• Bei seinem ersten Meistertitel im Sportholzfällen wird Severin Bühler von seinen Kameraden gebührend gefeiert. · Bild: Stihl Timbersports

  • Severin Bühler während der Disziplin «Springboard». · Bild: Stil Timbersports

  • Die Disziplin «Stock Saw» liegt Severin Bühler aus Hofstatt am besten. Mit der Motorsäge hält er mit den Weltbesten mit. · Bild: Stihl Timbersports

  • Schweizer Meister im Sportholzfällen: Severin Bähler mit Trophäe. · Bild: Stihl Timbersports

15.11.2021
Sport

«Im Wald kann ich nicht so hantieren»

Severin Bühler aus Hofstatt wurde erstmals Schweizer Meister im Sportholzfällen. Dies ermöglichte es dem 32-Jährigen, an der WM in München zu starten, wo er ebenfalls überzeugte. Der «UE» unterhielt sich mit Bühler über seine besondere sportliche Passion.

Sportholzfällen / Hofstatt: · Severin Bühler: Wann ist es im Wald am schönsten?
Im Herbst. Die leuchtende Farbenpracht ist einfach einmalig.

Sie arbeiten als Forstwart. Ist dies für Ihren Sport ein entscheidender Vorteil?
Die Leidenschaft für das Holz wird dadurch intensiviert. Wenn ich im Wald aber so hantieren würde, wie ich dies auf dem Wettkampfplatz tue, käme es nicht gut ... (lacht).  

Dann trennen Sie Beruf und Sport. Wie oft sind Trainings «im Holz» notwendig, um an der Spitze mithalten zu können?
Trainings während der Arbeit sind in der Tat nicht möglich. Ich trainiere zwei- bis dreimal pro Woche am Feierabend, je nach Saison. Ein Training dauert zwei bis drei Stunden.   

Haben Sie sich im Wald einen Trainingsplatz eingerichtet?
Nein. Ich absolviere sämtliche Holztrainings mit dem Timbersportclub Luthern. Dort verfügen wir auf dem Firmengelände von Geri und Irene Wechsler in Schwarzenbach über einen eigenen Trainingsstützpunkt, wo wir gemeinsam trainieren können. Dafür sind wir den Wechslers – Holzsport-Förderer mit Leib und Seele – extrem dankbar.   

Wie viele Sägen und Beile besitzen Sie?
Es sind zwischen 20 und 25 Beile. Die teuren Wettkampf-Motorsägen teile ich mit einem Kollegen. Dazu kommen fünf Handsägen.

Wie aufwendig ist die Pflege des Wettkampfmaterials?
Es ist sehr zeitintensiv – aber absolut notwendig, um am Wettkampf erfolgreich zu sein. Das Sorgetragen zum Material hat auch damit zu tun, dass Ersatz schwierig aufzutreiben ist. Das professionelle Material stammt aus Neuseeland. Wenn ich beispielsweise eine neue Handsäge brauche, dauert dies zwei bis drei Jahre bis zur Lieferung. Das Hegen und Pflegen des Materials ist deshalb elementar.

Woher nehmen Sie das Trainings-Holz? Es dürfte nicht machbar sein, jede Woche zur Ausübung Ihres Hobbys Bäume zu fällen?  
Wir müssen mit dem Holz trainieren, welches an den Wettkämpfen verwendet wird. Dies ist fast ausschliesslich Pappelholz. Praktisch alle Schweizer Holzsportler beziehen dies von einem Lieferanten in der Region Murten. Ich zeichne in unserem Verein für die Anschaffung verantwortlich. Da das Pappelholz sonst fast keine Verwendung findet, ist es keine Verschwendung.

Das harte Training für die sechs Disziplinen im Sportholzfällen steht im Zentrum. Müssen Sie zusätzlich auch noch Krafttrainings absolvieren?
Das Krafttraining, gerade im Winter, ist sehr wichtig. Ich absolviere dies in Eigenregie, besuche kein Fitnesscenter dafür.

Was tun Sie für die Ausdauer? Gehen Sie regelmässig Joggen?
Viel zu wenig. Allerdings ist die Ausdauer in meinem Sport nicht matchentscheidend. Die längsten Einsätze dauern höchstens eineinhalb Minuten.

Sie sind Mitglied des Timbersportclubs Luthern. Wie sind Sie zu dieser besonderen Sportart gestossen?
Ich besuchte den Holzsportwettkampf in Luthern als Zuschauer. Dies hat mich sehr fasziniert. Im darauffolgenden Jahr habe ich mit einer Schülermannschaft aktiv daran teilgenommen. Seither – seit 2005 – lässt mich diese Sportart nicht mehr los. Obwohl ich seit dreieinhalb Jahren in Bürglen im Kanton Uri lebe – der Umzug erfolgte wegen meiner damaligen Partnerschaft – übe ich meine Sportart praktisch immer im Timbersportclub im Luthertal aus.         

Die besten Holzsportler der Welt üben den Sport halb- oder vollprofessionell aus.
Das liegt bei mir nicht drin. Ich könnte mir dies allerdings auch nicht vorstellen. Voll auf die Karte Holzsport zu setzen, würde einen grossen Druck ausüben, da ich dann ja zwingend Geld damit verdienen müsste. Leidenschaft und Faszination würden damit verloren gehen, da bin ich mir ganz sicher.

Die Timbersportler sind mit der Motorsäge besonders fingerfertig. Nutzen Sie dies auch, um Kunstwerke aus Holz zu fertigen, wie es beispielsweise Toni Flückiger aus Grünenmatt («Flugo») tut?
Nein, dafür hätte ich weder das Auge noch die Geduld.  
 
Sie haben an Schweizer Meisterschaften noch nie eine Medaille gewonnen. Nun wurden Sie im September in
Aigle Schweizer Meister 2021. Wie war dieser Exploit möglich?
Ich war schon etwas überrascht, dass es gleich nach ganz vorne gereicht hat. Meine Verfassung passte. Entscheidend dürfte aber die Tatsache gewesen sein, dass ich die SM für einmal sehr locker in Angriff genommen habe. Ich war nicht wie in anderen Jahren, in welchen ich das Podest knapp verpasst habe, zu verbissen und habe mir nicht unnötig Druck gemacht. Weiter habe ich immer an mich geglaubt. Dies hat sich jetzt ausbezahlt.   

Das Absägen zweier Holzscheiben von einem Baumstamm auf Tempo in der Disziplin «Stock Saw» ist Ihr absolutes Paradepferd. Warum?
Es ist schwierig zu erklären. Ich denke, dass ich generell eine sehr gute Reaktion habe. Weiter spielt in dieser Disziplin, wo es um jede Hundertstelsekunde geht, sicher das Handling eine grosse Rolle.   

Als Schweizer Meister durften Sie im Oktober in München an der WM mit den zwölf weltbesten Holzsportlern teilnehmen. Ihr Fazit?
Ich habe die spezielle Ambiance an einer WM bereits etliche Male erleben dürfen, weil ich seit 2014 stets im Staffelteam der Schweiz stand. Doch die Eindrücke bei meiner ersten Einzel-Weltmeisterschaft waren natürlich noch einmal heftiger. Es war toll, mich mit Holzsportlern zu messen, welche diesen Sport vollberuflich ausüben. Umso schöner war es, dass ich mit meinen Leistungen absolut zufrieden war. Mir war klar, dass ich praktisch in allen Disziplinen an mein Limit gehen muss, um überhaupt den ersten Cut zu überstehen und nicht zu den vier Athleten zu gehören, welche nach der ersten Runde ausscheiden. Ich konnte in allen Disziplinen ausser dem «Underhand Chop» meine Bestzeiten unterbieten. Dadurch schaffte ich es tatsächlich in die zweite Runde und beendete die WM schliesslich auf dem 8. Rang. Ein toller Erfolg als Amateur.   

Ist nach dem SM-Titel und der WM-Teilnahme der Zenit erreicht? Oder haben Sie noch weitere sportliche Ziele im Kopf?
Ich träumte lange davon, dies einmal zu erreichen. Nun, da es mir gelungen ist, möchte ich es gerne wiederholen. Ich will nächstes Jahr wieder Schweizer Meister werden, was mir gleichzeitig die zweite Einzel-WM-Teilnahme garantieren würde.

Kurz nachgefragt: Bester Sportholzfäller ever
Der Australier Brayden Meyer. Er ist noch einmal eine Klasse besser als der Rest der Welt. In der Schweiz geniesst Hermann Schönbächler Kultstatus.    

Gerade so gut wie Sportholzfällen
Skifahren. Ich gehe so oft wie möglich.

Blasen an den Händen
Da ich es gewohnt bin, habe ich nie Blasen.

Verletzungen
Holz anfassen: Ich hatte noch überhaupt nie eine gröbere Verletzung.

Waldrettung
Muss man ihn retten? Ist er in schlechtem Zustand? Ich gebe jeden Tag mein Bestes, damit es ihm gut geht.

Jagd
Damit habe ich überhaupt nichts zu tun.

Freundin
Meine letzte Beziehung ist noch nicht sehr lange her. Darum ist es für mich momentan völlig okay, Single zu sein.

Instagram
Um alle Social Media-Sachen steht es bei mir ganz schlecht. Ich bin mir dessen bewusst und bemühe mich, dies zu ändern, da es heutzutage nicht mehr ohne geht.  

Kreuzworträtsel
Mache ich nie.

Süssigkeiten
Habe ich sehr gerne. Am liebsten Schokolade – aber nicht schwarze.

Jahreszeit
Herbst und Winter.

«Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.»
Mein Motto. Und ich bekam an der diesjährigen SM eine schöne Antwort darauf.

Covid-19
Ich bin daran erkrankt, hatte aber nur geringe Nebenwirkungen.

Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Severin Bühler,
Holzsportler aus Hofstatt