Keine Punkte auf der «Achterbahn»
Moto2-WM 2020, 14. Rennen, GP von Portugal in Portimão – Völlig unerwartet konnte der Rohrbacher Töffpilot am Sonntag noch einmal WM-Rennluft schnuppern. Als Ersatzpilot kam er beim erstmals ausgetragenen GP von Portugal in Portimão (bis 2012 in Estoril) zum Moto2-Einsatz. Wegen technischen Problemen reichte es nur zum 20. Rang. Ausserdem wurde Aegerter beim Saisonfinale für seinen 3. Rang in der MotoE-Klasse ausgezeichnet.
Motrosport · Eigentlich konzentrierte sich der Rohrbacher Töffprofi Dominique Aegerter bereits auf den nächsten MotoE-Weltcup 2021. Der 30-jährige Motorradrennprofi rechnete nicht mehr damit, noch einmal zu einem Renneinsatz zu kommen. Doch damit hatte er die Rechnung nicht mit dem holländischen NTS RW-Racing-Team gemacht. Für diesen Rennstall hatte der Oberaargauer mit der leuchtgelben Nummer 77 im Spätsommer bereits drei Rennen (einmal Brünn, zweimal Spielberg) als Ersatzpilot von Landsmann Jesko Raffin bestreiten dürfen. Ganz kurzfristig kam Aegerter am Sonntag noch einmal zu einem Renneinsatz auf einer motorisierten Maschine.
Für das letzte Moto2-Rennen der Saison 2020 durfte Aegerter ein viertes Mal für das holländische Team antreten. Der Rohrbacher ersetzte Piotr Biesiekirski aus Polen, der ab dem zweiten Misano-Rennen anstelle von Raffin dessen NTS-Maschine übernommen hatte. Die Reise führte nach Portimão, einer Hafenstadt in der südportugiesischen Region Algarve. Dort durfte der Rohrbacher auf einem 4,6 Kilometer langen Rundkurs antreten, der wegen seinen Auf und Abs gerne als «Achterbahn» bezeichnet wird. «Die Strecke war für alle Fahrer neu und äusserst anspruchsvoll», meint Aegerter. «Im ersten Training lief es nicht gut. Dann folgte aber eine Steigerung und ein sehr gutes Resultat im zweiten Training», sagt der Pilot mit dem Schweizer Kreuz auf dem Helm. Im dritten Training folgte wegen eines technischen Problems dann wieder ein Dämpfer, weil Aegerter nur sechs Runden absolvieren konnte. «Im 15-minütigen Qualifying war einfach Pushen angesagt. Die Zeit, um Verbesserungen am Setup vornehmen zu können, stand schlichtweg nicht zur Verfügung.» Damit reichte es nur zum 22. Startplatz. Viel Zeit auf die Rennspitze verlor der Rohrbacher aber nicht.
Sturz verhindert
Für das Rennen nahm das Team dann noch einmal eine Veränderung der Einstellungen vor. «Da gingen wir wohl in die falsche Richtung», vermutet Aegerter. «Ich hatte im Rennen einige Male grosses Glück. Grobe Rutscher konnte ich gerade noch auffangen. Ich war oft sehr nahe an einem Sturz», erklärt Aegerter. All dies passierte abseits der TV-Kameras, welche sich auf den spannenden WM-Kampf an der Spitze konzentrierten. Das Rennen gewann mit Remy Gardner aus Australien der Sohn der Töfflegende Wayne Gardner. Ein fünfter Platz reichte dem Italiener Enea Bastianini zum ersten Moto2-Weltmeistertitel seiner Karriere.
Einmal mehr ein toller Start
Für Aegerter begann das Rennen über knapp 106 Kilometer tipptopp. Gewohnt legte er den berüchtigten Aegerter-Raketenstart hin. Nach der ersten Runde überquerte er die Start- und Ziellinie bereits an der 16. Stelle. Aegerter hatte in der Startrunde sieben Plätze gutgemacht. Doch bereits zwei Runden später lag er nur noch an 20. Stelle. Die genannten Probleme begannen. «Ich verlor das Selbstvertrauen, verkrampfte mich. Ich musste Speed rausnehmen.» Das Kurvenfahren des Oberaargauers sah in der Folge alles andere als rund aus. Am Ende reichte es nur zum 20. Rang. Erhoffte WM-Punkte im letzten Moto2-Rennen der Saison blieben damit aus. «Ich bin schon enttäuscht.» Gleichwohl hatte der Auftritt auch Schönes. «Ich konnte noch einmal das Rennfeeling erleben. Und die neue Strecke war wirklich abwechslungsreich.»
Geehrt – und motiviert für 2020
Bevor sich der Rohrbacher auf den Heimweg machte, durfte er noch am sogenannten «Moto-GP-Prize-Giving» teilnehmen. Und an dieser 50-minütigen Abendzeremonie in Portimão ging es gleich los mit der MotoE-Klasse. Dort wurde Aegerter mit einer Trophäe für seinen dritten Weltcuprang ausgezeichnet. Glücklich darüber liess er durchblicken, dass er 2021 wieder durchstarten will. «Es sieht sehr positiv aus. Ich werde in vielen Wettbewerben mit guten Teams antreten können.»
Resultate: Moto2 (21 Klassierte): 1. Remy Gardner, Australien, 39:35,476; 2. Luca Marini, Italien, 39:37,085; 3. Sam Lowes, Grossbritannien, 39:39,289; 5. Enea Bastianini, Italien, 39:44,122; 16. Tom Lüthi, Schweiz/Linden, 39:58,394; 20. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 40:20,400. – WM-Endstand (15/15): 1. Enea Bastianini, Italien, 205 Punkte; 2. Luca Marini, Italien, 196; 3. Sam Lowes, Grossbritannien, 196; 11. Thomas Lüthi, Schweiz/Linden, 72; 28. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 4.
Von Stefan Leuenberger