Kirche Geissberg über ein Jahr geschlossen
Am 2. August ist Baubeginn für die Erneuerung der Kirche Geissberg, Mitte September 2020 Wiedereröffnung. Noch hängig ist eine Einsprache betreffend hindernisfreier Nutzung. An der Versammlung der evangelisch-reformierten Kirche stellten sich zwei Neue vor: Pfarrer Stephan Bösiger und Katechetin Sandra Wildi aus Lotzwil.
Als Kirchgemeinderatspräsident Reto Steiner die zur Sommer-Versammlung erschienenen Stimmberechtigten (30 von 6132) begrüsste, gingen er und die für die Einleitung zuständige Pfarrerin Livia Karpati nicht gleich zu den Traktanden über. Vielmehr würdigten beide die Verdienste des am 18. Mai völlig unerwartet verstorbenen Vizepräsidenten und Ressortleiters Finanzen, Roland Knobel, für den sie eine Kerze anzündeten: «Das Licht von Roland Knobel soll unter uns sein.» Er habe dem Rat gut getan – auch menschlich, betonte Reto Steiner.
Heinz Moors Einsprache hängig
Nach der Zustimmung zum Projekt «Erneuerung Kirche Geissberg» durch die Versammlung vom 10. Dezember 2018 stehe das Projekt jetzt kurz vor dem Baubeginn, hielt Reto Steiner fest. Er beantragte – «um das Projekt effizient zu realisieren» – eine Kompetenzübertragung an die Baukommission. Die Versammelten folgten dem Antrag einstimmig.
Der Präsident dieser Baukommission, Kirchgemeinderat Richard Bobst, informierte über die «kurz bevorstehende» Baubewilligung und die noch hängige Einsprache von Heinz Moor betreffend hindernisfreiem Zugang zur Kirche, Rampe im Chor und hindernisfreier WC-Anlage. Der hindernisfreie Zugang werde als eigenes Projekt ausgegliedert, weil der Zugang auf dem Boden der Stadt Langenthal realisiert werden soll und die politischen Verhandlungen Zeit brauchen.
Die Kirchgemeinde habe, so Bobst, durch einen Landschaftsarchitekten ein konkretes Projekt ausarbeiten lassen. Zudem seien Abklärungen mit der Denkmalpflege erfolgt. Auch hätten Begehungen mit der Behindertenorganisation Procap stattgefunden. Gerechnet wird mit Projektierungskosten von 25 000 Franken. Mit welchen Kosten fürs Realisieren des hindernisfreien Zugangs zu rechnen sei, wollte ein Versammlungsteilnehmer wissen. «200 000+, 220 000, vielleicht auch 280 000 Franken», wagte Richard Bobst eine Schätzung. Das Projekt «hindernisfreier Zugang», das nicht ins Hauptprojekt integriert werden kann, soll am 25. November an der Kirchgemeindeversammlung vorgelegt werden. Es gehe neben Behinderten auch um Familien mit Kindern und ältere Leute, ergänzte Steiner.
Zeitplan für Kirchenerneuerung
Richard Bobst schnitt die aktuell noch ungeklärte Heizungs- und Kaminfrage sowie die Isolierung der Kirchenfenster an, wo man in Verhandlung mit der Denkmalpflege stehe. Er stellte den Zeitplan für die «Erneueruung Kirche Geissberg» vor und machte auf den Gottesdienst vom 23. Juni aufmerksam. Dieser sei einerseits der Abschiedsgottesdienst für den in Pension gehenden Pfarrer Daniel Winnewisser und andererseits der vorerst letzte Gottesdienst in der danach wegen Bauarbeiten über ein Jahr geschlossenen Kirche. «Wir sind zuversichtlich», sagte Bobst zum Verkauf der Kirchenbänke vom 10. August. Interessenten hätten sich bereits gemeldet.
Sandra Wildi neue Katechetin
Ein Jahr sei die Kirchgemeinde ohne Katechetin gewesen. Die erste Ausschreibung sei erfolglos verlaufen, doch bei der zweiten habe diese Vakanz behoben werden können, verriet Reto Steiner – mit Sandra Wildi. Kirchgemeinderätin Katrin Gfeller stellte Sandra Wildi vor, ehe dies die Lotzwilerin selber noch «im Detail» tat: Mutter dreier Kinder im Schulalter (8-, 10- und 11-jährig), Heil- und Sozialpädagogin sowie Sprachkursleiterin im Integrationsbereich.
Als Katechetin sowie Kinder- und Jugendarbeiterin ist sie ab August zu 50 Prozent angestellt. Sie habe sich bereits intensiv mit Pfarrer Cédric Roth-acher ausgetauscht. «Er und ich haben viele Ideen – fast zu viele.» Reto Steiner unterstrich, dass der Kirchemeinderat die Kinder- und Jugendarbeit sehr hoch gewichte. Er sei überzeugt, dass Sandra Wildi hier für neuen Schwung sorgen werde.
Neuer Pfarrer – elf Bewerbungen
Ratspräsident Reto Steiner informierte über das Verfahren der Wahl einer neuen Pfarrperson mit Amtsantritt per 1. Januar 2020 beziehungsweise die Nachfolgeregelung für Pfarrer Daniel Winnewisser, der Ende August pensioniert wird. Auf die Ausschreibung sei «die hohe Zahl» von elf Bewerbungen eingegangen. Drei Personen hätten es in die zweite Runde geschafft. Hier habe man Referenzen eingeholt und Gottesdienste besucht. Zwei Kandidaten seien dann zu einem je einstündigen Bewerbungsgespräch eingeladen worden. «Beide waren gleich gut. Wir haben aus Überzeugung Stephan Bösiger den Vorzug gegeben, obschon es uns schwer gefallen ist, der anderen, absolut ebenbürtigen Person abzusagen», so Reto Steiner.
«Ich habe keinen Bündner Dialekt», so Stephan Bösiger, der während der vergangenen 16 Jahre in diversen Kirchgemeinden im Unterengadin und Münstertal als Gemeindepfarrer engagiert war. Der 1971 in Biel geborene und dort aufgewachsene Stephan Bösiger interessiert sich für Kunstgeschichte und naturwissenschaftliche Themen. Er bewegt sich gerne in der Natur und erweitert seinen Horizont beim Reisen (demnächst in England). Er findet einen guten Ausgleich in der Musik und freut sich sehr auf Langenthal, auf den Märit, den er kaum in nur 20 Minuten werde absolvieren können und – das sagte er später beim Apéro – auf das Stadttheater Langenthal. Auf witzige Art interviewte Kirchgemeinderätin Karin Hauser den ab Neujahr hier tätigen neuen Pfarrer.
Finanzverwalter Hans Peter Widmer stellte das positive Ergebnis der Rechnung 2018 vor – bei einem Umsatz von rund 2,5 Millionen Franken und einer Kirchensteueranlage von unverändert 0,138 der einfachen Steuer. Bei einem Ertrag vor Abschreibungen von 2,6 Millionen Franken ergab sich ein Gewinn von 329 600 Franken, der nach Vornahme der harmonisierten Abschreibungen von 137 800 Franken noch 191 800 Franken betrug. Um für 2018 eine ausgeglichene Rechnung zu erhalten, schlug der Rat der Versammlung vor, diese 191 800 Franken als Nachkredit zu genehmigen, was diese einstimmig tat. Das Eigenkapital per 31. Dezember 2018 bleibt deshalb unverändert bei 1,45 Millionen Franken. «Wir sind liquid – aber sehr steuerlastig», stellte Hans Peter Widmer fest und verwies auf die Steuereinnahmen von 2,267 Millionen Franken, zu denen die natürlichen Personen mit 1,7 Millionen Franken (plus 4 Prozent) und die juristischen Personen mit 567 000 Franken (plus 22 Prozent) beigetragen hätten.
Daniel Rüegger für Roland Knobel
Nach der schmerzlichen Lücke, die Roland Knobel hinterlassen hat, sah sich der Kirchgemeinderat gezwungen, raschmöglichst einen Nachfolger für das Schlüsselressort Finanzen zu finden. Die Suche verlief erfolgreich. Daniel Rüegger, Bankdirektor bei der UBS und früherer EVP-Gemeinderat der Stadt Langenthal, stellt sich zur Verfügung. Er soll anlässlich der aus-serordentlichen Kirchgemeindeversammlung vom 1. Juli vorgestellt und gewählt werden.
Von Hans Mathys