Keine Angst vor der Generation Y
Junge Mitarbeitende einfach als «Jobhopper» oder «Diven» zu bezeichnen, greift zu kurz. Doch die Generation Y fordert Arbeitgeber auf neue Art heraus. Das zeigte sich am Themenabend des Gewerbes Hinterland.
Ufhusen · Er weiss, wie die Generation Y tickt. Professor Peter Kels von der Hochschule Luzern, Wirtschaft, hat ein dreijähriges Forschungsprojekt geleitet. Die Frage: Nach welchen Kriterien wählen junge Fachkräfte ihren Job aus? Davon berichtete er am Themenabend des Gewerbes Hinterland. Gut 30 Unternehmerinnen und Unternehmer nahmen am interessanten Anlass in Ufhusen teil.
Nicht Geld, sondern Sinn
Die Kürzestfassung der Studienergebnisse: Die Generation Y will in einem guten Team eine spannende, sinnvolle Aufgabe erfüllen und dies mit einem Einsatz, der nebst dem Berufs- auch ein Privatleben zulässt. Für mache überraschend, stehen für junge Berufsleute weder Geld noch flexible Arbeitszeiten an erster Stelle, sondern der Jobinhalt. Das ist eines der Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt von Peter Kels. «85 Prozent der Befragten sagten, dass sie sich abwechslungsreiche, technisch komplexe und innovative Aufgaben wünschen.» Dabei möchten sie die Möglichkeit haben, sich im Job weiter zu entwickeln. Erstaunlich wichtig ist zudem das Team. «70 Prozent wünschen sich ein gutes Teamklima mit kompetenten Kollegen und einem engagierten Chef.» Für die Generation Y sei das Team manchmal sogar wichtiger als das Unternehmen. Und von Vorgesetzten will die Generation Y «auf Augenhöhe wahrgenommen» werden. Gewünscht sind menschliche Chefs. Erst an vierter und fünfter Stelle geht es um flexible Arbeitszeitmodelle und Lohnforderungen. In den Medien wird die Generation Y oft als Arbeitnehmergeneration bezeichnet, die rücksichtslos von Job zu Job wechselt, ein fast unerträgliches Mass an Lob und Rückmeldung einfordert, sich wie eine Diva aufspielt und etablierte Hierarchien ständig in Frage stellt.
Für Professor Kels ist dieses Bild verzerrt. Er stellte zudem fest, dass sich die Arbeitswerte der Generationen Y und X in vielen Punkten ziemlich ähnlich sind. «Aber wir befinden uns tatsächlich in einem Umbruch. Deshalb sollten sich Arbeitgeber mit den Wünschen der Jungen ernsthaft und differenziert auseinandersetzen.»
Peter Kels forderte die Anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer auf, die allgemeinen Tendenzen der neuen Berufsgeneration wahrzunehmen und im eigenen Betrieb nach der passenden Umsetzung zu suchen. Sich die Frage zu stellen: «Wo kann ich etwas bieten, was an die Bedürfnisse der Generation Y andockt?» Wer es schaffe, spannende Jobs in einem guten Team mit vernünftigen Arbeitszeiten zu bieten, dem werde es gelingen, auch Mitarbeitende der Generation Y längerfristig zu binden.
Gut zu wissen
Der Studienbericht «Employing the new generation. Personalgewinnung und Führung der Generation Y in MINT-Berufen» kann auf der Website der Hochschule Luzern heruntergeladen werden: www.hslu.ch
Von Astrid Bossert Meier