Interessantes Bäregg-Forum mit Regierungsrat Christoph Ammann
Das 63. Bäreggforum widmete sich mit dem Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann den Perspektiven der Emmentaler Landwirtschaft, während der neue Lanat-Leiter Christian Hofer die Gelegenheit wahrnahm, sich den Emmentaler Bauern und Bäuerinnen näher vorzustellen.
Bärau · In der intensiven Diskussion nach den Gastreferaten von Christoph Ammann und Lanat-Leiter Christian Hofer am Bäregg-Forum brachte es die Bäuerin Elsbeth Bütikofer auf den Punkt, wie die Zukunft der Emmentaler Landwirtschaft auszusehen hat. «Wir wollen auch zukünftig Käse und Fleisch produzieren.»
Dieses Votum musste auch den Gast aus dem Waadtland angesprochen haben. Als Leiter des Waadtländer Landwirtschaftsamt war Frédéric Brand von den Voten der Diskussionsteilnehmer und dem offensichtlich bäuerlichen Geist, der im Emmental noch anzutreffen ist, erstaunt.
Konkrete Massnahmen fehlen
Aus beruflichen Gründen war Brand natürlich auch gespannt darauf, wie die beiden Referenten Stellung zum gestellten Tagesthema «Perspektiven der Emmentaler Landwirtschaft» nehmen würden. Vorweg darf genommen werden, dass weder der Berner Regierungsrat Christoph Ammann noch der erst seit zwei Wochen als Leiter des Lanat amtierende Christian Hofer konkrete Massnahmen zur Erhaltung und Förderung der emmentalischen Landwirtschaft anpreisen konnten.
Für die emmentalische Kulturlandschaft setzte sich Heinz Kämpfer, Landwirt und ehemaliger Gemeinderat aus Affoltern, ein, denn er umschrieb das Emmental nicht nur als Grünlandzone, sondern stellte die Gegend als kleinen Kanton Bern mit vielseitigen klimatischen Bedingungen und dementsprechend unterschiedlichsten Produktionsmöglichkeiten vor. Dies lehnte er an die Aussage von Ammann an, der den Wunsch äusserte, dass der Kanton Bern als grösster schweizerischer Landwirtschaftskanton erhalten werden kann und repräsentativen Charakter für die schweizerische Landwirtschaft hat.
Einflussnahme des Kantons beschränkt
Ammann gab aber auch zu bedenken, dass die Einflussmöglichkeiten des Kantons auf die Agrarpolitik beschränkt seien und die Vollzugsaufgaben, die vom Bund vorgegeben werden, durchzuführen sind. Dennoch versuche der Kanton Einfluss auf die nationale Agrarpolitik zu nehmen.
An die arbeitsintensiven und goldigen 80er-Jahre erinnerte der Landwirt Fritz Langenegger. Daraus leitete er aber die Frage ab, ob wir heute noch genügend Jugendliche haben, die die landwirtschaftliche Produktion weiterführen werden.
Erfreuliches Bild von der Jugend
Hofer fühlte sich durch dieses Votum sehr angesprochen und sagte dazu: «Ich habe ein erfreuliches Bild von der bäuerlichen Jugend erhalten.» Sie sei vielseitig interessiert und zeige sich von der innovativen Seite. Von echten Zukunftschancen der in der Ausbildung stehenden Jungen sprach auch Christoph Ammann. Er zeigte sich erstaunt über das Interesse der jungen Bauern an den Möglichkeiten, die auch die Digitalisierung für die Landwirtschaft bringen könne. «Herr Ammann, ihr meint es gut mit den Emmentaler Bauern», sagte der Landwirt Urs Stalder in der Diskussion und führte dann auch selbstkritisch an, dass die Bauern noch näher zusammenstehen müssten. Im Emmental, so Ammann in seinen Ausführungen, war die Landwirtschaft schon immer stark und gut verankert. Zudem bilde die Landwirtschaft mit den vor- und nachgelagerten Branchen hier ein wichtiges volkswirtschaftliches Standbein. Das erfordere auch in Zukunft eine aktive interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die schweizerische Landwirtschaft, so ging der Regierungsrat einen Schritt weiter, habe Zukunft. Die Landwirte seien aber als Unternehmer gefordert. Als Regierungsrat sei er auch als Volkswirtschaftsdirektor für die Landwirtschaft und die Natur zuständig. Dazu ergänzte Lanat-Leiter Christian Hofer in seinen Gedanken, dass der Auftrag der Landwirtschaft mit der Unterstützung des Lanat «die Pflege und Nutzung der Kulturlandschaft im Gleichgewicht» zu halten habe. Schliesslich sei das Emmental ein wichtiger Lieferant von Milch- und Fleischprodukten und ein bedeutendes Naherholungsgebiet. Daraus leitete Hofer ab, dass die Region selbst zukunftsweisende Perspektiven und Strategien selbst an die Hand nehmen müsse. Er sprach sich auch für die Selbstverantwortung der Landwirtschaft aus. Dem setzte er entgegen, dass die Kernaufgabe des Staates sei, dazu gute Rahmenbedingungen zu schaffen+. Als ehemaliger Vizedirektor im BLW fragte sich Christian Hofer: Vielleicht hat sich die Landwirtschaft in der Vergangenheit zu stark auf die Agrarpolitik verlassen? Da konnte ihn der Präsident des Berner Bauernverbandes nur unterstützen, sagte er doch, dass die Bauern und Bäuerinnen selbst nach zukunftsträchtigen Lösungen suchen und sich nicht zu viel auf die Politk verlassen müssen.
Dazu ein Vergleich: Die Emmentaler Viehzüchter haben mit ihrer 23. Starparade vom letzten Sonntag ihre züchterische Arbeit in faszinierender Weise vorgestellt und mit der Schau bewiesen, dass sie sich in der Viehzucht den veränderten Bedürfnissen überzeugt angepasst haben.
Die Grundlage des Erfolges liegt darin, gute Genetik zu nutzen und die weitere Verbesserung der Zucht über neues Blut zu schaffen. Dieses Grundprinzip des nachhaltigen Erfolges sollte auch im agrarpolitischen Bereich gezielter genutzt werden.
Von Rolf Bleisch