• Verantwortlich für die Organisation der Hegearbeiten war Daniel Fuhrimann.

  • Aus den eigenen Reihen der Jägerschaft stammen auch die Spezialisten, die für «gröbere» Arbeiten im Einsatz standen. · Bilder: Rolf Bleisch

03.04.2017
Oberaargau

Jäger hegen und pflegen Biotope

Biotopflege bildeten die Herausforderung für rund 50 Männer und einige Frauen, die der Jagdverein Oberaargau für Hegearbeiten organisierte.

Oberaargau · Die Stimmung der Männer und Frauen, die sich zum Hegetag im Biotop Gumm bei Auswil eingefunden haben, ist schon bestens. Doch die Jäger und Jägerinnen sind nicht mit ihren Gewehren, sondern mit unterschiedlichsten Waldwerkszeugen bewaffnet. Der Hegeobmann des Jagdvereins Oberaargau, Daniel Fuhrimann, freut sich über den Grossaufmarsch an diesem Samstagmorgen und er geht sofort zur Arbeitsverteilung über.

Einsätze in Gondiswil, Madiswil und Thörigen
Kleinere Gruppen machen sich auf den Weg zu ihren Einsätzen in Gondiswil, Madiswil und Thörigen. Im Zentrum der Hegearbeit steht das Biotop Gumm an der Strasse von Auswil zum Rohrbachberg. Von Weitem erkennt man ein nicht spektakuläres Stück Wald in einer harmonischen Hügellandschaft. Die ehemalige Kiesgrube hat sich im Verlaufe vieler Jahre zu einem mit Naturgeheimnissen erfüllten Biotop mit zwei kleinen Weiern und Trockenstandorten entwickelt, das Lebensraum für eine vielseitige Pflanzen- und Tierwelt bietet. Darin zu arbeiten, bereitet auch der Jägerin Fankhauser grosse Freude, denn der Wald ist auch ihr Zuhause. An diesem offiziellen Hegetag mitzumachen sei kein «Müssen», sondern zähle neben dem eigentlichen Jagen zu einer wichtigen Aufgabe der Jäger, damit diese Naturschönheiten gepflegt sind und erhalten bleiben.

Natur pflegen – Vielfalt erhalten
Unterstützt werden die Jäger durch eine Gruppe «Freiwilliger Naturschutz», die einerseits im praktischen Einsatz, wie in der Kontrolle der Naturschutzprojekte aktiv ist. Dazu zählt auch die Wildtierpflegerin Iris Baumgartner, die mit der Motorsäge im Einsatz steht. Ihr Credo sei, sagte sie zum «Unter-Emmentaler», die Natur über die Pflege zu schützen, um sie so in ihrer Vielfalt erhalten zu können. Und das mache einfach Freude. Wichtig sei doch, solch einmalige Lebensräume für Tiere und Pflanzen aufzuwerten und erhalten zu können.
Diese Einstellung zur Natur hat auch Wildhüter Ueli Bärtschi. Er weist darauf hin, dass die Erhaltung der natürlichen Vielseitigkeit der Pflege bedarf, wie das vor allem in diesem Biotop bestens veranschaulicht werde. Licht und Luft für die Pflanzenwelt sowie Rückzugsmöglichkeiten und Lebensräume für Tiere am Boden und in der Luft sollen über die Pflegearbeiten geschaffen werden. Dazu braucht es erfahrene Leute im Bereich Naturschutz. Das bringen die versierten Hegemenschen mit.
Um diese vielseitigen Arbeiten erledigen zu können, müssen auch entsprechende Werkzeuge und Maschinen bereitgestellt und bedient werden. All das steht den Jägern zur Verfügung, so dass über das Fällen einzelner Tannen und Laubbäume bis hin zur Bekämpfung wild treibender Brombeerstauden und beispielsweise der Sichtbarmachung einer Trockenmauer, die Qualität des Biotopes gefördert werden kann. Aus den grossen Tannen und Laubbäumen werden Meterträmmel gesägt und auch gleich gespalten, während das Kleinholz zu neuen Lebensräumen für die Tierwelt wird.

Unterwegs mit Saverio Stanca
Mit Saverio Stanca (Medienverantwortlicher des Jägervereins) besucht der «UE» dann die Arbeiten am Weier in Gondiswil, wo sich Karpfen wohlfühlen. Auch hier werden die zu dichten Stauden geschnitten und das Schnittgut zur Nutzung durch die Tierwelt aufgeschichtet. Auch hier zeigt es sich, dass die Arbeiten der Naturschützer in den Biotopen nicht «parkähnliche» Verhältnisse schaffen soll, sondern primär Lebensraum für eine prosperierenden Natur.
Dies zeigt sich auch im Schmidwald  nordwestlich von Gondiswil. Die Aufgabe zweier Männer, die da am Werk sind, besteht darin, ein landschaftliches Kleinod mit einem kleinen Weier zu pflegen, um es in seiner Schönheit und Funktionalität zu erhalten. Hier zeige sich auch, so Saverio Stanca, dass der Wald auch für den Menschen eine wichtige Wohlfahrtsfunktion hat. Diese geniessen auch die beiden Männer, von denen der eine mit langem, wildem Bart in der Nähe aufgewachsen ist und immer wieder in diesen Wald zurückkehrt. Er nennt ihn seine Heimat.
Soviel Samstagsarbeit braucht Energie und schafft Hunger. Dem Abhilfe zu schaffen, dafür sorgte der «Wasserbüffel-Klub» – welcher sich Kochen und Freizeit auf die Fahne geschrieben hat – und der das dazu notwendige Material in einer Baracke im Gumm-Biotop eingelagert hat. Mit Wasserbüffeln hat der Verein gar nichts zu tun, sondern seine Spezialität ist die Zubereitung von knusprigen Poulets am Holzgrill.Das Jägerleben, so zeigen die Beteiligten mit ihrem Hegeeinsatz, besteht nicht nur aus dem Erlegen von Wildtieren während der kurzen Jagdzeit, sondern aus dem Leben im Einklang mit der Natur. Saverio Stanca sagt es mit den Worten: «Die Jagdstimmung, wie das Erleben und Beobachten der Tier- und Pflanzenwelt, ist bedeutungsvoller als der Jagderfolg.» 

Von Rolf Bleisch