«Immer ehrlich zu sein, ist das Wichtigste»
Während elf Jahren hat Rolf Flückiger das Leben in der Herdgemeinde Huttwil massgeblich mitgeprägt. Ab 2008 war er gewählter Herdrat, vom 1. Januar 2010 bis zum 31. Dezember 2020 wirkte er umsichtig als Herdgemeindepräsident. Zahlreiche Veränderungen hat er mitgetragen, schöne, aber auch schwierige Momente prägten seine Amtszeit. Viele wertvolle Begegnungen und prägende Kontakte werden Rolf Flückiger an seine Zeit im Dienste und zum Wohle der Öffentlichkeit erinnern.
«Das Wichtigste für mich war immer, ehrlich zu bleiben. Das ist das A und O einer solchen Funktion, denn man kann so jederzeit allen Beteiligten in die Augen schauen», stellt Rolf Flückiger im Rückblick auf seine Zeit als engagiertes Mitglied und Präsident des Herdrates fest.
Von ersten Kontakten bis zum Präsident
Die ersten Kontakte mit der Herdgemeinde Huttwil knüpfte der spätere Präsident bereits in seinen Jugendjahren. «Ich erinnere mich gut, wie ich mit meiner Mutter am Samstagmorgen im Wald die Dornen schnitt», sagt Rolf Flückiger mit einem leisen Lächeln. Dies geschah im Rahmen des Gemeindewerkes. Die Herdgemeinde-Versammlung vom 18. November 2002 hat dies dann bis auf Weiteres ausgesetzt, denn Holzerarbeiten erfordern, auch wegen der hohen Unfallgefahren, eine entsprechende Ausbildung. Die Gemeindewerkleistung betrug ein Tag von acht Stunden im Wald oder die Bezahlung von 55 Franken. Das Gemeindewerk musste rückwirkend geleistet werden, ist in der Geschichte der Herdgemeinde geschrieben. Rolf Flückiger ist ein «Urhuttwiler», im «Städtli» ist er geboren und aufgewachsen. Als gut 20-Jähriger schnupperte er einige Zeit «fremde Luft» in Herzogenbuchsee, danach kehrte er in seine Heimat zurück.
Präsidentenerfahrungen sammelte er ab dem Jahre 2000, so auch im Sportklub Huttwil. Die erste Anfrage von Hansueli Burkhardt, im Herdrat mitzumachen, lehnte Rolf Flückiger ab. Zwei Jahre später stimmte aber alles und er wurde an der Versammlung im November 2008 gewählt. Als Herdrat übernahm er das Ressort Liegenschaften. Nur ein Jahr später wurde er als Herdgemeindepräsident gewählt und hielt danach die Fäden der Herdgemeinde Huttwil fest zusammen. Die Finanzen und das Baurecht gehören ebenfalls in das Aufgabengebiet des Präsidialen.
Ein gutes Team
«Wir waren im Herdrat ein sehr gutes Team, ebenso funktionierte die Zusammenarbeit mit Sekretärin und Kassier bestens», weiss Rolf Flückiger. Nachdem es anfangs der Präsidentenzeit einige personelle Wechsel gab, ist seit 2013 fast immer die gleiche Besetzung an der Arbeit. Die Änderungen im Herdrat gab es vor allem durch Ablauf der Amtsdauer oder Wegzug aus dem Herdkreis. Die Entstehung der Herdgemeinde geht ins 12. Jahrhundert zurück. 1408 kaufte die Regierung von Bern dem Kloster St. Johannsen die Allmend ab und gab sie den Herdburgern auf alle Zeiten zur freien Benützung. Die Herdordnung, datiert von 1543, bestimmt, wie das Land, bestehend aus Allmend, Berg, und Moos, als Pflanzland und Weide bewirtschaftet werden solle. Im Verlaufe der Zeit konnte durch Bevölkerungsvermehrung und Zuzug auswärtiger Familien der Landwirtschaft-Ertrag die Bewohner Huttwils nicht mehr ernähren. So wurde der Wald rings um die Ortschaft gerodet und das gewonnene Land urbanisiert, wodurch die Höfe entstanden. 1650 zog man durch eine besondere Verordnung rings um das Städtli, fünfzehn bis zwanzig Gehminuten vom Zentrum aus, eine Grenzlinie, die durch Marchsteine abgegrenzt wurde. Was innerhalb dieser Grenze lag, bildete künftig die Herdgemeinde, was ausserhalb lag, die Hofgemeinde. 37 Herder- und Höfergeschlechter sind in Huttwil beheimatet. Die Wald- und Landbesitze der Herdgemeinde betragen 104 Hektaren Wald, 149 Hektaren Kulturland,
18 Hektaren Baurechtsfläche (Stand 2017 laut Angaben Homepage «Geschichte», www.huttwil.ch/de/portrait/herdgemeinde).
«Viel gesehen und erlebt»
«Ich habe in meinem Amt einiges erlebt und gesehen. Geschätzt habe ich die vielen Kontakte mit zahlreichen Menschen», erkennt Rolf Flückiger. Einige bedeutende Meilensteine gab es in seiner zehnjährigen Amtszeit als Herdpräsident. «Sehr gefreut hat mich die Top-Lösung mit den Seniorenwohnungen in der Sonnegg. Das schöne Haus ist ein gemeinsames Projekt der Burger- und Herdgemeinde.
Die gemeinsame Versammlung wird mir wohl immer in bester Erinnerung bleiben», sagt Rolf Flückiger nicht ohne Stolz. Ebenso war die Erschliessung Dählenchnubel, 3. Etappe, und die fertige Erschliessung Kammernmoos prägend. «Beim Kammernmoos sieht es so aus, dass nach vielen Sitzungen und Gesprächen der Erschliessungsvertrag mit der Einwohnergemeinde Huttwil unterschrieben werden konnte und das Baugesuch noch in diesem Dezember eingereicht werden kann», weiss Rolf Flückiger. Legendär für den Präsidenten war die Versammlung um die Abgabe von Land an das Projekt Mammutland». Im November 2018 kamen über hundert Herdburgerinnen und -burger an die Versammlung und es gab ein denkbar knappes Abstimmungsergebnis um die Landreservation. «Das Projekt ist mit viel Schwung gestartet, kaum war aber die Landreservierung beschlossen (diese ist nun nach zwei Jahren abgelaufen), hat man von den Verantwortlichen nichts mehr gehört», hält Rolf Flückiger rückblickend fest.
Herausforderungen in der Zukunft
Sehr gefreut hat den auf Ende 2020 abtretenden Herdgemeindepräsident, dass sich spontan zwei neue Herdräte finden liessen. «Dies ist eine Bestätigung gegen aussen, dass wohl die Arbeit interessant ist und wir sie gut gemacht haben», sagt Rolf Flückiger. Auch wenn er nun nach zwanzig Jahren in keiner Organisation als Präsident amtet, wird es Rolf Flückiger ab 2021 nicht langweilig werden. Seit 2008 ist er in Huttwil in der eigenen Firma als Kaminfeger als ein «Glücksbringer» unterwegs.
Für den Geschäftsführer der Firma Flückiger Hecht AG, Kaminfeger, Lüftungsreiniger, stehen durch den Wegfall des Kaminfeger-Monopols nach 125 Jahren im Kanton Bern auf Anfang 2021 erneut grosse Herausforderungen bevor.
Die Firma ist während all der Jahre von vier auf momentan dreizehn Mitarbeitende gewachsen. Auf einige freie Momente freut sich Rolf Flückiger auch, diese wird er sicher gerne mit seiner Ehefrau Karin und den beiden Kindern verbringen. Sicher wird er sich aber weiterhin für das Geschehen in der Herdgemeinde Huttwil interessieren.
Von Barbara Heiniger