Käserei statt neues Schulhaus
Das Gotthelf Zentrum in Lützelflüh stellte die neue Sonderausstellung, im Rahmen einer Vernissage, Vertretern von Medien, Politik und Tourismus vor. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der Roman «Die Käserei in der Vehfreude».
Lützelflüh · Unter dem Pseudonym Jeremias Gotthelf beginnt der Lützelflüher Pfarrer Albert Bitzius 1836 mit dem Schreiben. Mit Romanen wie «Uli der Knecht» und «Die Schwarze Spinne» schaffte Bitzius Geschichten, die bis heute bekannt und aktuell sind. Zwischen den Seiten seines Romans «Die Käserei in der Vehfreude» treffen sich Liebe, Dorfklatsch und Käse. 1850 erschienen, zählt das Buch zu den Spätwerken Gotthelfs und zu seinen beliebtesten Werken.
Fiktion und Realität Seite an Seite
Gotthelf versteht es, in seinen Erzählungen, den aktuellen Zeitgeist festzuhalten. Mit viel Humor und Sachkenntnis schildert er die Vor- und Nachteile der beginnenden, industrialisierten Käseproduktion in der Schweiz und entwirft mit den Geschehnissen in der Vehfreude ein gelungenes Abbild der Freuden und Leiden seiner Zeit. Die Sonderausstellung erklärt Hintergründe, zieht Parallelen zur heutigen Zeit und zeigt wie die Käseherstellung im 19. Jahrhundert funktioniert hat. «Wir haben uns auch für diesen Roman entschieden», erklärte Werner Eichenberger, Projektleiter der Sonderausstellung, «weil das Handwerk der Käseherstellung eine wunderbare Ergänzung zu Gotthelfs Geschichte ergibt.» Den Blick auf eine Käserei «wie zu Gotthelfs Zeiten» ermöglichen verschiedene Exponate aus dem «Nationalen Milchwirtschaftlichen Museum Kiesen».
Käse und eine Liebesgeschichte
Die Bewohner der Vehfreude sind sich einig: Kein neues Schulhaus, sondern eine Käserei muss her. Sie widersetzen sich damit der Regierung. Die Frauen sind auch nicht begeistert, trotzdem: Käsereien versprechen Geld. Das Vorhaben wird jedoch von den Dorfbewohnern selbst gestört. Denn fast jeder «pantscht» seine Milch und streckt sie mit Wasser – der Käse wird in der Folge ungeniessbar. Gleichzeitig beschweren sich die Frauen, die bisher die Herrschaft über Milch und Butter führten und nun mit nichts in der Küche stehen. Parallel zur Käsegeschichte folgt Gotthelf dem Sohn des Gemeindepräsidenten, «Felix», der sich in das ehemalige Verdingkind «Änneli» verliebt und ihr, trotz allem Widerstand seitens einer missgünstigen Nachbarin, den Hof macht.
Seit 2012 ist das Pfarrhaus, in dem Pfarrer Albert Bitzius lebte, für Besucherinnen und Besucher offen. Neben Erstausgaben seiner Werke werden auch die Hörspiele von Ernst Balzli und die Filme von Franz Schnyder gezeigt und ermöglichen einen Vergleich. Nach «Die Schwarze Spinne» ist ab heute Dienstag, 2. April, mit «Die Käserei in der Vehfreude» die vierte Sonderausstellung im Gotthelf Zentrum Lützelflüh für die Besucherinnen und Besucher geöffnet.
Von Alina Dubach