Jahrbuch erstmals mit Sportbeitrag
Seit fast 60 Jahren erscheinen die Jahrbücher des Oberaargaus, aber noch nie wurde ein Beitrag über das sportliche Geschehen in der Region veröffentlicht. In der neusten Ausgabe findet deshalb eine Premiere statt. Möglich macht dies der SC Langenthal, der heuer seinen 70. Geburtstag feiert. Dem NLB-Eishockeyklub wird in der neusten Ausgabe ein Kapitel gewidmet. Die Geschichte der Ortschaft Oschwand bildet den Schwerpunkt der diesjährigen Ausgabe.
Oschwand · Traditionsgemäss findet seit fast 60 Jahren im Herbst die Vernissage der neusten Ausgabe des Jahrbuch des Oberaargaus statt. Dieses Jahr wurde der Anlass in der Wirtschaft Oschwand durchgeführt. Nicht zufällig, wie Daniel Gaberell (Riedtwil), Präsident der Jahrbuch-Redaktion, erklärte, widmet sich doch das Schwerpunktthema der Ausgabe der Geschichte der Ortschaft Oschwand. Autorin Anne-Marie Dubler (Bern) hat sich in einem ersten Teil (der zweite Teil wird in der Ausgabe 2017 veröffentlicht) mit der Entstehung der Ortschaft sowie dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel auseinandergesetzt.
Siedlung mit sechs Gebäuden
Dabei erfährt der Leser viel Interessantes und Wissenswertes, das bislang verborgen geblieben ist. So kann man im Jahrbuch nachlesen, dass in statistischen Angaben zur Oschwand ab dem 18. Jahrhundert von einer Siedlung mit sechs Gebäuden die Rede ist (1882/83). Diese sei bis um 1900 auf elf Häuser mit 14 Haushaltungen und 78 Bewohnern angewachsen, erfährt man im Jahrbuch weiter. Dabei hätten das Schulhaus auf Ochlenberger Boden und das Wirtshaus auf Seeberger Seite mehr als eine Wohnung gehabt. Neu sei um 1900 die Poststelle im Schulhaus und das erste Telefon im Wirtshaus dazugekommen.
Die in jüngster Zeit erfolgte Zunahme auf heute 30 Haushalte verdankt Oschwand der Ochlenberger Einwohnergemeinde, die nahe beim Schulgebäude Agrarland erwarb, dieses als Bauland umzonte und ab 2005 parzelliert an Bauwillige verkaufte, um zu neuen Steuerzahlern zu kommen. Die Modernisierung auf der Oschwand sei hauptsächlich von der Lehrerschaft ausgegangen, betonte die Autorin an der Vernissage. Diese fehlt heute aber gänzlich, denn am Ende des ersten Teils hält Anne-Marie Dubler fest, dass Oschwands Zentrumsfunktion heute ohne Schule und Lehrerschaft geschwächt sei. An Landwirtschaftsbetrieben gibt es im Ort selbst bloss noch einen einzigen; die grösseren Höfe liegen ausserhalb des Dorfes im Einzugsbereich der früheren Schulgemeinde Oschwand. «In der Bergregion sind damit ausserhalb des Primärsektors nur noch wenige Arbeitsplätze vorhanden. Neuzuzüger in Oschwand-Dorf pendeln heute im Privatauto hauptsächlich in die Region Herzogenbuchsee-Langenthal zur Arbeit. Der Ort Oschwand muss sich neu erfinden», gibt die Autorin abschlies-send zu verstehen.
Sport als Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen
Einmal mehr seien beim diesjährigen Jahrbuch rund 60 Personen beteiligt gewesen, erwähnte Daniel Gaberell. Im Jahrbuch selbst vertreten sind insgesamt 12 Autoren, die ein breites Themenspektrum abdecken. So findet man nebst der Geschichte über die Oschwand weitere interessante, geschichts-historische Artikel, beispielsweise über den gebürtigen Oberaargauer Maler Martin Ziegelmüller, die Kirche Roggwil, über die Käsereigenossenschaft Mannshaus, Wyssachen, oder die Geschichte über Pfarrer Hans Martin Langhoff. Daneben wartet das Jahrbuch auch mit einer Premiere auf. Zum ersten Mal in seiner langen Geschichte enthält die aktuelle Ausgabe einen Artikel über das sportliche Geschehen in der Region. Dem SC Langenthal, der dieses Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, ist im Buch ein grosses Kapitel gewidmet. Die Entwicklung des kleinen Quartiersportvereins in Schoren, hin zum heute professionell geführten Sportunternehmen passt ausgezeichnet zum eigentlichen Charakter des Jahrbuches, das sich hauptsächlich geschichtlichen Entwicklungen und historischen Hintergründen widmet. Im Artikel über die Geschichte des SC Langenthal werden deshalb nicht bloss die grossen Erfolge erwähnt, das Geschriebene verdeutlicht zugleich auch die gesellschaftliche Entwicklung der letzten 70 Jahre im Oberaargau. Dabei wird aufgezeigt, wie sich das Freizeit- und Konsumverhalten der Oberaargauer Bevölkerung verändert hat. Damit bildet der sportliche Artikel nicht bloss einen angenehmen Kontrastpunkt, sondern zugleich auch einen schönen Farbtupfer in der neusten Ausgabe des Jahrbuchs des Oberaargaus, was auch Daniel Gaberell anerkennt, gab er doch zu verstehen, dass man sich überlege, künftig in regelmässigen Abständen sportliche Themen ins Jahrbuch zu integrieren.
Von Walter Ryser