In Stein gemeisselt – oder ins Herz geschrieben
16 «goldene» Konfirmandinnen und Konfirmanden nahmen am «Jubiläumsgottesdienst» in Trachselwald teil; am Palmsonntag vor 50 Jahren waren sie hier gemeinsam konfirmiert worden. Mit Taufe und Beteiligung einer KUW-Klasse erlebten die Anwesenden einen ausgesprochenen Generationenanlass.
Trachselwald · Wunderschön frühlingshaft und mit viel Liebe hatte das Team der Gärtnerei Gfeller die Kirche Trachselwald auch für diesen Gottesdienst geschmückt.
Pfarrer Peter Schwab verstand es hervorragend, Jung und Alt in den Gottesdienst einzubinden. Die KUW-4./5.-Klässler unterstrichen seine einlei-tenden Worte mit dem erfrischenden Gesang «Preiset den Herrn, Hallelujah». Weil ja nicht jedermann Deutsch spricht, folgte das Lied auf Französisch, Englisch und Russisch. In der Kirche Trachselwald hatte nun garantiert jeder den Sinn der Worte verstanden ... Sonst hatten die Kirchenbesucher jedenfalls die Möglichkeit, selbst in Mundart kräftig mitzusingen.
Nach einer kleinen «Sommerzeit-Turnübung» hielt die fröhliche Laune definitiv Einzug – genau das, was Peter Schwab bezweckte. Wie vor über 2000 Jahren, als Jesus in Jerusalem einzog, als ihm das Volk als Zeichen seines Königtums zujubelte und ihm Palmenzweige streute. Dies geschah nur wenige Tage bevor er für dieses Volk und alle Menschen der Erde unter unmenschlichen Qualen am Kreuz starb.
«Es gehört sich so …»
Von der KUW-Klasse folgte das hebräische «Preiset den Herrn», dann durfte der Pfarrer mit grosser Freude den kleinen Nino Fuhrer taufen. Das «Generationenprogramm» machte anschliessend einen grossen Sprung zurück, als vor 50 Jahren in der Kirche Trachselwald Konfirmation gefeiert wurde. Nicht in einem offenen, fröhlichen Gottesdienst mit Kindern und KUW-Klassen. Eindrücklich, aber ernsthaft, nach strenger Unterweisungszeit und oft auch nach strenger Kindheit. Es «gehörte sich so», dass die Mädchen dunkel und mit weissem Kragen, die Knaben ebenfalls dunkel, mit weissen Hemden und Krawatte gekleidet waren. Auch Glaube und Unterricht «gehörten sich so». Vielmehr als in der heutigen reformierten Kirche war der Glaube, waren die kirchlichen Rituale und deren Abläufe damals noch «in Stein gemeisselt». Heute, so Pfarrer Schwab, dürfe der Glaube ins Herz geschrieben sein, lasse die Religion der Fröhlichkeit Raum, lasse Toleranz gegenüber Andersgläubigen zu.
Grundsätzliches bleibt
Das Grundsätzliche aber bleibe in Stein gemeisselt – die zehn Gebote. Nach den Predigtgedanken zu den zehn Geboten, die über viele Jahrhunderte auswendig gelernt wurden und bis heute zum kirchlichen Grundwissen gehören, durften die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher zum Thema ein kleines Quiz lösen. Bei der Auflösung waren wiederum die KUW-Schülerinnen und -Schüler behilflich.
Kirchgemeinderätin Gisela Staub begrüsste die 16 «goldenen» Konfirmandinnen und Konfirmanden mit einer Lebensgeschichte, bevor sie ihnen gemeinsam mit dem Pfarrer die Jubiläumsurkunde überreichte.
Genau in dem Moment, als zum Abschluss des Gottesdienstes alle gemeinsam das Lied von Jörg Zink und Rainer Röhricht, «Wir glauben an Gott», sprachen, durchbrach die Sonne vollends die Wolken und leuchtete mit ganzer Kraft durch die Kirchenfenster. Sie unterstrich damit die Fröhlichkeit, die Dankbarkeit und den stärkenden Glauben, der den «Generationengottesdienst» geprägt hat. Beim Kaffee konnten sich die Jubilarinnen und Jubilaren endlich «richtig» begrüssen, Gedanken zu «weisch no» austauschen und anschliessend im «Krummholzbad» das Mittagessen geniessen.
Von Liselotte Jost-Zürcher