Kampf gegen den Fachkräftemangel
Zum Schluss seiner Laufbahn ist er im Vorstand von Suissetec Bern noch ganz oben angekommen: Der Langenthaler Erich Oberli hat das Präsidium des kantonalen Branchenverbandes der Spengler und Sanitäre übernommen. Sein Hauptaugenmerk werde er auf die Rekrutierung von Lernenden legen, um den Fachkräftemangel lindern zu können, betont der 62-jährige Inhaber der Sägesser + Oberli AG in Langenthal.
Eigentlich wäre in diesen Tagen seine Amtszeit abgelaufen und er hätte nach 12 Jahren den Vorstand aufgrund der Amtszeitbeschränkung verlassen müssen. Aber nur eigentlich, denn nun wird der Langenthaler Erich Oberli weitere vier Jahre im Vorstand von Suissetec Kanton Bern bleiben, neu als Präsident. «Auf Grund der personellen Struktur im Vorstand habe ich mich bereit erklärt, das Präsidium für vier Jahre zu übernehmen, denn auf der einen Seite braucht es eine gewisse Erfahrung und auf der anderen Seite müssen sich die neuen Vorstandsmitglieder zuerst einarbeiten», begründet er seinen Entscheid.
«Richu», wie er von vielen genannt wird, ist dagegen ein alter «Fuchs», der in seinem Berufs- und Verbandsleben vieles erlebt und durchgemacht hat und damit prädestiniert ist, einen Verband in schwierigen Zeiten zu leiten und zu entwickeln. Seit fast 40 Jahren führt er zusammen mit seiner Frau in Langenthal ein Spengler- und Sanitärgeschäft (Sägesser + Oberli AG) mit rund zehn Mitarbeitenden, das im Jahr 2025 sein 250-jähriges Bestehen feiern kann. Erich Oberli weiss deshalb genau, mit welchen Themen und Herausforderungen Suissetec Bern in der heutigen Zeit konfrontiert ist.
Bei Schulabgängern nur zweite Wahl
Zugleich ist der neue Verbandspräsident auch einer, der jeweiligen Situation aktiv entgegentritt, Lösungen und Ideen entwickelt und diese auch umsetzt, wobei er auch hier stets eine aktive Rolle einnimmt. Diese Eigenschaften machten sich beispielsweise über viele Jahre auch im Gewerbeverein Langenthal bemerkbar, wo Erich Oberli über lange Zeit als OK-Präsident des «glatte märit» fungierte und dreimal in gleicher Funktion die Gewerbeausstellung GALA organisierte. Damit ist Gewähr, dass Suissetec Bern in den nächsten vier Jahren einen Macher an der Spitze hat, der etwas bewegen will und wird.
Gesuchte Fachkräfte
Solche Leute sind gerade in der Gebäudetechnik-Branche sehr gefragt, klagt man doch hier nach wie vor über einen erheblichen Fachkräftemangel. Deshalb werde sein Hauptaugenmerk während seiner Präsidialzeit auch auf der Rekrutierung von Lernenden liegen, betont Erich Oberli. Dafür wurden bereits vor einigen Jahren Tüftel-Workshops ins Leben gerufen, und am Verbandssitz in Zollikofen verfügt man über ein Ausbildungszentrum. Zudem sei der Verband auch jedes Jahr an der BAM (Berufs- und Ausbildungsmesse) in Bern vertreten. Damit verfüge man zwar über gute Instrumente, ist Oberli überzeugt, dennoch macht er klar: «Bei vielen Schulabgängern ist der Handwerker-Beruf bloss zweite Wahl.»
Hervorragende Perspektiven
Dazu komme, dass ab Sommer die Ausbildung der Sanitäre, Spengler und Heizungs-Installateure neu vier Jahre daure, weshalb die Rekrutierung von Lernenden sicher nicht einfacher werde. Dennoch mache dieser Schritt Sinn, gibt Erich Oberli zu verstehen, «denn mit der ganzen Entwicklung im Energiebereich sind unsere Berufe anspruchsvoller geworden.» Trotzdem ist der Suissetec-Präsident überzeugt, dass diese Berufssparte hervorragende Zukunftsperspektiven bietet. «Einerseits bestehen gute Aufstiegschancen zum Chefmonteur, Planer oder es kann eine Meisterausbildung absolviert werden. Aber auch ein Hochschulabschluss ist möglich», erwähnt Oberli. Aber vor allem die Digitalisierung werde das Berufsbild des Gebäudetechnikers stark verändern, weshalb Erich Oberli überzeugt ist: «Unsere Berufssparte wird in einigen Jahren äusserst gefragt sein, weil viele Gebäude und deren Installationen digital vernetzt sein werden.»
Grosse Herausforderungen stehen an
Gleichzeitig stelle diese Entwicklung die Branche vor weitere, sehr grosse Herausforderungen, die es zu bewältigen gebe und es nicht einfacher mache, genügend und gut ausgebildete Fachleute zu rekrutieren. Denn die einzelnen Berufsbilder würden sich aufgrund von zunehmenden Vorschriften, technischen und energetischen Entwicklungen in naher Zukunft stark verändern, glaubt der Verbandspräsident und nennt dazu Themen wie Bakterien (Legionellen), neue Materialien/Energien sowie Schallschutzmassnahmen. Das zwinge die Branche dazu, ihr Personal laufend weiterzubilden und auf den neusten Stand der Entwicklungen zu bringen. Für Erich Oberli wiederum bedeutet dies, dass er als Präsident von Suissetec Kanton Bern eine überaus anspruchsvolle Aufgabe übernommen hat. «Zweifellos, wenn ich mich zurückerinnere, wie wir vor 35 Jahren auf einer Baustelle montiert haben und dieses Bild mit den heutigen Arbeitsabläufen vergleiche, dann sind die Unterschiede gewaltig. Und das bedeutet für uns als Verband, dass wir aufmerksam, aktiv und präsent sein müssen, damit wir unseren Mitgliedern gute Rahmenbedingungen, Lernenden und Berufsleuten attraktive Arbeitsplätze und erstklassige Zukunftsperspektiven bieten können. Wenn uns dies gelingt, wird unsere Branche bei künftigen Schulabgängern vermehrt erste Wahl sein.»
Von Walter Ryser