• Kirchgemeindepräsident Oliver Bindy (links) mit dem neuen Kirchenratsmitglied Ruedi Leutert. · Bild: Marianne Ruch

31.05.2023
Oberaargau

«Ja, wir haben noch den richtigen Pfarrer»

Die Kirchgemeindeversammlung in Madiswil war schnell abgehandelt und es gab keinen Anlass zu Diskussionen. Auch nicht das Traktandum «Beantwortung Petition». Die Antwort hierzu war klar: «Ja, wir haben noch den richtigen Pfarrer». Als neues Kirchenratsmitglied wurde Ruedi Leutert still gewählt.

Madiswil · Ob die Anwesenden die Antwort auf die vor einem Jahr eingesandte Petition «Haben wir noch den richtigen Pfarrer für unsere Kirchgemeinde?» (der «Unter-Emmentaler» berichtete) mit grosser Spannung erwarteten, war an der Versammlung nicht zu spüren. Kirchgemeinderatspräsident Oliver Bindy erläuterte den Anwesenden die getätigten Aktivitäten des letzten Jahres, nachdem die Petition eingegangen war. «Wir haben umgehend Massnahmen ergriffen, indem wir mit dem Regionalpfarrer und den zuständigen Stellen der reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn und auch dem Rechtsdienst Kontakt aufgenommen haben. Ebenfalls fanden gemeinsame Gespräche statt, dies unter der Leitung einer externen Mediatorin, zwischen Pfarrer Thomas Hurni, Katechetin Hermine Hurni-Liechti, dem Regionalpfarrer und dem Kirchgemeinderat. Mit Pfarrer Thomas Hurni haben wir Vereinbarungen getroffen und mit ihm zusammen den Stellenbeschrieb aktualisiert», erklärte der Präsident. Alles in allem sei es eine intensive und kräfte- zehrende Zeit gewesen. Die vielen positiven Rückmeldungen, auch von Petitionsmitgliedern, hätten aber gezeigt, dass der richtige Weg eingeschlagen worden sei und daher war dann auch die Antwort auf die Petition klar: «Ja, wir haben noch den richtigen Pfarrer.» Pfarrer Thomas Hurni berichtet seinerseits von einer sehr belastenden Zeit für ihn und seine Familie und fuhr fort. «Ich habe die Gottesdienste nun persönlicher gestaltet und den Besuchen bei Kirchenmitgliedern mehr Priorität gegeben. Die vielen positiven Rückmeldungen haben mich bestärkt.» Im Anschluss äusserte er grossen Dank an den Gemeinderat für die heutige Antwort auf die Petition, welche mit grossem Applaus und ohne weitere Wortmeldungen gewürdigt wurde.

Positive Jahresrechnung
Finanzverwalter Kurt Wyssmann konnte den Versammelten aus seiner Sicht eine sehr erfreuliche Jahres­rech­nung 2022 aufzeigen. Diese schloss bei einem Aufwand und Ertrag von 477 045.85 Franken ausgeglichen ab. Die rund 40 000 Franken höheren Steuererträge konnte dem Erneuerungsfond für kirchliche Liegenschaften gutgeschrieben werden. Ebenfalls rund 12 000 Franken weniger Sach-und Betriebsaufwand taten das ihre für das ausgeglichene Ergebnis. «Die Kirche hat ausserdem keine Schulden, was doch sehr erfreulich ist», ergänzte er. Die Jahresrechnung sowie der Nachkredit «Einlage Fonds Pfrundliegenschaft» in der Höhe von 49 023.83 Franken wurde von allen 35 Stimmberechtigten (2,69 Prozent von 1300) einstimmig genehmigt.

Neues Kirchenratsmitglied
Kirchgemeindepräsident Olivier Bin­dy hiess das neue Kirchenratsmitglied Ruedi Leutert, welcher still gewählt wurde, willkommen und zeigte sich sehr erfreut, nun den siebten Sitz im Rat wieder besetzt zu wissen.
Die neu geschaffene Stelle für die Jugendarbeit und die KUW-Unterrichte konnte mit Jürg Steiner besetzt werden. «Ich freue mich sehr auf die Aufgabe und die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen», sagte dieser. Weiter informierte Oliver Bindy über die neuen In-und Auslandsprojekte, welche unter anderem die Mission Schweiz Gemeinschaft, Pakistan, Licht im Osten, Arbeit Jugend und Familie und Christliche Gassenarbeit Bern beinhalten. Die Versammlung stimmte auch diesem Traktandum mit einer Enthaltung zu. Zum Abschluss informierte der Kirchgemeindepräsident über die lange Nacht der Kirchen und über die Ausstellung «ZEDER», welche der Verdingkinder im Kanton Bern gedenkt, die vom 25. Mai bis 8. Juni in der Kirche Madiswil stattfinden wird. Zu diesem Thema meldete sich Peter Flückiger zu Wort. Er erzählte eine tragische Geschichte von einer Familie aus dem Waadtland, bei der vor rund 70 Jahren drei Buben nach Madiswil gekommen seien und von einem Madiswiler aufgenommen wurden. Angemeldet sei einer gewesen, doch der Madiswiler habe alle drei aufgenommen und sie herzlich in die Familie integriert. «Was ich mit der Geschichte sagen will: Ja, es war eine tragische Zeit und viel Schreckliches ist passiert. Aber man vergisst hierbei, dass es auch schöne Geschichten von Verdingkindern gibt. Obwohl viele Familien selbst nichts oder wenig hatten und unter schlechten Bedingungen leben mussten, haben viele Verdingkinder aufgenommen und sie in die Familie integriert. Auch damals haben viele Menschen ihr Bestes gegeben, um den Kindern ein möglichst schönes Leben zu ermöglichen. Natürlich gehörte Arbeiten dazu, das gehörte aber auch bei den eigenen Kindern dazu, es ging damals gar nicht anders. Ich möchte dazu aufrufen, auch diese Seite, eine positive Seite der Geschichte, nicht zu vergessen», begründete er sichtlich gerührt seine Wortmeldung.

Von Marianne Ruch