisse Entwürfe mit laufenden Projekten vereinbaren und finanzieren lassen und ob genügend Ressourcen für die Umsetzung vorhanden sind.
Der Huttwiler Gemeindepräsident hofft trotzdem, dass sich möglichst viele Huttwiler die Zeit nehmen werden, um einen Blick auf die Ausstellung zu werfen. Er ist diesbezüglich überzeugt, dass dank der Online-Variante das Interesse grösser sein dürfte, als wenn die Ausstellung nur an der Fachhochschule in Bern zu besichtigen wäre, wohin es vermutlich nur wenige Huttwiler locken würde.

Von Walter Ryser