Kinder wollen bessere Velowege
Mehr Bäume in der Stadt, weniger Mobbing und Massentierhaltung und bessere Velowege, das wünschen sich Kinder. Im Rahmen des Kinderparlaments Oberaargau wurden diese Forderungen an die Politik gestellt.
Kinder sind von politischen Entscheiden betroffen, sie begegnen diesen im Alltag und sie prägen ihre Zukunft. Anders als die Erwachsenen können sie jedoch keinen Einfluss auf politische Entscheide nehmen. Aus diesem Grund hat ToKJO, die Kinder- und Jugendfachstelle Region Langenthal, das regionale Kinderbüro ins Leben gerufen. Hier sollen die Kinderrechte gefördert und die politische und gesellschaftliche Partizipation von Kindern im Oberaargau ermöglicht werden. Gemeinsam mit den Kindern ist daraus die Idee entstanden, ein politisches Beteiligungsprojekt zu lancieren: Das Kinderparlament «Denk Ma(h)l». Mit dem Kinderbüro haben die Kinder die Möglichkeit, ihre Ideen und Anliegen direkt an die Politik weiterzugeben. Vor drei Jahren ist das Kinderbüro mit zwei Kindern gestartet. Mittlerweile beteiligen sich bereits 28 Kinder im Alter von 8 bis 13 Jahren, die aus acht Gemeinden stammen, an den Projekten des Kinderbüros, erwähnt Scarlett Eisenhauer, Leiterin des Kinderbüros von ToKJO. Seit dem Frühjahr haben die Kinder über mehrere Treffen hinweg gesellschaftliche Themen, Anliegen und Ideen demokratisch bearbeitet und fünf Schwerpunkt-Themen ausgewählt, um diese vertieft auszuarbeiten. Anlässlich des Tages der Demokratie präsentierte das Kinderparlament «Denk Ma(h)l» Politikerinnen und Politikern seine gesellschaftlichen Zukunftsideen für die Region.
Mehr Polizei-Präsenz gewünscht
Das Schwerpunkt-Thema des Kinderparlaments betrifft die Velowege in der Region. Kinder erlebten im Alltag schwierige und unsichere Situationen, wenn sie mit dem Velo unterwegs seien, weil Autos zu dicht an sie heranfahren würden, der Veloweg plötzlich ende, bestimmte Strassen gar keine Velowege hätten oder Autos über den Veloweg fahren oder hier parkieren würden, wird im Antrag des Kinderbüros für «bessere Velowege» erläutert. Das Kinderparlament fordert deshalb bessere Abgrenzungen zwischen der Strasse und Velowegen, beispielsweise durch einen Absatz, Bäume, Büsche oder Blumentöpfe. Dazu sollten neue Verkehrsregeln eingeführt werden, die das Befahren von Velowegen für Autos und Töffli verbietet. Auch wünscht sich das Kinderparlament mehr Präsenz durch Polizisten in Zivil, die regelmässige Patrouillen durchführen. Wünschenswert wäre gemäss den Kindern auch eine Velozeitung mit Infos über Veränderungen auf der Strasse und den Velowegen. Zum Thema Rassismus hat das Kinderparlament eine Umfrage gemacht. Dabei stellte sich heraus, dass 61 Prozent der befragten Personen bereits einmal in ihrem Umfeld mit Rassismus konfrontiert worden sind. Deshalb regen die Kinder an, Weiterbildungen für Erwachsene und Lehrpersonen zu diesem Thema einzuführen sowie vermehrte Besuche von Fachpersonen in den Schulen einzuplanen. Das Kinderparlament setzt sich aber auch für das Tierwohl ein und fordert weniger Massentierhaltung. Dabei entstand die Idee, dass Schulen Hühner aus Massentierhaltung adoptieren könnten. Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen würden sich dann gemeinsam um die Tiere kümmern. Auch die Einführung eines regionalen Labels «Keine Massentierhaltung» wird als Massnahme bei diesem Thema aufgeführt.
Mehr Bäume für Langenthal
Jedes zehnte Kind in der Schweiz wird gemobbt. Dagegen möchte sich das Kinderparlament zur Wehr setzen, mit regelmässigen Workshops in Schulen, die von externen Fachleuten geleitet werden. Diese sollten sowohl für Schüler wie Lehrpersonen obligatorisch sein. Kinder, die gemobbt werden, bekämen dadurch das Gefühl, dass ihre Probleme ernst genommen werden. Mit einer Gemeinschaftskampagne soll das Thema sichtbar und der Bevölkerung die Problematik bewusst gemacht werden. «Jedes Kind soll akzeptiert werden und die Menschen sollen darüber aufgeklärt werden, wie schlimm Mobbing ist», steht weiter im «Anti-Mobbing» Antrag des Kinderbüros. Und zum Schluss wünschen sich die Kinder mehr Bäume in der Stadt. Wegen den zunehmenden Hitze-Tagen sollten in Städten und Dörfern mehr Bäume gepflanzt werden, fordert das Kinderparlament. Weiter fordern die Kinder, dass Bäume bei Bauprojekten geschützt werden sollen. Auch die Durchführung eines Baum-Pflanz-Tages in der Schule wird im Kinderbüro-Antrag «Für mehr Bäume in Langenthal und im Oberaargau» aufgeführt. Zusammen mit den anwesenden Politikerinnen und Politikern, vorwiegend aus dem Langenthaler Gemeinde- und Stadtrat, wurden die eingereichten Anträge diskutiert und verfeinert. «Kinder haben das Recht auf Gleichbehandlung und sie haben viele sinnvolle Verbesserungsideen für die Region», bemerkte Scarlett Eisenhauer, die darauf hinwies, dass das Kinderbüro als strategischer Partner für Kinderanliegen bei öffentlichen Bauprojekten den betreffenden Arbeitsgruppen, Kommissionen sowie der Politik zur Verfügung steht und Unterstützung bietet. «Kinderrelevante Themen werden so differenziert in gemeinschaftsrelevante Prozesse eingebracht – und das von Anfang an», gab die Leiterin des Kinderbüros abschliessend zu verstehen.
Von Walter Ryser