Informativ und sogar fesselnd
5. Sportforum Oberaargau in Huttwil – Sehr gut besucht war das diesjährige Sportforum Oberaargau, welches im Campus Perspektiven in Huttwil stattfand. Ehrengast Rollstuhlsportler Heinz Frei fesselte die Anwesenden mit seinen Ausführungen. Die restlichen Referate waren sehr informativ.
Sportorganisation · Beim fünften Sportforum Oberaargau in der Gymnastikhalle des Campus Perspektiven in Huttwil waren viele Sportverantwortliche der Gemeinden, Vereinsvertretungen und weitere Interessierte zu Gast, als «Rollstuhlsport-Legende Heinz Frei» – so wurde der prominente Gast von Szenenkenner und Freund Samuel Lanz aus Huttwil mitsamt der Nennung seiner unzähligen Erfolge herzlich begrüsst – packend von seinem Leben im Rollstuhl berichtete.
Der eindrückliche Weg an die Spitze
Frei gab den Anwesenden einen Einblick, wie sich sein Leben nach dem tragischen Sturz beim Einlaufen zur Berglaufstrecke der Seelistafette 1978 veränderte. «Die Tatsache «lebenslänglich» gab mir als 20-jähriger Bewegungsmensch am Anfang wenig Perspektiven», schilderte Frei. «Viel später war die Tatsache, ‹nur› Para- und nicht Tetraplegiker zu sein, ein kleiner Trost.» Absolut fesselnd berichtete der in Oberbipp wohnende Etziker, wie er anfangs keine Möglichkeit für den Sport gesehen hat («die Perspektiven fehlten gänzlich»), um sich dann Schritt für Schritt an die Weltspitze des Rennrollstuhl- sowie Handbike-Sports zu kämpfen. «Ich kann nicht mehr auf eigenen Beinen stehen. Also habe ich mich gefragt, ob ich allenfalls eine Chance habe, mein Leben in die eigenen Hände zu bekommen.» Heinz Frei hat es gepackt.
Er lernte seinen Körper neu kennen, ging seinem Beruf weiter nach, gründete eine Familie mit Kindern und integrierte sich mit einem ungeheuren Willen, ansteckender Freude sowie positivem Denken fast problemlos im Alltag. Und, was längst überall bekannt ist, wurde als 15-facher Paralympics-Sieger einer der erfolgreichsten Schweizer Sportler aller Zeiten, der auch im Alter von 60 Jahren noch zur Weltspitze gehört.
Fritz Aebi, passionierter Orientierungsläufer aus Oberönz und Präsident der Arbeitsgruppe Sport, orientierte die Anwesenden über den Stand des Oberaargauer Nachwuchs-Labels, für welches im Sommer ein Reglement ausgearbeitet wurde. «Es konnten tatsächlich erste Projekte unterstützt werden», sagte Aebi. Skifahrerin Daria Zurlinden aus Niederbipp wird drei Jahre lang finanziell unterstützt. Ebenso der weibliche Nachwuchs des Handballvereins Herzogenbuchsee (zur Heranführung ans NLA-Damenteam). Ebenfalls werden Projekte im Curling und in der Rhythmischen Sportgymnastik unterstützt. «Wir sind offen für weitere Vorschläge. Wir können laufend neue Projekteingaben prüfen», informierte Aebi. Die Zusammenarbeit zwischen dem Donnerstag-Club sowie dem Club 88 Region Huttwil ermöglicht diese finanziellen Unterstützungen von ambitionierten Sportprojekten für Talente im Alter zwischen 14 und 20 Jahren der Region Oberaargau. Jürg Lüthi vom Handballverein Herzogenbuchsee zeigte den Anwesenden in der Folge auf, wie der finanzielle Support genutzt wird.
Ein Hallenbad korrekt finanzieren
«Infrastruktur ist kommunal – die Nutzung aber regional.» Unter dem Titel stellte Redner Rainer Gilg, Geschäftsführer der BPM Sports GmbH, ein Finanzierungskonzept für Hallenbäder in der Ostschweiz vor. Er zeigte auf, dass die Standortgemeinden heute ein Hallenbad praktisch nicht mehr stemmen können. «Sie tragen im Verhältnis häufig zu hohe Kosten», sagte Gilg. Eine Eintrittsstatistik brachte Erstaunliches zu Tage. Nur 42 Prozent der Besucher des Hallenbades St. Gallen stammen aus St. Gallen. Im Hallenbad Herisau waren es sogar nur 27 Prozent Einheimische. «Alle Gemeinden der Region sollen sich an den Kosten eines Schwimmbads beteiligen», meinte Gilg. «Die Bewohner aus Ortschaften, die sich nicht an der Finanzierung beteiligen, müssen mehr Eintritt bezahlen», führte Gilg aus. «Die Umsetzung ist schwierig, aber machbar. Und die höheren Eintritte sollen die bisher nicht interessierten Gemeinden doch noch vom Eintritt in den Verbund überzeugen.» Dieses Beispiel zeigte auf, dass sich auch die Verantwortlichen beim sich im Umbau befindenden Hallenbad Herzogenbuchsee Gedanken machen sollten. «Nur mit einer überregionalen Trägerschaft ist es möglich, sportliche Infrastruktur zu sichern und zu entwickeln», meinte Gilg überzeugt.
Von Stefan Leuenberger