«Kalte Lust» macht grosse Lust auf Gelati
Darko Bosnjak und Dominique Mattenberger haben im vergangenen Februar entschieden, selbst Gelati herzustellen. Den Erfolg ihres Produktes «Kalte Lust» hätten sie sich selbst im Traum nicht vorstellen können. Jetzt suchen die beiden Oberaargauer nach Wachstumsmöglichkeiten.
Oberaargau · Es ist ein Unternehmer-Traum, den die beiden Oberaargauer Darko Bos-njak und Dominique Mattenberger derzeit in Olten leben. Ihr eigenes Produkt macht schweizweit begeisternde Schlagzeilen und das obwohl es erst im Februar lanciert wurde. «Kalte Lust» heisst die neue «Wunderglace» auf dem Schweizer Markt, die von den «Blick»-Lesern zur besten Glace der Schweiz gewählt wurde. «Gault Millau» ehrte sie mit einem ersten Platz in einer Top-Ten-Wertung der besten Glacen. Hinter der «kalten Lust» stehen mit dem Langenthaler Dominique Mattenberger und dem Roggwiler Darko Bosnjak zwei Oberaargauer. «Mit dem ‹Blick›-Artikel ist ein Hype ausgebrochen», erinnert sich Darko Bosnjak. Auf einmal kamen Anfragen aus der ganzen Schweiz. Nur schon aus logistischen Gründen mussten Anfragen aus Graubünden, Genf oder Basel vorerst abgelehnt werden. Ursprünglich war geplant, lediglich für die eigene Gelatería zu produzieren. Mehr wurde es aber beinahe automatisch. Und jetzt stehen die beiden Erfinder vor der nächsten Herausforderung: Ohne grösser zu werden, kann es nicht mehr lange weitergehen.
Lösung für Umsatz-Schwankungen
Gestartet hat das Glace-Abenteuer im Jahr 2012, als Dominique Mattenbergers Mutter das Zepter des Hotel Olten an ihren Sohn und Darko Bosnjak Schritt für Schritt weitergab. Gemeinsam haben die beiden den mittlerweile 15 Jahre bestehenden Pachtvertrag übernommen. «Wir haben bemerkt, dass die Sommermonate starken Umsatz-Schwankungen ausgesetzt sind. Da haben wir nach einer Lösung gesucht.» Im Innenhof des Hotel Olten wurde eine kleine Gelatería aufgebaut, die bald schon aus standorttechnischen Gründen in die Altstadt verlegt wurde. Die Kunden zeigten sich begeistert von der in Zürich produzierten Gelati, sodass die Schwelle überschritten wurde, für welche sich eine Eigenproduktion lohnen würde. Mit dem italienischen Gelataio Jamal haben sich die beiden Herren einen weiteren, sehr erfahrenen Mann ins Boot geholt, der seit Februar im hinteren Teil der Küche des Hotel Olten Glacen herstellt.
Heute werden bis zu 120 verschiedene Aromen in Sechs-Liter-Boxen produziert, 29 davon sind in den 150 Milliliter-Becher erhältlich. Zwischen 5000 und 8000 solche Becher werden wöchentlich produziert und von Hand mit einem Spachtel abgefüllt, die Bio-Milch vom Hof der Familie Badertscher aus Madiswil holen die beiden Inhaber noch immer persönlich ab und fahren sie mit dem Privatfahrzeug nach Olten. «Zu Beginn gab es für uns einige Arbeitstage, die bis weit in die Nacht gedauert haben», erinnert sich Dominique Mattenberger. Für das eigene Startup-Unternehmen haben die beiden gelernten Köche aber nur zu gerne getüftelt, geschuftet und Herzblut investiert.
Besser als im Traum
Das war denn auch nötig, denn nach dem vom «Blick» ausgelösten Hype wurde mehr als nur für die eigene Gelateria produziert. Mit zahlreichen Anfragen aus der ganzen Schweiz wurden die beiden Oberaargauer Unternehmer richtiggehen überrannt. «Wir haben aus all den Anfragen regionale Partner ausgesucht. Eine Tankstelle, ein Chäsilade oder ein Spezialitätenhändler passen besser zu uns als ein Grossverteiler – zumal wir diese Menge gar nicht erst produzieren könnten», sagt Dominique Mattenberger. Auch deshalb steht «Kalte Lust» derzeit unter anderem auf dem Biohof Badertscher in Madiswil, beim Tankstellen-Shop von Martis Frischprodukte in Lotzwil oder bei Düby Spezialitäten in Langenthal zum Verkauf. Dort fällt die Glace entsprechend auf. Für den 28-jährigen Darko Bosnjak sowie für den 33-jährigen Dominique Mattenberger ist das durchaus speziell und ein Grund zur Freude. «Wir sind schon stolz. Diesen Erfolg hätten wir uns selbst in den kühnsten Träumen nicht auf diese Art und Weise erhofft», sagt Mattenberger und gibt zu, vom Rummel überrascht zu sein. «Es hat einfach alles gepasst. Der Name, der Auftritt und die Qualität.» Tatsächlich überzeugt die «Kalte Lust» nicht nur wegen der Sommerhitze. Die Werbe-Slogan «Leck mich doch» und «ich mach dich kalt» sorgten im ersten Moment für unbehagliches Staunen, sind mittlerweile aber der Hit. Ebenso überzeugt die Qualität der Glace, für welche nur Bio-Milch von Jersey-Kühen gebraucht wird, weil die mehr Protein und Fett liefern. «Sie hat einen unverfälschten, natürlichen, echten Geschmack», sagt Darko Bosnjak begeistert, will sie aber nicht «die beste Glace überhaupt» nennen. «Etwas Besseres gibt es immer», ist er sich bewusst und hängt an: «aber wir haben eine Glace, die gut ankommt. Und das tolle Kundenfeedback ist für uns genial.» Ein solcher Erfolg schreit förmlich nach einem Ausbau der Kapazitäten um die Glace noch weiter zu verbreiten. Aktuell übersteigen die Investitionen den Gewinn noch deutlich, Ziel ist es aber, so bald wie möglich ein eigenständiges Geschäft mit Gewinn zu formen.
Umzug ist geplant
Auch deshalb wurde mit dem Lotzwiler Florian Stähli ein zusätzlicher Mann für das mittlerweile siebenköpfige Team verpflichtet. «Die Logistik und auch die Lagermöglichkeiten sind bei uns im Hotel schwierig. Deshalb suchen wir nach einer anderen räumlichen Möglichkeit, damit wir wachsen können.» Abheben wollen die beiden aber keineswegs, weder die grossen Detailhändler noch der Weltmarkt wird angestrebt. «Wir sind realistisch und wissen, dass der Glacemarkt gesättigt ist. Deshalb wollen wir eine gute Regionalglace und ein attraktiver Arbeitgeber für die Region sein», so Bosnjak weiter. Stolz sein dürfen die beiden Oberaargauer aber durchaus, denn grundlos wird man weder vom «Blick» noch von «Gault Millau» ausgezeichnet. Und das entfacht Begeisterung. «Bei Partys oder Grillabenden nehmen jeweils wir das Dessert mit», sagen sie mit einem Schmunzeln. Schliesslich ist die eigene Glace ein ganz spezieller Höhepunkt zum Abschluss eines gelungenen Abends.
Von Leroy Ryser