In Schweizer Wohnimmobilien sind 2600 Milliarden Franken investiert
Die diesjährige Hauptversammlung des Hauseigentümerverbandes Burgdorf-Trachselwald stand ganz im Zeichen des schweizerischen HEV-Präsidenten Ansgar Gmür, der mit seinem Referat das Publikum in seinen Bann zog. Zu erfahren war ebenfalls, dass der bernische HEV das Referendum gegen das neue bernische Energiegesetz unterstützen werde.
Burgdorf · Wohl keine oder keiner der 355 Teilnehmenden bereute es, die jüngste Hauptversammlung des Hauseigentümerverbands Burgdorf-Trachselwald in der Markthalle in Burgdorf besucht zu haben. Schuld daran war das witzige und zwischendurch harte Wahrheiten enthaltende Referat von Ansgar Gmür, Direktor des HEV Schweiz. Der 63-jährige Gmür ist seit dem Mai 2000 Verbandsdirektor und wird dieses Jahr aufhören. Sein Nachfolger sei schon bestimmt, sagte er. Wahrend seiner Tätigkeit hat er den einstmals kleinen Verband zu einer respektablen Organisation mit 335 000 Mitgliedern gemacht. Nicht etwa, dass er danach den wohlverdienten Ruhestand geniessen will, im Gegenteil, er arbeitet hart an einem Theologiestudium mit dem Ziel, protestantischer Pfarrer zu werden. Dazu muss der einstige Katholik aber noch zum protestantischen Glauben übertreten. «Als Katholik kann ich ja als glücklich verheirateter Mann schliesslich nicht Pfarrer werden», meinte er unter dem Gelächter der Zuhörenden.
65 000 leerstehende Wohnungenim Grossraum Zürich
Seine Funktion als HEV Direktor umschreibt Ansgar Gmür so: «Oft sehe ich mich wie eine Laterne, oben solltest du leuchten und unten wirst du angepisst.» Danach kam er jedoch in seinem Referat «Plaudereien aus dem Immobilien- und Verbandsleben» zu den harten Fakten und stellte dezidiert fest, dass die Mehrheit der Immobilien in der Schweiz im Privatbesitz seien und nicht den Grossinvestoren gehören, das sei auch bei den Mehrfamilienhäusern so. «Wenn man von Immobilien spricht, so spricht man von richtig viel Geld.
Allein in Wohnimmobilien sind 2600 Milliarden investiert, unser Bundesbudget beträgt 67 Milliarden. Und wenn der Staat kein Geld mehr hat, was macht er dann? Er holt es bei den Immobilien. Als Frankreich, Italien und etliche andere Staaten kein Geld mehr hatten, führten sie eine Immobiliensteuer ein», sagte Gmür. Bedenklich sei, dass ganz Europa und die USA eine riesige Schuldenlast äufne, doch niemand habe ein Rezept, wie man diese einmal zurückzahle.
Auf die Schweiz bezogen meinte Gmür, wenn Zürich wirtschaftlich mal huste, dann würden die anderen Kantone bereits auf der Intensivstation liegen. Interessant seine Ausführungen zum Wohnungsmarkt in der Region Zürich: «In der Stadt selber sind die Wohnungen teuer, doch vor den Toren von Zürich stehen heute 65 000 Wohnungen zu günstigen Mietzinsen leer, Tendenz stark steigend. Nehmen wir pro Wohnung einen Mietzins von bescheidenen 1000 Franken an, so ergibt das 780 Millionen Franken Mietzinseinnahmen pro Jahr, die entfallen.»
Referendum gegen das bernische Energiegesetz wird unterstützt
Sowohl Präsident Christoph Käser wie Vorstandsmitglied und Grossrätin Andrea Gschwend-Pieren orientierten über den aktuellen Stand des an sich schon strengen Energiegesetzes 2012. Bekanntlich steht schon wieder eine Revision an mit noch mehr drastischen Einschränkungen für die Liegenschaftsbesitzer.
Sie erläuterten die vorgesehenen Massnahmen, die vor allem die Eigenheimbesitzer zusätzlich nochmals massiv belasten dürften. Käser sprach dabei von einem vorauseilenden Gehorsam der Berner Regierung, der weit über das Ziel hinaus schiesse. Dazu komme, dass die Gemeinden in ihren Reglementen und Verordnungen noch einschneidendere Massnahmen verfügen können als der Kanton.
Der Kantonale Hauseigentümerverband will deshalb das Referendum gegen das Gesetz unterstützen, und Christoph Käser ermunterte die Mitglieder «seiner» Sektion, die Referendumsbogen in eigenem Interesse zu unterzeichnen.
Keinen Anlass zu Diskussionen gab die Jahresrechnung 2017, die von Christoph Wyss vorgestellt wurde. Bei einem Aufwand von 266 163 Franken und Einnahmen von 246 365 Franken resultierte ein Verlust von 19 798 Franken, welcher zur Hauptsache auf erhöhte Beiträge an den Schweizerischen Hauseigentümerverband zurückzuführen war. Der ausgeglichene Voranschlag 2018 rechnet mit einem Aufwand/Ertrag von 264 700 Franken, wobei hier als ausserordentliche Ausgaben die Teilnahmen an der BUGA (Burgdorfer Gewerbeausstellung) und der Koppiger Gewerbeausstellung enthalten sind.
Von Ernst Marti