In neun Jahren 200 Millionen investiert
Die Spital Region Oberaargau AG hat in den letzten zehn Jahren einen kompletten Wandel vollzogen und sich zu einem modernen Gesundheits-Dienstleistungszentrum entwickelt. Dafür hat die SRO AG rund 200 Millionen Franken investiert. Bei einem Rundgang durch die neuen Räumlichkeiten wurde den Mitgliedern des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (WVO) aufgezeigt, wofür das Geld verwendet wurde.
Hocherfreut begrüsste Béatrice Lüthi die Mitglieder des Wirtschaftsverbandes Oberaargau (WVO) zum diesjährigen Herbstanlass. Dieser fand bei der Spital Region Oberaargau (SRO) in Langenthal statt, wo sich 170 Personen einfanden.
Die WVO-Präsidentin sprach von einem nie dagewesenen Aufmarsch der Mitglieder, der beweise, dass unser Gesundheitswesen auf grosses Inte-resse stosse. Den Anlass eröffnete sie mit lobenden Worten und einem Präsent an die Adresse von Cédric Achermann, Berufsweltmeister in der Sparte Automatik. Lüthi sagte, man sei stolz darauf, im Oberaargau über einen Berufsweltmeister zu verfügen. Dieser Erfolg stelle ein überaus positives Zeichen für den regionalen Werkplatz dar. Der Altbürer Achermann absolvierte seine Lehre bei der Langenthaler Firma Ammann.
Danach gehörte das Wort den Vertretern der SRO AG. Werner Meyer (Langenthal), Verwaltungsratspräsident der SRO AG, blickte auf die jüngste Geschichte des Spitals zurück und erwähnte, dass noch vor 17 Jahren vier Amtsspitäler in Niederbipp, Herzogenbuchsee, Langenthal und Huttwil betrieben wurden. «Stellen sie sich vor, für weniger als 80 000 Personen», gab er zu verstehen.
Drei von ihnen seien in der Folge in Gesundheitszentren umgewandelt worden (Niederbipp, Herzogenbuchsee und Huttwil) und gehören seither zur Spital Region Oberaargau (SRO). Hier werden ambulante Gesundheitsdienstleistungen angeboten. Mit dem Dahlia Oberaargau sei mittlerweile auch ein wichtiger Partner im Bereich der Alters- und Pflegeangebote dazu gekommen, hielt Meyer weiter fest.
Eindrückliche Zahlen
Einen grossen Wandel habe auch das Spital Langenthal in den letzten zehn Jahren vollzogen. «Dieses wurde umfassend saniert, modernisiert und zu einem modernen Regionalspital ausgebaut», betonte der VR-Präsident.
Das sei bitter nötig gewesen, sei doch während 40 Jahren die Infrastruktur praktisch unverändert geblieben. Mit ein paar Angaben und Zahlen verdeutlichte Meyer den Wandel, der im Spital Langenthal vollzogen wurde. Begonnen hat alles im Jahr 2010 mit der Neugestaltung der Radiologie. Es folgte der Neubau des OP-Trakts, mit Labor, Zentralsterilisation, Reha- und Therapieräumen, die Sanierung des Erdgeschosses sowie des Ärztehauses.
In den Jahren 2012/13 erfolgte der Neubau der Psychiatrie. Es folgte der Neubau des Bürogebäudes sowie die Neugestaltung des Eingangsbereiches/Empfang. Vor einem Jahr wurde die Sanierung und Erweiterung des Bettenhauses Süd in Angriff genommen. Im kommenden Jahr soll dann noch ein Parkhaus erstellt sowie das Bettenhochhaus saniert und neu gestaltet werden. Gleichzeitig wurden auch bei den drei Gesundheitszentren laufend Investitionen getätigt.
Gesamthaft werden laut Meyer an den diversen SRO-Standorten zwischen 2010 und 2020 Infrastrukturanpassungen in der Höhe von rund 203 Millionen Franken vorgenommen.
Eindrücklich sind auch weitere Zahlen. Meyer erwähnte, dass die SRO AG aktuell über 1050 Mitarbeitende verfüge (832 Vollzeitstellen). Dabei betrage der Anteil Frauen 77,5 Prozent. Beschäftigt würden 79 Fachärzte und 55 Assistenzärzte. Der Jahresumsatz belief sich 2016 auf 152,2 Millionen Franken. Im letzten Jahr seien 8572 stationäre Behandlungen durchgeführt worden, habe die Auslastung 78,2 Prozent betragen, seien 603 Geburten registriert und insgesamt 6364 Opera-tionen durchgeführt worden (rund 19 pro Tag). Der Rettungsdienst habe 5658 Einsätze geleistet und dafür 215 767 Kilometer mit den Fahrzeugen zurückgelegt.
160 000 Fachpersonen rekrutieren
Andreas Kohli, Direktor der SRO AG, nahm anschliessend Stellung zu den aktuellen und kommenden Herausforderungen im nationalen Gesundheitswesen. Er erwähnte, dass das Gesundheitswesen in der Schweiz mittlerweile der grösste Arbeitgeber sei.
Das SRO habe in den letzten drei Jahren rund 80 neue Stellen geschaffen. Er sei sich bewusst, dass diese Aussage heikel sei, angesichts der stetig steigenden Kosten im Gesundheitswesen, betonte Kohli. Gerade in den Spitälern würden die höchsten Kosten im Gesundheitswesen anfallen, weshalb der Druck der Politik auf die Spitäler entsprechend hoch sei, hielt der SRO-Direktor weiter fest.
Die Kostenentwicklung und der Druck seitens der Krankenkassen, der Politik und der Öffentlichkeit stelle für die Spitäler eine der grössten Herausforderungen der Zukunft dar. Kohli skizzierte aber noch weitere Herausforderungen, mit denen sich Spitäler in naher Zukunft konfrontiert sehen und erwähnte dabei die demografische Entwicklung mit immer mehr älteren Leuten, den Anspruch der Patienten an eine hohe Verfügbarkeit sowie ein umfassendes Informationsbedürfnis. Die wachsende Regulationsdichte sowie Fach- und Berufspersonalmangel seien weitere Hürden, vor denen Spitäler stehen würden.
Gerade was den letzten Bereich anbelangt, malte Andreas Kohli ein düsteres Bild. Er wies darauf hin, dass rund 200 000 heute im Gesundheitswesen tätige Personen 2030 in Pension gehen würden. «Aufgrund der Überalterung der Bevölkerung wird bis 2030 mit zusätzlichen rund 40 000 Fachpersonen im Gesundheitsbereich gerechnet», erläuterte der SRO-Direktor.
Bis zu jenem Zeitpunkt seien unter den gegebenen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen gesamthaft rund 160 000 Fachpersonen zu rekrutieren. Was dies für die SRO AG bedeute, erläuterte Kohli abschiessend. Er erwähnte, dass man noch leistungsorientierter handeln, bessere Qualität mit knapperen Ressourcen erbringen, dass man über schlanke effiziente und standardisierte Prozesse verfügen und nicht zuletzt kontinuierliche Verbesserungen anstreben müsse.
Anschliessend wurden die WVO-Mitglieder auf einen Rundgang durch das sanierte und ausgebaute Bettenhaus Süd eingeladen, das von Dezember bis Ende Januar 2018 schrittweise in Betrieb genommen wird. Hier befinden sich neu die Abteilungen Nephrologie/Dialyse (EG), die Onkologie/Hämatologie (1. OG), das Wochenbett/Gynäkologie (2. OG), die Geburtenabteilung/Gynäkologisches Ambulatorium (3. OG) sowie die Intensivstation (4. OG). Die WVO-Mitglieder konnten sich von leistungsfähigen und modern ausgestatteten Abteilungen und Räumlichkeiten überzeugen, die sich auch im Bereich der Technik auf Topniveau befinden.
Ambitiöse Vision von Schneider-Ammann
Mit einem absoluten Highlight ging der WVO-Herbstanlass zu Ende, stattete doch der Langenthaler Bundesrat und frühere WVO-Präsident Johann Schneider-Ammann dem Anlass einen Besuch ab.
Der Bundesrat kam direkt vom ersten nationalen Digitaltag, der ihn an die ETH nach Zürich führte, anschliessend in den Zürcher Hauptbahnhof und zum Abschluss auf eine Zugfahrt in Gesellschaft mit einer Gruppe Gymnasiasten. Dabei habe er sich im Gespräch mit den Gymnasiasten erstaunlicherweise nicht über die Digitalisierung unterhalten, wunderte sich der Bundesrat und sagte: «Die hat vielmehr interessiert, wie mein Besuch beim Papst gewesen war oder über was ich mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama geredet habe», gab er lachend zu verstehen.
Die Digitalisierung beschäftige ihn aber laufend, gab er anschliessend zu verstehen, dass dieses Thema auch für den Bundesrat brandaktuell ist. Es sei unsere Aufgabe, die jungen Leute an die neue, digitalisierte Welt heranzuführen. Man könne der Digitalisierung nicht ausweichen. «Aber, es wäre falsch, wenn wir das Gefühl entwickeln würden, dass wir von der Digitalisierung überrollt werden», forderte der Langenthaler Bundesrat die anwesenden Unternehmer auf, dem Thema aktiv gegenüber zu treten.
Er verfolge dabei eine ambitiöse Vision verriet Schneider-Ammann zum Schluss: «Ich strebe weiterhin eine Vollbeschäftigung in unserem Land an, im vollen Bewusstsein, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze kosten wird», sagte er.
Er glaube jedoch, «wenn wir allen Leuten eine sinnvolle Beschäftigung anbieten können, halten wir uns viele Probleme vom Leib».
Entscheidend ist gemäss Schneider-Ammann, dass es gelingt, Startups in den Bereichen Technik, Forschung und Naturwissenschaften im Land zu halten. «Diese dürfen nicht nach Kalifornien abwandern, wir wollen diese Arbeitsplätze hier behalten», betonte der Bundesrat und stellte in Aussicht, dafür rund 500 Millionen Franken zur Verfügung zu stellen, die auf privater Basis generiert werden sollen.
Bereits hätten die beiden Grossbanken UBS und CS sowie die Mobiliar zugesagt, sich an diesem ehrgeizigen Projekt zu beteiligen. «Die Digitalisierung fordert uns enorm. In diesen Bereich müssen wir viel Energie Aufwand und finanzielle Mittel investieren. Es gilt sämtliche Schulen darauf einzustellen, die gesamte Weiterbildung muss darauf ausgerichtet werden und letztendlich gilt es alle Altersstufen nachzubilden», machte Johann Schneider-Ammann klar, dass man sich mit diesem Thema auseinandersetzen und darauf einstellen muss.
Von Walter Ryser