• Samuel Jordi auf dem Langenthaler Wuhrplatz. Wenn der junge Ingenieur bei seinen Eltern in Bleienbach Ferien macht, besucht er auch immer gerne Langenthal. · Bild: Elsbeth Anliker

  • Die San Diego State University, wo Samuel Jordi sein Bachelor-Studium absolvierte. Das Bild zeigt den Studenten bei seiner Ankunft im Herbst 2012. · Bild: zvg

12.09.2018
Oberaargau

Junger Ingenieur bewährt sich auf Grossbaustellen in Los Angeles

Aufgewachsen ist Samuel Jordi im Pfarrhaus in Bleienbach. Im kalifornischen San Diego studierte er vier Jahre Ingenieur und sammelte in Los Angeles zwei Jahre «praktische Berufserfahrung». Für kurze Zeit ist er heimgekehrt und berichtet von seinen Erlebnissen.

 

Bleienbach · Samuel Jordi erscheint pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt im Hotel Bären in Langenthal. «Vor meinem Studium in Amerika hatte ich noch nicht viel von der Welt gesehen», fängt der 24-Jährige gleich an, unkompliziert und offen zu erzählen. «Meine Eltern haben ein Ferienhaus im Simmental, und für meinen älteren Bruder und mich gab es nichts Schöneres, als in die Berge zu fahren.» Daheim ist Samuel Jordi in Bleienbach. Seine Mutter ist die Pfarrerin im Dorf und sein Vater war Gymnasiallehrer.

Eine neue Welt tat sich auf
Als Samuel Jordi zwölf Jahre alt war, planten die Jordis für einmal ganz
grosse Familienferien in Kalifornien. «Kalifornien besitzt eine unwahrscheinliche, faszinierende Vielfalt an Landschaften und riesigen Städten», schildert der junge Mann und fügt an: «Der Fortschritt, das Draufgängertum und die grossen Ideen in diesem Land faszinierten mich schon damals gewaltig.» Für den Schuljungen stand fest: «Nach dem Gymnasium in Langenthal studiere ich Ingenieur in Kalifornien.»

34 828 Studierende
San Diego liegt an der Südgrenze Kaliforniens, nahe der mexikanischen Grenze. «Die San Diego State University gehört zum Ortsteil College Area und ist knapp eine Viertelstunde vom Meer entfernt», erzählt Samuel Jordi. Der Campus, wo der junge Schweizer anfänglich wohnte, bietet auf rund 115 Hektaren 34  828 Studierenden im Jahr 2017 Platz. Samuel Jordis Bachelor- Studium dauerte vier Jahre. «Die Studierenden werden durch die Semester begleitet, was ich sehr schätzte.» Zusätzlich besuchte der Student allgemeinbildende Kurse. Damit der erworbene Bachelor einen Wert besitzt, müssen die Absolventen ein Staatsexamen ablegen, «in dem die Fähigkeiten in allen Bereichen des Bauingenieurwesens getestet werden», erklärt Samuel Jordi. «Ich musste zum Beispiel wissen, wie in Kalifornien Querneigungen der Strassen angelegt sein müssen.»

Betonieren für 18 Millionen Dollar
Anschliessend an das Staatsexamen sammelte Samuel Jordi zwei Jahre «praktische Berufserfahrung» in Los Angeles. «Die grösste Stadt Kaliforniens ist glamourös, pulsierend und unglaublich vielfältig, flösst aber auch Respekt ein», beschreibt er diese riesige Metropole. Samuel Jordi arbeitete bei einer grossen Firma und begleitete als Ingenieur das Entstehen von Grossüberbauungen. «Solche Bauten finde ich genial, geradezu faszinierend», begeistert er sich. Der junge Schweizer Ingenieur musste sich auf imposanten Baustellen bewähren und viel Verantwortung übernehmen. So auch, als in Hollywood eine Überbauung mit 507 Wohnungen realisiert wurde und er der zuständige Ingenieur für sämtliche Betonarbeiten war. 150 Arbeiter waren allein mit Betonieren beschäftigt. «Ich musste Pläne liefern und schauen, dass immer genug Material auf der Baustelle war und die Arbeiten zügig voranschritten», erzählt er. Der ganze Bau habe rund 180 Millionen Dollar gekostet, davon allein 18 Millionen die Betonarbeiten. Eine der grössten Herausforderungen an diesem Bau war für den jungen Ingenieur die U-Bahn, die an den 1200 geplanten Parkplätzen vorbeifährt – «Wand an Wand, das war technisch hoch kompliziert». Samuel Jordis Arbeitstag begann meistens bereits morgens kurz nach fünf Uhr. «Es waren zwei sehr spannende und lehrreiche, aber auch sehr strenge Jahre», blickt er zurück.

Entlang der Westküste
Während seiner Studienzeit nutzte Samuel Jordi die Semesterferien zum Reisen. «Die Vielfalt der Nationalparks entlang der Westküste war für mich etwas vom Schönsten und Eindrücklichsten, was ich je gesehen habe», schwärmt er. Und cool sei es halt schon gewesen, an einem Wochenende mal kurz nach New York zu fliegen. «Manhattan mit seinen einzigartigen Wolkenkratzern und dem höchsten Gebäude der westlichen Erdhalbkugel, dem One World Trade Center – das muss man gesehen haben.»

Zurück nach San Diego
Vor einigen Tagen nun hiess es für Samuel Jordi, den Koffer zu packen und sich von seinen Eltern und seinem Daheim in Bleienbach zu verabschieden. Er wird an der «University of California» in San Diego den Master of Business Administration (MBA) absolvieren. Dieser zweijährige Studiengang ist in der Schweiz noch nicht sehr verbreitet. Seine Pläne für die Zukunft lässt Samuel Jordi offen.

Von Elsbeth Anliker