• Stefan Wälchli (CEO der Clientis Bank Oberaargau) zeigte die Kursschwankungen beim SMI auf. · Bilder: Hans Mathys

  • Andreas Zwygart (Leiter Private Banking) nahm das Publikum mit auf eine interessante, fiktive Italien-Reise.

26.11.2018
Langenthal

In Emotionen investieren – Spassfaktor erhöhen

«Investition in Emotionen – Anlagespass garantiert!» Unter diesem Titel stand der Finanzanlass der Clientis Bank Oberaargau. Dabei entführte Andreas Zwygart (Leiter Private Banking) das Publikum auf eine Reise nach Italien. Er nannte namhafte, mit Emotionen verbundene Firmen, die sich für einen Aktienkauf eignen.

Der beliebte Finanzanlass der Clientis Bank Oberaargau im Geschäftshaus Jurapark in Langenthal hat Tradition. CEO Stefan Wälchli konnte über 170 Interessierte begrüssen. Neuer Rekord. «Ich werte das als Vertrauensbeweis für unsere Bank», so der Madiswiler, der mit einer Art Quiz startete und wissen wollte, ob der SMI (Swiss Market Index) 134, 30 oder 20 Jahre alt sei. Die meisten hielten richtigerweise bei «30 Jahre» die Hand in die Höhe. Den SMI gibt es seit 1988. Er umfasst seit September 2007 exakt 20 Titel. Die Zahl 134 ist auch nicht aus der Luft gegriffen. Der Dow-Jones-Index, gegründet 1884, ist 134-jährig.

Die Entwicklung des SMI
Stefan Wälchli zeigte anhand einer Grafik, dass der SMI von 1996 bis 1998 einen «grossen Gump» gemacht hat, später aber zwei markante Ereignisse zu einem Kurssturz geführt hätten. Das waren einerseits die Anschläge in New York am 11. September 2001 und andererseits das Grounding der Swissair am 2. Oktober 2001. Das neue Allzeithoch des SMI sei jenes vom 5. Januar 2018 gewesen. Der Handelsstreit USA/China, Brexit und Italien hätten aber dazu geführt, dass 2018 kein besonders gutes Börsenjahr sei. Der Aktienindex in der Schweiz liege zurzeit im Vergleich zum Vorjahr 3,7 Prozent im Minus. «Wenn der US-Dollar stark wird, wird das Gold schwächer», sagte Wälchli. In der Tat legte die US-Währung innert Jahresfrist um 3,5 Prozent zu, und der Goldpreis sank um 6,7 Prozent. In der Schweiz liegt der Zins für 10-jährige Staatsanleihen bei 0, in Deutschland bei 0,4 Prozent und in den USA bei 3,2 Prozent.

Schweizer Nati löst Emotionen aus
Nun war es an Referent Andreas Zwygart, über Emotionen zu sprechen – eigentlich über jene bei Investitionen. Er hatte allerdings vorerst ein aktuelles sportliches Beispiel zur Hand, das Emotionen ausgelöst hat – der 5:2-Sieg der Schweizer Fussball-Nati gegen die Welt-Nummer 1, Belgien. Dieser ist verbunden mit der Qualifikation für den Final der besten vier Teams der Nations-League. Echte Emotionen bewies auch Reporter Sascha Rufer, der diesen aufwühlenden Match vom 0:2 zum 5:2 für das Schweizer Fernsehen kommentierte. Zwygart hielt aber sogleich fest, dass zwar in Aktiengesellschaften investiert werden könne, nicht aber in die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft.

Mc-Donald’s-Aktien für den Sohn
Andreas Zwygart erzählte dem Publikum von seiner Reise im Oktober 2011 nach Buenos Aires. Dort sei sein Sohn beim Besuch in einem McDonald’s-Restaurant vom ganzen Betrieb angetan gewesen. Wieder daheim, habe ihn sein Sohn beauftragt, McDonald’s-Aktien zu kaufen. Dieser Kauf war von Erfolg gekrönt. Der Kurs der Aktie sei seither um 110 Prozent gestiegen und habe zudem quartalsweise Dividenden abgeworfen. Anhand einer fiktiven Reise nach Italien nannte der in Niederbipp wohnhafte Leiter Private Banking der Clientis Bank Oberaargau mit einem Augenzwinkern diverse Investitions-Möglichkeiten. So könne die Reise in den Süden mit einem Aston Martin angetreten werden. Einem Luxus-Auto also, das von James Bond gefahrenen wird. Die Aktien von Aston Martin seien seit kurzem handelbar. Unterwegs genehmige man sich dann in einem Autogrill-Autobahnrestaurant einen Kaffee. Auch dies könne Emotionen auslösen und zum Kauf von Autogrill-Aktien animieren.
«Wir freuen uns des Lebens», sagte Zwygart nun und zeigte ein Bild mit drei schicken Frauen, die luxuriöse Sonnenbrillen tragen. Die Firma, die solche anbietet, heisst – nomen est omen – Luxottica. Auch hier präsentierte der Referent den erfreulich verlaufenden Aktienkurs.

Campari Soda und Juventus
Am Meer genehmige man sich einen Campari Soda, und aus Zufriedenheit investiere man gleich in Campari-Aktien. Nach einem Besuch beim Modeunternehmen Gucci sei man der Ansicht, dass eigentlich auch die entsprechenden Kering-Aktien ins Portefeuille passen würden. «Sie fallen mit einer phänomenalen Kursentwicklung auf», so Zwygart, der nun auf die Fussball-Aktien von Juventus Turin zu sprechen kam, die nach dem Transfer von Ronaldo um 130 Prozent angestiegen seien. Vor der Heimreise aus Italien zurück in die Schweiz leiste man sich noch eine sündhaft schöne, aber sündhaft teure Daunenjacke von Moncler und entschliesse sich zum Kauf dieser Aktien. Weil man jetzt «in Einkaufslaune sei und auf Wolke 7 schwebe», könnte jetzt ein Besuch in einem Laden von Modedesigner Brunello Cucinelli angesagt sein, den man mit dem Kauf entsprechender Aktien in Erinnerung behalten wolle. Als emotionale Investition machte Zwygart auch die Aktien der Weinkellerei «Viña Concha y Toro» schmackhaft – mit Blick auf den grossartigem Kursverlauf.
Aus dem Publikum wollte jemand wissen, wie Andreas Zwygart das Börsenjahr 2019 sieht. 7 von 8 Ökonomen in den USA würden dieses negativ beurteilen und die Aktionäre auffordern, den Helm anzuziehen, sagte Zwygart. Er selber hoffe aber, dass sich das Ganze nicht so labil und holprig wie prophezeit entwickle.
Es könne auch positive Überraschungen geben. Zwygart misst dem G20-Gipfel in Buenos Aires vom 30. November und 1. Dezember 2018 mit den Staats- und Regierungschefs grosse Bedeutung bei. Falls hier der Handelskrieg USA/China irgendwie beigelegt werden könne und nicht noch weiter eskaliere, könne dies an der Börse einen Schub auslösen.

Musikalische Schluss-Emotionen
Den musikalischen Schlusspunkt setzte – vor dem offerierten Apéro riche – Rani Bruggmann (Pseudonym «Colour of Rice»). Ihre Musik – zu Songs gewordene Emotionen – erzählen von Trauer und Wut, von Zuneigung und Liebe, nostalgisch und ergreifend. Die junge Musikerin offenbarte mit ihrer ausdrucksstarken Stimme und harmonischen Begleitung der Gitarre eine überwältigende Gefühlswelt.

Von Hans Mathys