• Roland Christen (ganz links) und Hans Peter-Suppiger (ganz rechts) erklären Kurt Zgraggen (zweiter von links) und Christoph Lang, Geschäftsführer ITZ, wie die Pflanzenkohle zukünftig in der Quellwasserfassung als Filter zum Einsatz kommen soll. · Bilder: zvg

  • Die Pflanzenkohle ist eine Mischung aus unterschiedlich grossen Kohlestücken. Daraus ergibt sich eine riesige Oberfläche, an der die Schadstoffe besser anhaften können.

23.11.2023
Luzerner Hinterland

Innovativer Landwirt erhält Berghilfe-Preis

Ein Trinkwasserfilter aus Pflanzenkohle – eine Anwendung, die bereits vielerorts zum Einsatz kommt. Nun gehen der Landwirt Hans Peter-Suppiger aus Luthern und der Biochemiker Roland Christen (Kiesen) noch einen Schritt weiter. Sie wollen aus feiner, regional verarbeiteter Pflanzenkohle einen Wasserfilter entwickeln, der Schad- und Giftstoffe noch effektiver aus dem Quellwasser filtert. Für diese Idee erhalten die beiden den «Ideenscheck für Berggebiete» 2023. Der mit 15 000 Franken dotierte Preis wird zum sechsten Mal von der Schweizer Berghilfe und dem Verein ITZ InnovationsTransfer Zentralschweiz verliehen.

Luthern · In Luthern, 200 Meter oberhalb von Hans Peters Landwirtschafts­betrieb, steht die hauseigene Quellwasserfassung. Sie versorgt zwei Haushalte mit Trinkwasser: Den von Hans Peter mit seiner Familie und den Haushalt seines Nachbarn. «So viel Wasser wie heute habe ich in der Quellwasserfassung noch nie gesehen», staunt Hans Peter, als er die Luke der Quellfassung öffnet. Dafür verantwortlich ist der viele Regen der letzten Tage. «Es gibt aber auch Tage, da kommt wenig bis gar kein Wasser», sagt der Landwirt. Private Quellwasserfassungen wie diejenige von Hans Peter gibt es in der Region Luthern etwa 200 Mal; gesamtschweizerisch sind es schätzungsweise zwischen 30 000 und 35 000. Doch das Wasser aus diesen Quellen ist nicht immer unbedenklich: «Weltweit gelangen unzählige Schadstoffe in die Atmosphäre, die durch Niederschläge in unseren Bergregionen landen. Man nennt das im Fachjargon ‹Globale Destillation›», sagt Roland Christen, Inhaber von InfraTrace GmbH. Der Biochemiker ist Spezialist für Pflanzenkohle und tüftelt bereits seit vielen Jahren an Methoden herum, wie dieses Material am besten verwertet werden kann. Unter anderem auch für die Filterung von Quellwasser: «Durch die grosse Oberfläche des Kohlenstoffs hat die Pflanzenkohle eine hohe Absorptionskraft. Das heisst, sie agiert im Grunde wie ein Schwamm und kann so Schad- und Giftstoffe binden», erklärt Roland Christen. Mit der Idee, eine einfache Lösung für die Filterung von Quellwasser mit Hilfe von Pflanzenkohle herzustellen, machte er sich auf die Suche nach einer passenden Trinkwasserquelle für Testversuche, und kam so in Kontakt mit Hans Peter-Suppiger.

Herstellungskreislauf bleibt in der Region
Trinkwasserfilter aus Pflanzenkohle kommen bereits seit vielen Jahren in Kläranlagen zum Einsatz. Zum Quellwasserfilter von Hans Peter und Roland Christen gibt es aber einen signifikanten Unterschied. «Die Pflanzenkohle, die für unseren Filter zum Einsatz kommt, ist eine Mischung aus unterschiedlich grossen Kohlestücken. Daraus ergibt sich eine riesige Oberfläche, an welcher die Schadstoffe besser anhaften können. Mit dieser sogenannten Aktivkohle haben wir die Möglichkeit, noch mehr schädliche Stoffe aus dem Wasser zu filtern», sagt Roland Christen. Zudem werden marktübliche Trinkwasserfilter mehrheitlich aus fossilen Ausgangsstoffen wie Erdöl oder Erdgas gewonnen. «Unsere Pflanzenkohle gewinnen wir aus einheimischen Holzresten. So stellen wir sicher, dass der Herstellungskreislauf in der Region stattfindet», sagt Hans Peter. Die Pflanzenkohle wird durch ein Pyrolyseverfahren hergestellt, wobei Holz­reste unter Ausschluss von Sauerstoff erhitzt werden. Am Ende entsteht ein kohlenstoffreiches, schwarzes Produkt, welches wie ein Schwamm für Nährstoffe wirkt. Zudem kann es als Lebensraum für Mikroorganismen dienen.

Gewinn wird in Prototyp und Probeanalysen investiert
Die Idee, mit einem einheimischen Produkt das Wasser aus Quellfassungen zu filtern und sauber aufzubereiten, hat die Jury des «Ideenscheck für Berggebiete» überzeugt. Der mit 15 000 Franken dotierte Innovationspreis wird von der Schweizer Berghilfe gestiftet und wird gemeinsam mit dem Verein ITZ InnovationsTransfer Zentralschweiz verliehen. «Wir freuen uns riesig über diese Anerkennung. Nun können wir das Projekt auf die nächste Stufe hieven», sagt Roland Christen. Mit der Preissumme sollen nun ein erster Prototyp für die Trinkwasserquellfassung oberhalb von Hans Peters Landwirtschafts­betrieb ange­fertigt und ein Jahr lang regelmässig Probeanalysen durchgeführt werden. «In einem Jahr haben wir dann Gewissheit, sobald wir die Proben genau analysiert haben», sagt der Landwirt. Kurt Zgraggen, Geschäftsführer der Schweizer Berghilfe, sieht in dem Projekt grosses Potenzial: «Mit der Möglichkeit, mit Pflanzenkohle Quellwasser zu filtern, sorgen Hans Peter und Roland Christen nicht nur dafür, dass die Qualität des Trinkwassers für viele Haushalte besser wird, sondern sie nutzen auch einen einheimischen Rohstoff. Ich würde mich nicht wundern, wenn dieser Quellwasserfilter bald schweizweit zum Einsatz kommt.»

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