Jubiläum mit über 300 Kühen und Kälbern
Ein Grosserfolg und ein eindrückliches Statement für die Viehzucht war die Jubiläumsviehschau zum 100-jährigen Bestehen des Viehzuchtvereins Huttwil VZV. Über dreihundert Kühe und Kälber waren zu sehen. Diverse Höhepunkte prägten den Tag.
«Das ‹Veieli› ist meine Lieblingskuh, Brigitte wäre die Schönste und gibt tausend Kilo Milch, aber ich habe mich für die andere entschieden» stellte der elfjährige Noel Eberhart aus Brunnenthal, Kanton Solothurn, fest. Er half seinen Verwandten bei der Viehschau und ist auch sonst viel auf dem Bauernhof in Huttwil anzutreffen. Er kennt sich daher mit den Kühen im Stall bestens aus, weiss die Namen und ihre Leistungen. Natürlich führte er «Veieli» an der Jubiläumsviehschau im Ring. Er war nur ein Beispiel von vielen Kindern und Jugendlichen, die mit grosser Freude und Engagement mithalfen.
«Henriettli» war die Jüngste
Schon frühmorgens war im Städtli ungewohnt viel Glocken- und Treichel-Geläut zu hören. Aus allen Himmelsrichtungen erfolgte die Auffuhr der Tiere zum Parkplatz Oberdorf. Viele wurden als Herden mit zahlreichen Helfern getrieben, andere bequem mit Traktor und Anhänger hingefahren. Die Kühe und Kälber wurden für den besonderen Anlass wunderbar gepflegt und geschmückt, eine wahre Augenweide. Schon ab neun Uhr erfolgte die wichtige Punktierung durch die Experten. Nach dem «Elf-Uhr-Läuten» gab es ein erstes Highlight mit der Präsentation der Kälbli. Die kommende Generation der Viehzüchterinnen und -züchter wusste schon fast professionell die Kälber im Ring zu führen. Diese waren prächtig geschmückt und manchmal war das «Blüemli» am Kalb identisch mit demjenigen auf dem Kopf der jungen Viehzüchterin in der Tracht. Die gekonnte Moderation dieser Vorführung machte Anita Mosimann, Affoltern, Siegerin der SRF Landfrauenküche 2018. «Wenn man diese aktive Jugend sieht, ist sicher, der Bauernstand hat Zukunft», hielt Anita Mosimann fest. Mit dem Alter von vierzehn Tagen war «Henriettli» sicher die jüngste «Kuh» auf dem Platz. Sie legte sich ob all dem Trubel ganz gemütlich ins Sägemehl.
Wo man sich beim Namen kennt
«Hier in Huttwil wird noch eine Viehzucht betrieben, wo die Kühe einen Namen haben und der Züchter die Tiere kennt», stellte Viktor Reber, Zweisimmen, fest. Er wusste dies dank seinen grossen Erfahrungen als Experte. Die Experten taxierten ebenfalls das Bild der drei Kühe im Vereins-Cup, dabei siegte auf dem 1. Platz der Viehzuchtverein Dürrenroth, vor Eriswil, Huttwil und Affoltern. Allesamt auf dem fünften Rang lagen die Viehzuchtvereine Walterswil, Wyssachen, Auswil und Zell.
Viele schöne und wertvolle Zuchtkühe konnten bei der Vorführung der acht Kategorien im Ring bewundert werden. Experte Bernhard Ryser erklärte dem zahlreichen Publikum genau, welche Punkte in der Viehzucht wichtig sind. Die nichtbäuerliche Bevölkerung konnte viel Wissenswertes hören. «Die Viehzucht soll kein Hobby sein, sondern einen Ertragswert haben. Auf dem Betrieb wirtschaftlich in der Buchhaltung niederschlagen ist das Ziel», meinte Bernhard Ryser. Was Kühe und Viehwirtschaft bedeuten, erklärte Stefan Kaderli den Anwesenden und betonte, es wäre falsch die Kuh nur als Umweltsünder darzustellen. Markus Gerber, Präsident Swiss Herdbook, Stefan Schuhmacher, Präsident Berner Fleckviehzuchtverband, sowie Walter Rohrbach, Gemeindepräsident Huttwil, sprachen Grussworte.
Beeindruckende Form der Kühe
Der Höhepunkt der Jubiläumsviehschau war die Wahl der «Missen». «Es ist beeindruckend, in welcher Form die Kühe sind», sagte Chefexperte Viktor Reber, bevor er «Estelle» zur Miss Huttwil kürte. Im Stall der Familie Fritz und Marianna Walther, Aelmegg 2, steht die Maximum Kuh (5555/98) der Klasse 6, sie wurde von den Experten als ein Bijou bezeichnet. Als Vize-Miss Huttwil wurde «Milba», von Familie Hans und Res Staub, Neuligen, ebenfalls eine Maximum Kuh (4444/94) der Klasse 3, erkoren. Zur Miss-Schöneuter wurde «Regula», eine Naron Tochter aus der Klasse 1, gewählt, die schöne Kuh steht im Stall der Familie Minder, Tschäppel. Den Titel der «Miss Protein» sicherte sich «Eugenie» der Familie Daniel und Salomé Jordi, Schwarzenbach Dörfli.
Eine ganz spezielle Auszeichnung erhielt «Aline», die Kuh von Familie Fiechter, Weierhaus, 1999 geboren. Für die höchste Lebensleistung mit 141 227 Kilo wurde sie ausgezeichnet. Das ergraute «Girl» hat bereits fünfzehn Kälber zur Welt gebracht und feiert am 28. Dezember 2019 den 20. Geburtstag. Die Glocke aber wollte sie trotz gutem Zureden nicht tragen.
Eine eindrückliche Geschichte
Nach der erfolgreichen Jubiläumsschau bei strahlendem Wetter fand der öffentliche Züchterabend statt. Dort gab Peter Sommer einige Gedanken zum Jubiläum «100 Jahre Viehzuchtgenossenschaft VZG und Viehzuchtverein VZV Huttwil weiter. Die erste Viehschau konnte nicht abgehalten werden, weil die Maul- und Klauenseuche herrschte. «In hundert Jahren gab es viele positive und negative Ereignisse. Viele Kühe und sogar KB Stiere kamen aus der Zucht von Huttwil. Das Glück war nicht immer bei allen gerecht verteilt, aber der Zusammenhalt und die gegenseitige Hilfe im VZV war gut», hielt Peter Sommer fest.
OK-Präsident Fritz Walther dankte allen, die zum eindrücklichen Jubiläum «100 Jahre VZV Huttwil» beigetragen haben, dies von den freiwilligen Helfern bis zu den Sponsoren. Die besten Wünsche für Haus und Hof, sowie Erfolg und Gesundheit galten auch speziell dem verunfallten Züchter Beat Hagios und wurden am Jubiläumsanlass oftmals ausgesprochen.
Videobeitrag: www.facebook.com/unteremmentaler
Von Barbara Heiniger