• Im Häbernbad sollen bald neue Auffangkästen montiert werden. · Bild: Marcel Bieri

16.09.2019
Oberaargau

In den Schiessständen tut sich etwas

Die Schiessstände der Region werden fit gemacht für die neuen gesetzlichen Bestimmungen: Um das Blei künftig nicht mehr in den Boden zu schiessen, wurden in Ursenbach im Moos neue Kugelfangkästen montiert, neue sollen bald auch in den Schiessständen Häbernbad und Rüti­stalden in Huttwil eingesetzt werden.

Oberaargau · Die Schiessstände im Häbernbad und im Rütistalden bleiben gänzlich erhalten. In den letzten Anzeigern wurden Baupublikationen veröffentlicht, die sich um den Einbau künstlicher Kugelfangkästen drehen. Dafür wurde bereits vor ein paar Monaten ein Rahmenkredit von der Gemeinde Huttwil gesprochen, soeben wurde das Ausschreibungsverfahren beendet, weshalb nun die Aufträge in den nächsten Wochen vergeben werden. Auch für Gemeinderat Alexander Grädel war dies ein grosses Projekt: «Als Gemeinde sind wir verpflichtet, für 15 Scheiben zu sorgen. Durch die neuen gesetzlichen Vorgaben mussten deshalb Kugelfangkästen eingebaut werden, andererseits haben die Trefferanzeigen mit einem Alter von teilweise über 25 Jahren ihre maximale Lebensdauer erreicht.» Beides zusammen soll über die 25 vorhandenen Scheiben in den beiden Standorten einen Aufwand von über 600 000 Franken verursachen, Huttwil steuert bei der Finanzierung den Löwenanteil bei. «Wir haben die Kosten für alles zusammengenommen und auf die 15 Plätze heruntergerechnet. Nun ist vorgesehen, dass wir im Häbernbad acht von zehn Plätzen finanzieren, einer wird von Rohrbachgraben bezahlt, den letzten finanzieren die Häbernbadschützen. Im Rütistalden finanzieren wir sieben Plätze, drei werden von Wyssachen finanziert, fünf werden von den Schützenvereinen übernommen.» Für die Gemeinde entstehen dadurch rund 430 000 Franken Aufwand, so jedenfalls sieht es der Rahmenkredit vor. Grädel ist indes zuversichtlich, diesen Rahmen einhalten zu können. Ebenfalls geregelt wurde die Finanzierung für den Unterhalt, auch hier kommen die drei Gemeinden entsprechend ihrem Anteil für die Kosten auf, der Rest wird von den Vereinen getragen.

Nur kleiner Restbetrag
Bereits montiert und für gut befunden sind neue Kugelfangkästen in Ursenbach im Schiessstand Moos. Dort, wo die Pistolen- und Kleinkaliberschützen schiessen, waren die Sorgenfalten erst noch gross, weil Aufwände gegen 40 000 Franken erwartet wurden und die finanzielle Last für die beiden Kleinvereine erdrückend schien. Die Sponsoringsuche war aber erfolgreich, sodass Beat Heiniger vom Pistolenschützenverein sich erfreut zeigen kann. «Die Gemeinde hat uns ein zinsloses Darlehen von bis zu 25 000 Franken versprochen. Heute scheint es, dass wir weniger als 10 000 Franken dann tatsächlich benötigen werden.» Die Verschuldung der beiden Vereine halte sich dadurch glücklicherweise in Grenzen, dies vor allem auch dank der engagierten Hilfe der Vereinsmitglieder. Gänzlich abgerechnet ist aber noch nicht, erwartet wird noch ein Beitrag vom Sportfonds, weshalb die genauen Zahlen noch nicht bekannt sind. Diese seien «erfreulich», weil zuvor nicht mit so viel Unterstützung gerechnet wurde. «Schön war, dass auch ausserhalb des Dorfes viel Unterstützung zugesagt wurde. Ausserdem haben die Mitglieder beider Vereine in die eigene Tasche gegriffen», sagt Präsident Beat Heiniger. Daneben haben Eigenleistungen die Kosten reduziert, zudem steuerte die Gemeinde Ursenbach einen A-fonds-perdu-Beitrag von 4000 Franken bei. Im Moos kann deshalb auch künftig auf acht Scheiben mit einer Distanz von 50 Metern geschossen werden.

Abklärungen beim Oberwaldstand
Noch nicht sicher ist derweil die Zukunft rund um den Schiessstand Oberwald. Im vergangenen Frühling versuchten die Schützen mit einer Volksinitiative die Gemeinde Wyssachen dazu zu bewegen, die Kosten mitzutragen, diese wurde aber für nichtig erklärt. Die Schützen wehrten sich in der Folge vergeblich beim Regierungsstatthalteramt. Weiterhin sieht es deshalb nicht danach aus, als würde die Gemeinde Wyssachen einen Beitrag sprechen. Die gesetzliche Pflicht erfüllt die Gemeinde indes durch den Unterstützungsbeitrag im Rütistalden in Huttwil, sodass kein Mitfinanzierungszwang beim Oberwaldschiessstand besteht. Die Gesamtkosten, die für den weiteren Betrieb des Schiessstandes entstehen, übersteigen aber die Entscheidungskompetenz des Vorstandes, bald soll über das weitere Vorgehen an einer Hauptversammlung der Oberwaldschützen debattiert und entschieden werden.

Von Leroy Ryser


1,6 Millionen Franken Kosten
Ebenfalls eine grosse Sanierung dürfte derweil Langenthal stemmen – und dies obwohl seit gut 10 Jahren bereits Auffangkästen montiert sind. Im Schiessstand Weiher sind aber ebenfalls die Trefferanzeigen veraltet, zudem müssen bauliche Massnahmen am Gebäude vollzogen werden. «Aktuell befindet sich das Projekt in der vorberatenden Kommission, im November ist geplant, dies dem Stadtrat vorzulegen», informiert der zuständige Gemeinderat, Markus Gfeller. Das Volumen der Umbauten liegt bei rund 1,6 Millionen Franken, inbegriffen ist  auch, dass einzelne Auffangkästen ersetzt werden müssen.
Dies ist aber nicht das einzige hängende Projekt in Langenthal die Schiessstände betreffend. Am Hinterberg beim Hirschpark, wo früher geschossen wurde, ist weiterhin bleiverseuchtes Areal eingezäunt. Hier zanken sich die Gemeinde, der Bund und der ­Kanton um Zuständigkeiten und die ­Finanzierung. «Aktuell ist noch nicht sicher, ob der Boden überhaupt ­saniert werden muss. Je nach dem stellt sich dann die Frage, ob Bund und Kanton sich an den Kosten beteiligen», erklärt Gemeinderat Pierre Masson. In einem nächsten Schritt werden die Langenthaler eine Kostenteilungsverfügung beantragen, welche diese Frage klären soll. Sollte die Sanierung nicht nötig sein, stellt sich schliesslich die Frage, ob die Stadt diese dennoch ausführen will, weil gerade optisch die Zäune den einen oder anderen stören dürften. Dies aber wird dann eine weitere Frage sein, in welcher letztlich die Politik entscheidet.
Damit ist, unabhängig von der Ortschaft, eines klar: Die Schiessstände der Region drücken weiterhin bleischwere Sorgen – zumeist aus finan­ziellen Gründen. Andererseits sind bereits diverse Schiessstände gut vorbereitet, wenn ab 2021 aufgrund gesetzlicher Bestimmungen kein Blei mehr in den Boden geschossen werden darf.