• Der 18-jährige Andro Kaderli aus Häusernmoos (links) spielt in Schweden für Leksands IF in der höchsten Juniorenliga. · Bild: zvg

05.12.2023
Sport

In Schweden die Karriere vorantreiben

Andro Kaderli aus Gassen bei Häusernmoos hat den Sprung ins Ausland gewagt. Bei Leksands IF spielt er seit dieser Saison in der höchsten Juniorenliga. Ausserdem ist der 18-jährige Flügelstürmer bereits zu Einsätzen in der U20-Nationalmannschaft gekommen.

Eishockey · Alle Mädchen und Knaben, die den Eishockeysport ausüben, haben den Traum einer international erfolgreichen Karriere. Es bleiben in den meisten Fällen Träume, denn nur die Allerwenigsten schaffen den Sprung. Einer, der schon einen grossen und wichtigen Schritt in Richtung Profikarriere gemacht hat, ist Andro Kaderli. Der kräftige Flügelstürmer aus Gassen bei Häusernmoos hat als 5-Jähriger in der Eishockeyschule von Brandis mit dem Eishockey begonnen und anschliessend die verschiedenen Nachwuchs-Altersstufen für den EHC Brandis absolviert. Um einen ersten Schritt vorwärts zu machen, wechselte er zur U15-Elit der SCL Young Tigers. Bei der Nachwuchsabteilung von Langnau entwickelte sich Kaderli weiter.

Von Langnau nach Schweden
Die Erfolge blieben nicht aus. Im Februar 2023 absolvierte der damals 17-Jährige sein erstes NLA-Spiel mit den SCL Tigers gegen die Lakers aus Rapperswil und spielte an einem Turnier in der Slowakei erstmals für die U18-Nationalmannschaft der Schweiz. Nicht genug. Im April war Andro Kaderli an der U18-Weltmeisterschaft in der Schweiz mit dabei. Dabei schoss er gegen Norwegen sein erstes WM-Tor. Kurz vor der Heim-WM hatte er mit den SCL Young Tigers in der Schweizer Meisterschaft der U20-Elit die Bronzemedaille gewonnen.
Im Anschluss an seine überzeugenden WM-Auftritte erhielt Kaderli von einem Agenten ein Ausland-Angebot. «Ich sagte mir, wieso eigentlich nicht. Ich hatte ja nichts zu verlieren und soeben nach zwei Jahren meiner Polymechaniker-Lehre die Zwischenprüfung abgeschlossen», so Kaderli. Dank dem finanziellen Support seiner Eltern, die ihm den nötigsten Lebensunterhalt sichern (der Verein übernimmt sämtliches Eishockeymaterial), nahm er das Angebot des schwedischen Spitzenvereins Leksands IF an. Andro Kaderli lebt in einem Studio mitten in Leksand, einer 6000 Einwohner zählenden Ortschaft in der schwedischen Provinz Dalarnas län. «Der Weg zum Stadion und zur Schule beträgt nur fünf Minuten», erzählt Kaderli. «Es gefällt mir sehr gut. Die Leute sind enorm freundlich und zuvorkommend.» Sprachlich versteht er sie Tag für Tag besser. «Ich besuche neben dem Eishockeyprogramm die Schule und lerne schwedisch», sagt Kaderli. In Schweden liegt bereits seit Wochen Schnee. Die Temperatur ist aktuell minus sieben Grad. «Es ist ein Gewöhnen», findet der Flügelstürmer. «Es ist bereits um 15.30 Uhr dunkel. Viel vom Tag hat man in Schweden nicht. Allerdings spielt mir dies auch keine Rolle, da ich ja meist in der Eishalle bin», schmunzelt Kaderli. Auch mit dem Essen ist der Schweizer fein. Seine schwedische Lieblingsspeise sind Hackfleischbällchen (Köttbullar) mit Kartoffelstock.        

Zwölf Stunden Reisezeit
Andro Kaderli läuft in der höchsten Juniorenliga «J20» von Schweden für Leksands IF auf.  Diese ist in eine Nord- und eine Südgruppe mit zusammen 21 Teams unterteilt. Kaderli spielt mit Leksands in der «Norra»-Gruppe, um die Reiserei zu reduzieren. «Trotzdem gibt es ganz andere Distanzen als in der Schweiz. Zum Auswärtsspiel gegen Luleå HF müssen drei Tage investiert werden. Die Carreise beträgt zwölf Stunden.» Nicht nur die Reiserei unterscheidet die Liga in Schweden mit jener in der Schweiz, auch das Niveau. «Dieses ist klar höher als in der U20-Elit in der Schweiz. Hier wird gutes MyHockey League-Niveau gespielt», vergleicht Kaderli. Technisch, körperlich und taktisch seien in Schweden alle Spieler ausgeglichener als in der Schweiz. «Es erträgt keinen Hänger. Ansonsten bist du schnell weg vom Fenster, weil alle Spieler so stark sind. Dies wiederum bringt mich in meiner Entwicklung weiter, weshalb ich den Schritt ja auch gewagt habe.»

Für das Profiteam empfehlen
Zehn Teams umfasst die Nordgruppe der höchsten Juniorenliga Schwedens, die von Djurgårdens IF angeführt wird. Leksands IF liegt derzeit auf dem 6. Rang. «Die Playoff-Teilnahme ist unser Ziel», erklärt der Spieler mit der Nummer 62. Der Schweizer hat sich als robuster Stürmer rasch etabliert und in den bislang 25 Partien 15 Skorerpunkte gesammelt. Gerne würde Kaderli auch nächste Saison – in seinem letzten Juniorenjahr – für die Leksand-Junioren auflaufen. Er ist bemüht, sich mit tollen Leistungen für höhere Aufgaben zu empfehlen. «Mir gefällt es in Schweden. Ich gebe mein Bestes, damit ich in die erste Mannschaft von Leksand berufen werde.» Gelingt dies, hätte Andro Kaderli in einer der besten Ligen der Welt ein optimales Sprungbrett für noch höhere Aufgaben.

Erste Länderspiele in der U20-Nati
Der Anhänger von Wayne Gretzky und Connor McDavid hat auch in der Schweizer Nati schon seine Spuren hinterlassen. Nach seinen tollen Auftritten in der U18-Nati wurde er vom ehemaligen Schweizer Spitzeneishockeyspieler Marcel Jenni in die U20-Nati berufen. In dieser absolvierte Kaderli im Juni den obligaten Fitness-Test in Magglingen. Im August erhielt er das Aufgebot für ein Fünfländerturnier in Nyköping in seiner neuen Heimat Schweden. Wegen einer Verletzung musste er aber passen.  Im November spielte er mit der Schweizer Nati ein  Fünfländerturnier in Tschechien. Nach seinen Darbietungen durfte Andro Kaderli hoffen, von Coach Marcel Jenni auch für die WM in Göteborg in der Altjahrswoche aufgeboten zu werden. Exakt während des Gesprächs mit dem «UE» erhielt Kaderli Jennis WM-Aufgebot per E-Mail. Nach rascher Durchsicht meinte Kaderli leicht ernüchtert, aber nicht enttäuscht: «Es hat nicht ganz gereicht. Ich bin auf Pikett, was heisst, dass ich nur nachrutsche, wenn sich jemand verletzt», so Kaderli. «Ich verstehe Jennis Entscheidung. Er hat mir schon vorher mitgeteilt, dass es momentan viele gute U20-Natispieler gibt.» Die U20-Nati besteht aktuell aus den Jahrgängen 2004 und 2005. Kaderli gehört mit Jahrgang 2005 zu den Jüngeren und darf sich berechtigte Hoffnungen machen, nach der WM respektive der Saison 2023/24 und dem altersbedingten Ausscheiden der Spieler mit Jahrgang 2004 wieder fix zur Auswahl zu gehören. Kaderlis Aufstieg auf Club- wie auch Nationalmannschaftsebene ist noch lange nicht beendet.

Von Stefan Leuenberger