In Langenthal entsteht eine Gartenagglo
Aus der Region Langenthal wird eine Gartenagglo. So sieht es das Agglomerationsprogramm der Stadt Langenthal für die vierte Generation vor. Dabei sind Aufwertungsmassnahmen für die vorhandenen Frei-, Landschafts- und Lebensräume vorgesehen. Im Gegenzug setzt das Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept Schwerpunkte bei neuen Wirtschafts- und Wohnzonen, die im Oberaargau entstehen sollen.
Oberaargau · «In den letzten Monaten ist in unserer Region sehr viel und intensiv gearbeitet worden», hielt Charlotte Ruf, Präsidentin der Region Oberaargau, anlässlich einer Medienorientierung fest. Mit Stolz und Genugtuung dürfe sie darauf hinweisen, dass gleich drei Grossprojekte zur Vorprüfung an den Kanton eingereicht worden seien.
Es handelt sich dabei um das Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept (RGSK) 2021, das Agglomerationsprogramm Langenthal 4. Generation sowie den Richtplan Abbau, Deponie Transporte.
Kantonsinteresse an «Wolfhusenfeld»
Beim RGSK 2021 sind gemäss Arthur Stierli (ecoptima Bern, Umwelt- und Verkehrsplanung) nur punktuelle Anpassungen am aktuell gültigen RGSK 2016 vorgenommen worden. Man habe dabei den Stand der Siedlungsmassnahmen geprüft und aktualisiert. Neue Schwerpunkte gesetzt wurden im Bereich Wohnen und Arbeiten. So wurde beispielsweise im Bereich Wohnen das Gebiet «Holzacher» in Herzogenbuchsee, welches bereits erschlossen und eingezont ist, im neuen RGSK 2021 verbindlich festgesetzt. Als Vorranggebiet wurde das «Bärenfeld» in Herzogenbuchsee eingestuft (erschlossen, aber noch nicht eingezont).
Im Bereich Arbeiten wurden die beiden Gebiete «Chilefeld» in Lotzwil und «Mööslimatt/Winkel» in Bleienbach, welche ebenfalls erschlossen und eingezont sind, im RGSK 2021 festgesetzt.
Als Entwicklungs-Schwerpunkt und deshalb als Vorranggebiet deklariert wird im neuen RGSK das Gebiet «Wolfhusenfeld/Oberhard» in Langenthal (erschlossen, aber noch nicht eingezont). An diesem Gebiet bestehe insbesondere von Seiten des Kantons Bern grosses Interesse, betonte der Langenthaler Stadtpräsident Reto Müller. «Der Kanton Bern betreibt aktive Wirtschaftsförderung und hält diesbezüglich Ausschau nach geeigneten Standorten», fügte Reto Müller hinzu. Man habe vom Kanton Signale erhalten, dass es Interessenten gebe, die auf der Suche nach Industrieland seien.
Neu im RGSK Aufnahme gefunden hat der Bereich Freizeit und Erholung. In diesem Bereich werden insbesondere drei Projekte aufgeführt, die das Potenzial aufweisen, für eine nachhaltige Entwicklung von Freizeit und Tourismus in der Region zu sorgen: Der Ausbau des Bürgisweyerbad in Madiswil mit Gästezimmern und einer erweiterten Nutzung des Umschwungs. Der in Huttwil vorgesehene Mammutpark sowie die geplante Kanu-Wildwasseranlage in Bannwil zählen ebenfalls dazu.
Enthalten im RGSK 2021 ist auch das Agglomerationsprogramm Langenthal 4. Generation, das unter dem Titel Gartenagglo ein neues Kapitel einläutet. Trat Langenthal in den Vorgängerprogrammen bislang als Einzelstadt auf, so liegt der Fokus beim Agglomerationsprogramm der 4. Generation auf der Erarbeitung eines überkommunalen Zukunftsbildes. Ziel ist es dabei, den Nutzen des Agglomerationsprogramms für den Raum Langenthal und die Nachbargemeinden aufzuzeigen.
Aus diesem Grunde wurden die umliegenden Gemeinden sowie der Verein Smaragdgebiet Oberaargau eingeladen, bei der Erarbeitung des Programms mitzuwirken, um den «Garten der Agglomeration Langenthal» gemeinsam zu gestalten.
Nachbargemeinden reden mit
Die Idee, die umliegenden Gemeinden in das neue Agglomerationsprogramm einzubeziehen, sei von Bund und Kanton in einer ersten Stellungnahme positiv bewertet worden, zeigte sich Reto Müller erfreut über diese Entwicklung, nicht zuletzt deshalb, weil der Bund für das nächste Aggloprogramm mindestens 20 000 Einwohner fordert, damit Agglo-Projekte weiterhin Geld erhalten. Da Langenthal aktuell knapp 16 000 Einwohner zählt, war die Beteiligung der umliegenden Gemeinden bei der Erarbeitung des Programms der 4. Generation fast zwingend erforderlich. Und die Zusammenarbeit mit den Nachbarn hat Laut Reto Müller dazu geführt, dass sich die Gemeinden nähergekommen seien, was laut dem Langenthaler «Stapi» einen überaus erfreulichen Nebeneffekt darstellt.
Entstehen soll nun ein Umsetzungsprogramm «Landschaft», mit 10 bis 20 Initialprojekten zur Aufwertung der Landschaft sowie des Lebensraumes vor der eigenen Haustüre. Im Fokus stehen hier laut Reto Müller vorerst die Frei- und Strassenräume, wo man erhebliche Defizite festgestellt habe. «Mit dem neuen Agglomerationsprogramm beabsichtigen wir deshalb in erster Linie die qualitative Aufwertung der bestehenden Freiräume.» Konkret bedeute dies, Langen-thals Strassenbild soll sich optisch grüner präsentieren. Als letztes Grossprojekt zur Vorprüfung beim Kanton eingereicht wurde der Richtplan Abbau, Deponie und Transporte (ADT). Dieser Plan sieht eine langfristige Sicherstellung der Region Oberaargau mit der Versorgung von Kies, Sand und Fels vor. Gleichzeitig soll auch genügend Deponieraum (für Bauschutt) für die nächsten 30 bis 45 Jahre sichergestellt werden (der «Unter-Emmentaler» berichtete).
Markus Loosli, Gemeindepräsident Herzogenbuchsee und Präsident der Kommission ADT, wies darauf hin, dass man insgesamt über ein ausgewogenes, raum- und umweltverträgliches Ver- und Entsorgungskonzept verfüge und dass man die langfristige Ver- und Entsorgung bis 2054 sicherstellen könne. Die Mitwirkungseingaben seien soweit möglich umgesetzt worden. Diese betrafen in erster Linie das Mengengerüst beim Kiesabbau, aber auch standortspezifische Anpassungen beim Kiesabbau wie auch bei den vorgesehenen Deponiestandorten.
Von Walter Ryser