• Das warme und sonnige Wetter hatte am Wochenende zahlreiche Fasnächtler ins Blumenstädtchen gelockt. · Bild: Leroy Ryser

18.03.2019
Huttwil

«Im Städtli hets vieli schregi Vögu gha»

Huttwil ist am Wochenende «vo viele schrege Vögu» bevölkert worden. Nicht das frühlingshafte Wetter hat die Zugvögel angelockt, sondern die Fasnacht. Aus der ganzen Schweiz kamen sie nach Huttwil und sorgten für eine schrille, farbenprächtige und ausgelassene Stimmung.

Jacqueline Flückiger strahlte am Samstag auf dem Brunnenplatz in Huttwil. Die Präsidentin der Huttwiler Fasnachtsvereinigung hatte allen Grund dazu: Frühlingshaftes Wetter lockte eine Rekordzahl an Besuchern ins «Städtli», die dem Fasnachtsumzug beiwohnten. «Ich bin überwältigt, das Wetter hat uns eine ganz tolle Fasnacht beschert», sagte sie. Der Umzug bildete dabei traditionsgemäss den Höhepunkt. Einer, der dieses Jahr besonders zu gefallen wusste. «Weil wir Teilnehmer aus vielen Kantonen haben, präsentiert sich unser Umzug in Sachen Sujets, Kostüme und Showelemente äusserst vielfältig», stellte Jacqueline Flückiger zufrieden fest.
Unter den 40 Umzugs-Teilnehmern waren etliche Gruppen vertreten, die erstmals in Huttwil auftraten. Zu ihnen gehörte beispielsweise die Bohème-Musig aus Olten. Vor zwei Jahren nahm die Wagengruppe am Fasnachtsumzug in Huttwil teil und war so begeistert, dass sich nun auch die Musikgruppe zur Teilnahme entschloss. «Das ist in der Tat eine ganz coole Strassenfasnacht, hier ist richtig etwas los, auch in den Beizen geht die Post ab. Diese Fasnacht hat uns voll überzeugt», erteilte Ramona Gloor, die Tambour-Majorin der Oltner Musikformation, den Organisatoren der Huttwiler Fasnacht ein dickes Lob.

Hexen und Kampfkühe
Nicht zum ersten Mal dabei sind die drei Hexen Lisa, Petra und Erika, doch bislang waren sie stets in Begleitung der «Schnapsloch-Geischter» aus Welschenrohr. Weil diese auf eine Teilnahme verzichteten, bestritten die drei Hexen den Umzug erstmals alleine, was nicht ganz korrekt ist, wurden sie doch vom Hexennachwuchs Lili und Mili begleitet. Für sie bilde der Umzug in Huttwil jeweils das jährliche Fasnachts-Highlight, erwähnt Lisa Götz, die in Münsingen zu Hause ist und für die der Aufritt auch immer eine Rückkehr an ihren Geburtsort darstellt. Die beiden anderen Hexen stammen aus Gondiswil und Huttwil, stimmen ihrer Kollegin aber zu: «Hier trifft man viele Leute aus der Jugendzeit, das macht die Teilnahme zu etwas Besonderem», bemerkt Petra Kurth.
Neu in Huttwil zu sehen war auch die Walliser Gruppe «Gnooggär vom Grund», die mit drei markanten Sujets das Wallis skizzierten: Mit dem Matterhorn, den Rebbergen sowie den Kampfkühen. Daneben gab es aber auch Formationen, die seit vielen Jahren in Huttwil anzutreffen sind, wie beispielsweise die Tambouren aus Brittnau. «Für uns ist die Fasnacht noch lange nicht vorbei. Weil unsere Gruppe vorwiegend aus Luzernern besteht, können wir einfach nicht aufhören», gab Yannick Rohr, Tambour-Major, zu verstehen, weshalb die Brittnauer nun schon zum 20. Mal am Huttwiler Fasnachtsumzug teilnehmen. Die Stimmung in Huttwil sei stets grossartig, die Leute am Strassenrand würden spontan mitmachen und Applaus spenden. «Huttwil verfügt über eine coole Strassenfasnacht mit gutem Bier», ergänzte er lachend.

Klimawandel, Amherd und Trump
Neben vielen schrägen Vögeln gab es auch andere Tiere zu bestaunen, beispielsweise «gfürchigi Wöuf» bei der Guggemusig «Stäggelebrätscher» aus Strengelbach.
Aktuelle Themen wurden aufgegriffen und humorvoll dargestellt. Die «Ried-Schnägge» nahmen sich dem Postautoskandal an, den sie als «filmriefi Sach» bezeichneten. Auch die neue Schweizer Armeechefin Viola Amherd musste sich von den «Wissberglern» aus Strengelbach einen Seitenhieb gefallen lassen: «D Chefin Amherd esch de Hit – sie macht üsi Armee wieder fit.» Natürlich war beim Huttwiler Fasnachtsumzug auch der Klimawandel ein Thema. «Rettet die Erde, denn nur hier gibt es Bier», forderten die «Bibber Töffliebuebe», die erstmals in Huttwil dabei waren.
Und auch US-Präsident Donald Trump lief mit. Die Narrenzunft Walliswil thematisierte den Maurerbau zwischen Amerika und Mexiko.
Während der Fasnachtsumzug einen Grossaufmarsch an Zuschauern verzeichnete, war die Fasnachtshütte am Freitagabend während des Schnitzelbankrundkurses nicht ausverkauft. Ähnlich wie der Gönnerabend bei
der Langenthaler Fasnacht, kämpft man auch in Huttwil um dieses Standbein. Jacqueline Flückiger relativiert jedoch: «Die Gaststätten waren gut besetzt und beim Umsatz verzeichnen wir gute Zahlen. Weshalb wir die Fasnachtshütte nicht restlos besetzen konnten, ist schwer zu sagen, das müssen wir noch im Detail analysieren.» Grundsätzlich dürfe man aber von einem grossen Erfolg sprechen, betont die Präsidentin der Fasnachtsvereinigung und verweist auch auf die vielen Kinder und Jugendlichen, die sich am Umzug beteiligten oder als Zuschauer dem närrischen Treiben bewohnten. «Das zeigt uns, dass die Fasnacht in Huttwil lebt und überlebensfähig ist.»

Von Walter Ryser