Inäbnit: «Das Jahr war herausfordernd»
Daniel Inäbnit leitet seit einem Jahr den Sozialdienst Region Trachselwald (SRT). Der 56-jährige Emmentaler spricht von einem herausfordernden Jahr – nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie. An der Versammlung des Verbandsparlaments des SRT wurde das Budget für das kommende Jahr angenommen – ein Kürzungsantrag wurde abgelehnt. Die Kostenentwicklung bereitet jedoch Sorge.
Trachselwald · «Mein Start war schwierig und herausfordernd», sagt Daniel Inäbnit. Gleich zwei Unfälle musste der neue Geschäftsführer kurz nach Arbeitsbeginn verkraften. Bis heute hat sich der erfahrene Geschäftsmann davon wieder erholt. Hinzu kam noch die erschwerte Lage mit der Corona-Pandemie.
Der Sozialdienst wurde dadurch vor eine grosse Herausforderung gestellt. Im Lockdown waren die beiden Standorte für sechs Wochen geschlossen. «In dieser Zeit haben wir unsere Klientinnen und Klienten per E-Mail und Telefon betreut, und es wurde bei den Beratungsstellen ein separater Briefkasten eingerichtet.» Doch das stiess an gewisse Grenzen. «Die Klienten benötigen einen direkten und physischen Ansprechpartner, um die Geschäfte optimal abwickeln zu können», bestätigt Daniel Inäbnit. Das Homeoffice hingegen war für viele Angestellte ein Pluspunkt, da etliche einen weiten Arbeitsweg haben. Der Sozialdienst hält auch in Zeiten nach Corona am Homeoffice fest. Alle Angestellten dürfen höchstens einen Viertel ihrer Arbeitszeit von zu Hause ausarbeiten. Der Sozialdienst Region Trachselwald ist der einzige Sozialdienst im Kanton Bern, welcher zwei Standorte betreibt. Nämlich in Huttwil und Sumiswald.
Kaum Fluktuationen seit einem Jahr
«Ich habe mir im ersten Jahr das Ziel von Kontinuität und Stabilität gesetzt», sagt Inäbnit. Dies ist dem erfahrenen Geschäftsmann vollumfänglich gelungen. Während der Sozialdienst unter der Leitung von Daniel Inäbnit nur drei Personal-Fluktuationen aufwies, waren es ein Jahr zuvor noch satte 21 Wechsel. Das ist mehr als jede zweite Arbeitsstelle. «Es ist sehr wichtig, eine gewisse Stabilität beizubehalten», betont der 56-Jährige.
Daniel Inäbnit ist verheiratet und wohnt in Bowil. Der Jurist leitete vor seiner Tätigkeit beim Sozialdienst, unter anderem den Rechtsdienst der BLS Transit AG und war mehr als zehn Jahre im Steuer- und Finanzmarktbereich tätig. Vor dem Schritt an die Huttwiler Bahnhofstrasse war er Kirchenschreiber der reformierten Kirchgemeinde Bern-Jura-Solothurn. «Als Branchenfremder bin ich in den Sozialdienst gekommen und fühle mich hier wohl», sagt er.
Vermutlich bald mehr Fälle
«Derzeit kann ich nicht bestätigen, dass wir aufgrund der Corona-Pandemie mehr Fälle betreuen. Wir gehen aber davon aus, dass wir im Jahr 2022 und den Folgejahren die Auswirkungen der Pandemie spüren werden», betont der Geschäftsführer. Wie viele Fälle es dann tatsächlich mehr sein werden, ist derzeit völlig unklar. «Wir wollen den Menschen wieder eine Perspektive bieten. Sei es jungen, die nie den Tritt fassen konnten, oder den älteren, welche den Job verloren haben.»
Leichte Kürzung der Stellenprozente
An der Versammlung des Verbandsparlaments SRT waren 12 der insgesamt 13 Verbandsgemeinden anwesend. Präsidentin Therese Löffel hielt in ihrer Begrüssung fest, dass der Neustart des SRT geglückt sei: Alle vakanten Stellen sind wiederbesetzt, Altlasten wurden abgebaut und der Betrieb hat sich stabilisiert und konsolidiert. Man sei aber nach wie vor in einer fragilen Aufbauphase. Weiter verdankte Therese Löffel die gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Diese Zusammenarbeit sei sehr wichtig und werde auch in Zukunft weiter ausgebaut. Das erste zu behandelnde Geschäft war der Stellenplan 2021: Der Gesamtstellenetat des SRT sieht eine Reduktion der Stellenprozente auf 2985 vor. Dies sind 25 Stellenprozente weniger als aktuell. Der Stellenplan 2021 wurde einstimmig angenommen.
Budget: Kürzungsantrag abgelehnt
Zu reden gab das Budget 2021: Dieses rechnet mit einem Aufwandüberschuss von 935 300 Franken. Mehraufwendungen verursachen insbesondere höhere Versicherungsprämien, zusätzliche Lizenzanschaffungen im IT-
Bereich, höhere Personalkosten und die vom Verbandsparlament an der letzten Versammlung beschlossenen Mitfinanzierung der Bereitsteller von kommunalen Integrationsangeboten im Gebiet des SRT.
Der Gemeindepräsident von Rüegsau, Andreas Hängärtner, lobte ausdrücklich die Arbeit des Verbandsrats und des Sozialdienstes. Gleichwohl stellte er den Antrag, dem Budget 2021 mit der Auflage einer Aufwandkürzung von 100 000 Franken zuzustimmen. Es gebe ein gewisses Sparpotenzial, das bislang nicht ausgeschöpft worden sei. In der Gemeinde müsse gespart werden, da müsse der SRT mitziehen. Andreas Meister, Gemeindepräsident von Lützelflüh, verdanke ebenfalls die gute Arbeit des Verbandsrats und des Sozialdienstes. Die Kostenentwicklung müsse jedoch in den nächsten Jahren eingedämmt werden. Diesem Votum schlossen sich weitere Rednerinnen und Redner an.
Die Präsidentin Therese Löffel warb für eine Annahme des Budgets 2021 ohne Kürzung. Dem Verbandsrat und der Geschäftsleitung bereite die Kostenentwicklung ebenfalls Sorge. Viele Budgetpositionen seien jedoch nicht beeinflussbar. Dort, wo man Handlungsspielraum habe, werde genau hingeschaut, ob das Geld ausgegeben werden kann oder nicht. Der Verbandsrat habe grosses Verständnis für die Gemeinden, letztlich sitze man im gleichen Boot. Therese Löffel will die bereits gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden künftig noch vertiefen. Auch Matthias Moser, Vizepräsident des SRT, legte sich «mächtig ins Zeug» für eine Annahme des Budgets ohne Kürzung. Er betonte, dass der Verbandsrat die Auffassung vertrete, dass im Budget 2021 keine Reserven mehr drin sind, weshalb der Handlungsspielraum zur Kostenreduktion eng begrenzt sei. Der Antrag von Andreas Hängärtner wurde mit 9 Ja-Stimmen zu 20 Nein-Stimmen bei 3 Enthaltungen abgelehnt. Das Budget 2021 wurde in der Folge mit 23 Ja-Stimmen zu 4-Nein Stimmen bei 5 Enthaltungen angenommen. Man habe die Signale verstanden, so die Präsidentin und der Vizepräsident in ihren Schlussworten.
Neue Mitglieder im Verbandsrat
Weiter waren zwei Mitglieder des Verbandsrates neu zu wählen. Präsidentin Therese Löffel würdigte zuerst Heidi Uebelhart und Marguerite Haslebacher, die auf Ende Jahr aus dem Verbandsrat des SRT ausscheiden, und verdankte ihren grossen Einsatz. Nachfolgerinnen werden Cornelia Krall, Sumiswald, und Sonja Straumann, Eriswil. Sie wurden mit Applaus für die verbleibende Amtsdauer bis am 31. Dezember 2023 gewählt. Schliesslich wählte das Verbandsparlament mit der Firma Fankhauser & Partner in Huttwil eine neue Revisionsstelle. Der Entscheid fiel einstimmig aus.
Von Yanick Kurth/pd