Keine Lösung gefunden
Der SC Langenthal beendet seine Saison 2017/2018 verfrüht. Nach den fünf Halbfinalspielen gegen den Derbyrivalen ist klar: Langenthal hat eher verloren, als dass Olten gewonnen hat.
Eishockey · Er ist wahrlich bitter, der Nachgeschmack, der die Saison des SC Langenthal hinterlässt. Nach nur fünf Spielen im Halbfinal gegen keineswegs übermächtige Oltner ist für die Oberaargauer die Saison zu Ende. «Ich glaube nicht, dass Olten übermässig gut war. Aber wir haben ihnen immer wieder das Zepter gegeben und sie stark gemacht», sagt passend dazu ein enttäuschter SCL-Geschäftsführer Gian Kämpf. «Versagt» habe man zweifellos, insbesondere bei der Chancenverwertung und in den Special Teams. Und obwohl von Beginn weg die Probleme offensichtlich waren, so konnten die Verantwortlichen das Ruder nicht mehr herumreissen.
Zu gesättigt?
Fehlte der entscheidende Biss, weil der Meistertitel im letzten Jahr die Mannschaft gesättigt hat? Oder war es schlicht und einfach Pech und Unvermögen? «Es fühlte sich an, als würden wir seit Januar an einem Karren ziehen, der immer mehr den Berg hinauf geht», erklärte Gian Kämpf. Mental habe dann womöglich die Energie tatsächlich gefehlt. Vielleicht war das gegen die noch titellosen Oltner tatsächlich entscheidend.
«Das tut mir weh»
Jeffrey Füglister stimmt Gian Kämpf zu, wenn er sagt: «Immer anrennen und nicht treffen, ist schwierig. Und wenn man dann 2:0 führt und prompt den Ausgleich kassiert, dann ist das hart.» Wieso der SCL derweil nach starken 30 Minuten im letzten Spiel mit den Eishockeyspielen zu früh aufgehört habe, könne er sich aber dennoch nicht erklären. Cleverer hätte man spielen müssen, sagt Füglister, etwas, das offensichtlich mehrmals nicht gelungen ist. «Innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde ist dann plötzlich alles fertig. Das tut mir im Herzen weh», sagt der Stürmer, der nächstes Jahr in der NLA für Kloten angreifen will. Seine SCL-Ära werde er aber in guten Gedanken behalten. «Den Meistertitel werde ich nie vergessen. Das war wunderbar.» Nur zu gerne hätte er ihn auch verteidigt, aber «wir haben alles ins Spiel geworfen, und es gelang trotzdem nicht.» Zweifellos ist das kein Untergang, gelang dies doch letztmals dem Lausanne HC vor acht Jahren (!), ebenso bringt die Art und Weise aber Kopfschütteln mit sich. Im ersten Drittel des letzten Spieles deutete der SCL nämlich an, was möglich gewesen wäre. Auch wenn Olten für Kampf und Leidenschaft ein Lob verdient hat, hätte der SCL über die ganze Serie hinweg zumindest aus dem massiven Chancenplus mehr herausholen müssen.
Neuer Angriff startet schon
Wahrlich gezeichnet war nach dem Halbfinal-Out auch Trainer Per Hånberg. «Es tut mir leid, dass ich meine Jungs nicht zum Siegen gecoacht habe», erklärt er mit gedämpfter Stimme. Auch er wolle deshalb in den nächsten Tagen in den Spiegel schauen und sich fragen, was er besser hätte machen können. Dennoch ist er überzeugt, zumindest vieles versucht zu haben. «Wir haben das Powerplay angepasst, die Linien geändert und viel über das Toreschiessen gesprochen und trainiert», verrät der Schwede. Wieso es dennoch nicht gelang, eine Trendwende in den Halbfinals herbeizuführen, könne er noch nicht begründen. Womöglich habe vor dem gegnerischen Tor ein bisschen Extra-Verkehr gefehlt, ebenso habe Olten mit einem starken Powerplayspiel den Unterschied in dieser Serie ausgemacht. Nun, kurze Zeit nach dem definitiven Saisonende, fühle er sich leer und enttäuscht. «Ich habe mein Bestes getan, aber es war nicht gut genug», so der 51-Jährige. Er habe in dieser Si-tuation gesehen, dass es das Beste ist, nie aufzugeben. Das wolle er auch in die nächste Saison mitnehmen. «Ich will meine Jungs glücklich sehen. Das ist meine Passion. Und deshalb ist es mein Ziel, dass wir in einem Jahr Gold um den Hals tragen.» Mit dem bitteren Ausscheiden gegen den EHC Olten scheint immerhin beim Trainer der Titelhunger neu geweckt. Vorerst aber bleibt in Langenthal eines: Enttäuschung über verfrühte und äusserst unerwünschte Ferien.
Von Leroy Ryser