Jüngstes «Kind» hat Betrieb aufgenommen
Mit dem Umzug von der Pflegewohngruppe an der Huttwilstrasse 4 in die neue demenzgerechte Pflegewohngruppe an der Obergasse 14 hat das Alterszentrum am Dorfplatz in Lotzwil seinen Betrieb weiter optimiert und erneuert. Heimleiter Christian Zaugg blickte bei der Einweihungsfeier auf die 30-jährige Geschichte des Alterszentrums zurück.
Lotzwil · Er hat die Geschichte des Alterszentrums am Dorfplatz in Lotzwil nicht bloss hautnah miterlebt, sondern auch geprägt. Heimleiter Christian Zaugg war von der ersten Stunde an dabei und feiert, wie auch das Zentrum, sein 30-Jahr-Betriebsjubiläum. Exakt zu diesem Anlass nahm auch das jüngste «Kind» des Alterszentrums seinen Betrieb auf, die neue demenzgerechte Pflegewohngruppe an der Obergasse 14. Seit 1995 verfügt das Alterszentrum an der Huttwilstrasse 4 über eine Pflegewohngruppe mit zehn Zimmern. Laut Heimleiter Christian Zaugg eignete sich diese sehr gut zur Aufnahme von dementen Menschen. «Schwierig wurde es hingegen, wenn sich bei Bewohnern Bewegungsdrang einstellte oder jemand weglaufgefährdet war. Für diese Fälle fehlten bislang die entsprechenden Räumlichkeiten und vor allem ein geschützter Aussenbereich», betonte Zaugg. Mehrmals habe man deswegen Heimbewohner in eine demenzgerechte Pflegeinstitution abgegeben, was für Betroffene und Angehörige meist schwer verständlich gewesen sei.
Im Neubau an der Obergasse 14, direkt hinter dem Alterszentrum, befinden sich nun insgesamt zwölf Einzelzimmer. Im Falle einer Demenzerkrankung wird die Aufnahme in die Pflegewohngruppe geprüft. Zaugg macht jedoch klar: «Es ist nicht unser Ziel, nur noch demenzkranke Bewohner aufzunehmen, ganz im Gegenteil, aber künftig sind wir auf solche Fälle gut vorbereitet.» Mit der Betriebsaufnahme der neuen demenzgerechten Pflegewohngruppe wurde der jüngste Entwicklungsschritt in der 30-jährigen Geschichte des Zentrums abgeschlossen. Die Liegenschaft Huttwilstrasse 4, wo bis jetzt die Pflegewohngruppe untergebracht war, wird zu sechs 2½-Zimmer-Wohnungen umgebaut.
Heim immer komplett belegt
Bei der offiziellen Einweihungsfeier blickte Heimleiter Christian Zaugg noch einmal auf die vergangenen drei Jahrzehnte zurück. Dabei erwähnte er, dass das Heim in all den Jahren immer komplett belegt gewesen sei. Trotzdem habe man immer auf einen sorgfältigen Umgang mit den Finanzen geachtet, weshalb man nie einen negativen Rechnungsabschluss habe präsentieren müssen.
Christian Zaugg hob auch die Kontinuität bei der Heimkommission hervor, die in den 30 Jahren nur von drei Personen – Viktor Remund, Ernst Lauener und Hanspeter Hofer – präsidiert worden sei, was laut dem Heimleiter zweifellos den positiven Geschäftsgang begünstigt habe. Ein wichtiger Mosaikstein im Betrieb, der mittlerweile über 100 Mitarbeitende zähle, bildeten auch die rund 80 freiwilligen Helfer, die jährlich für rund 3500 Stunden uneigennützig ihre Dienste in der Caféteria, bei den Handarbeiten, beim Lottospielen, im Fahrdienst oder beim Spazieren mit den Heimbewohnern verrichten würden.
«Ich bin dankbar dafür, dass ich diesen Job so viele Jahre ausüben durfte. Ursprünglich habe ich mir das nicht vorstellen können, und ich ging deshalb von einer Tätigkeit von etwa zehn Jahren aus», erzählte Christian Zaugg. Weil man stets expandiert und das Alterszentrum entwickelt habe, sei der Job als Heimleiter immer abwechslungsreich, spannend und herausfordernd gewesen, und er habe keinen Grund gesehen, diese Aufgabe abzugeben.
Mit 96 Jahren das Meer gesehen
Als Highlight in seiner 30-jährigen Tätigkeit nennt er einen einwöchigen Ferienaufenthalt auf Teneriffa mit einer Gruppe von 19 Bewohnern und elf Begleitern (in Zusammenarbeit mit dem Alterszentrum Niederbipp). «In der 30-köpfigen Reisegruppe befand sich auch eine 96-jährige Frau, die erstmals in ihrem Leben einen Flug absolvierte und auch zum ersten Mal das Meer sah», erzählte der Heimleiter.
Abschliessend ging Zaugg noch auf die Entwicklung des Alterszentrums ein. Die Eröffnung einer Pflegewohngruppe an der Huttwilstrasse 4 im Jahr 1995 war der erste Schritt, acht Jahre später kamen Alterswohnungen dazu, und 2007 wurde in Madiswil die Pflegewohngruppe Zelgli mit zehn Betten eröffnet. Mit dem Neubau der demenzgerechten Pflegewohngruppe ist der bislang letzte Entwicklungsschritt vollzogen worden. Christian Zaugg ist deshalb überzeugt, dass der Gemeindeverband Alterszentrum Lotzwil für die Zukunft gut aufgestellt sei. «Bleibt einzig die Hoffnung, dass der Verband eigenständig bleibt und sich nicht an einem Konstrukt mit Hochglanzprospekt anschliesst, die Seele des Hauses würde innert kürzester Zeit verloren gehen», warnte Zaugg mit Blick auf die kommenden Jahre.
In einer kurzen Ansprache blickte Hanspeter Hofer, Präsident der Heimkommission, auf die Entstehungsgeschichte der neuen demenzgerechten Pflegewohngruppe. Den ersten Dank richtete er dabei an Herrn Dr. Max Jufer (Langenthal) für die Schenkung der Landparzelle. Im Sommer 2016 sei den diversen Gemeindeversammlungen das Kreditbegehren von 5,339 Millionen Franken unterbreitet worden. Am 20. März 2017 erfolgte der Spatenstich, Mitte Oktober des gleichen Jahres sei der Bau aufgerichtet worden, und fast ein Jahr später, am 15. September, ist das Werk mit einem Tag der offenen Tür beendet und der Betrieb aufgenommen worden.
Von Walter Ryser