Käsemarkt noch nicht «über den Berg», aber auch nicht abgestürzt
Von der finanziellen Mithilfe der Käsebranche hängt es ab, ob der Schweizer Käsemarkt Huttwil auch in Zukunft ausgetragen wird oder ob 2017 der letzte solche Anlass war. Die Zeichen stehen gut, entschieden ist aber nichts. Die Hauptversammlung von Pro Regio Huttwil hat am Donnerstagabend dem Sub-OK Käsemarkt Handlungsfreiheit für einen kurzfristigen Entscheid erteilt. Weitere grössere Projekte sind in Planung. Marianne Sommer wurde als langjähriges Vorstands- und Sub-OK-Mitglied verabschiedet und als Ehrenmitglied aufgenommen.
Der Schweizer Käsemarkt Huttwil ist wegen seinen hohen Kosten für die Infrastruktur und das Rahmenprogramm seit der ersten Austragung ein Sorgenkind (der «Unter-Emmentaler» berichtete). Von der Käsebranche hängt es nun ab, ob der Anlass, der jedes Jahr Tausende nach Huttwil lockt, weiterhin durchgeführt wird oder nicht. In den letzten Tagen sassen der Geschäftsführer und der Präsident des durchführenden Verkehrsvereins Pro Regio Huttwil, Walter Rohrbach und Markus Leuenberger, mit den Zuständigen von Cheese Festival gemeinsam am runden Tisch. Mit verheissungsvollem Gesprächsausgang: Die beiden Pro-Regio-Vertreter verliessen das Gremium mit der Zusage, «dass es bestimmt eine Lösung gibt». Man habe sich bei Cheese Festival erstaunt gezeigt, was in Huttwil alles auf die Beine gestellt werde.
Definitiver Entscheid beim Sub-OK
Damit sieht die Zukunft für den Schweizer Käsemarkt Huttwil wieder besser aus. Dazu kommt, dass die 13. Auflage des Käsemarkts am letzten Wochenende als grosser Erfolg in die Geschichte eingehen wird. Bereits konnte der Kassier Paul Mumenthaler der Hauptversammlung im Gasthof Bären, Dürrenroth, mitteilen, dass zwei wichtige Budgetzahlen erreicht worden seien: Die Festwirtschaft und der Verkauf der Käsebändel zu fünf Franken pro Eintritt auf freiwilliger Basis. Nachdem 2016 der obligatorische Eintritt zu einem Debakel führte, schien das Volk nun eher bereit, freiwillig einen Beitrag an die Kosten für die Infrastruktur und das Rahmenprogramm zu leisten. Im Weiteren gelang es Pro Regio Huttwil, zu den bisherigen Partnerschaften weitere Sponsoringabkommen mit den Unternehmen Hans Mathys AG, Huttwil, F. Tobler AG, Altishofen, und Light Production Zaugg GmbH, Huttwil, abzuschliessen.
Obwohl alle Zeichen nach oben zeigen, stellte der Vorstand der HV den Antrag, dass das Sub-OK Käsemarkt kurzfristig über ein Ja oder ein Nein zu einer weiteren Austragung des Anlasses entscheiden kann; dies im Fall, dass die Finanzierung wider Erwarten nicht zustande kommt. «Wir hoffen jedoch, dass es uns gelingt, diese langfristig zu regeln damit ‹Ruhe› einkehrt und nicht jedes Jahr die Ungewissheit über die Weiterführung des Käsemarkts besteht», so Walter Rohrbach.
Eigentlich wäre es kein Wahljahr gewesen. Weil aber Renate Kölliker wegen Wegzugs aus Rohrbachgraben aus dem Vorstand von Pro Regio Huttwil ausgetreten ist, wurde an ihre Stelle Marianne Jordi-Althaus als Vertreterin dieser Gemeinde gewählt. Der Verein nutzte die «Gelegenheit», um den gesamten restlichen Vorstand neuwählen zu lassen und damit den Eintrag im Handelsregister wieder auf «Vordermann» zu bringen. Denn dieser war schon länger nicht mehr auf dem neusten Stand.
Rechnung besser als budgetiert
Pro Regio Huttwil hat das Rechnungsjahr deutlich besser als budgetiert abgeschlossen und von Juli 2016 bis Juni 2017 einen Gewinn von fast 20 000 Franken erwirtschaftet. Der Verkehrsverein steht finanziell gut da. In den «Schoss» fällt ihm allerdings nichts. Der Erfolg ist knochenharte Arbeit der Geschäftsführung, der Sub-OK’s und des Vorstands. Dazu kommen die vielen Freiwilligen, die insbesondere bei den Themenmärkten mithelfen. «Ohne sie könnten wir die Lichter löschen», stellte Walter Rohrbach fest.
Nebst den Tourismusangeboten, der Vermietung der «Wiehnachtsmärit»-Häuschen, den Themen- und neu auch der Jahrmärkte sowie weiteren Gemeindemandaten ist der Verkauf von Pro-Regio-Gutscheinen ein grosser Erfolg. Jährlich werden gut 30 000 Franken auf diese Weise umgesetzt, ohne dass Pro Regio Huttwil allerdings etwas daran verdient; die Gutscheine werden Eins-zu-Eins abgegeben. Da diese nur in einheimischen Geschäften eingelöst werden können, bleibt aber die Wertschöpfung vollständig in der Region. Weitere und grössere Projekte stehen für Pro Regio Huttwil an. Walter Rohrbach informierte über den Stand des Mammut-Projekts, gemeinsam mit dem Kanton Luzern. Dieses hat sich etwas verzögert, weil der Kanton Luzern ohne Budget nicht agieren konnte. Seit Kurzem hat er eins; damit sollen die Verhandlungen in Kürze wieder aufgenommen werden. NRP-Fördergelder in der Höhe von insgesamt
245 000 Franken stellen die Finanzierung der von Pro Regio Huttwil budgetierten 270 000 Franken für das Mammut-Projekt sicher. Der nächste Schritt ist in den nächsten Monaten das Erstellen des Businessplans und der Wirtschaftlichkeitsberechnung.
Freilichttheater exklusiv für Huttwil
Schon aber hat Pro Regio ein weiteres, echtes «Huttwiler» Projekt ins Auge gefasst. Zurzeit wird vom ehemaligen Rüderswiler Gerhard Meister – heute wohnhaft in Zürich – extra für das Städtli das Freilichtspiel «Bauernkrieg – Niklaus Leuenberger» geschrieben. Unter der Regie von Schang Meier, Escholzmatt, soll das Drama im Sommer 2020 in der unteren Bäch, Schwarzenbach, in Naturkulisse, aufgeführt werden. Ähnlich wie in Madiswil der Linksmähder soll die Aufführung «Bauernkrieg – Niklaus Leuenberger» der Gemeinde Huttwil vorbehalten bleiben und in regelmässigen Abständen wieder durchgeführt werden. Auch besteht die Idee einer Gewerbeschau, erstmals 2019. Diese ist allerdings noch nicht «spruchreif», da vom Campus Perspektiven bis jetzt keine Zusage für die Mietung der Halle erteilt wurde.
Über 20 Jahre mit Leib und Seele bei Pro Regio Huttwil
Die Hauptversammlung von Pro Regio Huttwil im Gasthof Bären, Dürrenroth, verabschiedete Marianne Sommer aus dem Vorstand und aus der Geschäftsleitung. Sie war eine «Frau der ersten Stunde», trat 1996 in den Vorstand des neu gegründeten Verkehrsvereins und wirkte in allen vier Sub-OK’s der Themenmärkte mit: bis 2016 im Sub-OK als Präsidentin Wiehnachtsmärits; seit der Gründung des Käsemarkts 2005 als Chefin Käsemarkt; seit 2008 (bei dessen Gründung) als Chefin des Historischen Handwerkermarkts; seit dem ersten «Frühlingserwachen» 2010 auch in diesem Sub-OK. Pro-Regio-Präsident Markus Leuenberger versuchte bei ihrer Verabschiedung auch mit Zahlen verständlich zu machen, wieviel sie in dieser Zeit geleistet hat. 52 Jahre «Sub-OK’s» sind unter anderem die Bilanz; 13 Jahre Mitglied des Vorstands und der Geschäftsleitung von Pro Regio. «Das macht 65 Jahre – also geht Ma-rianne Sommer nun in Pension», witzelte Markus Leuenberger.
Aber er rechnete noch weiter: An total 165 Markttagen war sie präsent. Ungerechnet die Stunden der Vorbereitungen und anschliessend des Aufräumens. Und ungerechnet auch die Stunden der Aussenauftritte in Basel, Bern, Zug, Egerkingen ... «I has eifach gärn gmacht», meinte Marianne Sommer am Donnerstagabend im Gasthof Bären, Dürrenroth, bewegt. Sie habe die Märkte gemocht, habe mit viel Freude in den Sub-OK’s gewirkt und diese geleitet: «Es war eine sehr schöne Zusammenarbeit; wir sind zu kleinen Familien herangewachsen.»
Sie dankte für alle Unterstützung. «Ich bin gespannt, wie die Zeit ohne Märkte für mich sein wird.» Nicht ganz ohne sie – als freiwillige Helferin werde man sie weiterhin an den Themenmärkten treffen. Eine Collage von Therese Leuenberger wird Marianne Sommer künftig jeden Tag an ihre lange, intensive Zeit an der Front der Huttwiler Themenmärkte erinnern. Mit der verdienten Ernennung als neues Ehrenmitglied wurde sie aus ihren vielen Marktverpflichtungen entlassen.
Von Liselotte Jost-Zürcher