König Wenger siegt vor 9000 Schwingfans
Bernisch-Kantonales Schwingfest in Aarberg – Es war wieder einmal angerichtet: Der Schlussgang zwischen den beiden noch aktiven Berner Königen Kilian Wenger (Horboden) und dem Lokalmatadoren Christian Stucki (Lyss) endete gestellt. Dank guter Vorarbeit reichte Kilian Wenger das Unentschieden zum alleinigen Festsieg. Matthias Aeschbacher aus Rüegsauschachen hatte mit Aufs und Abs zu kämpfen (Rang 5e). Auch sein Sumiswalder Klubkollege Gustav Steffen (Rang 5g) holte den begehrten Kranz.
Schwingen · Es war ein Schwingfest wie früher. Früher bedeutet in der Prä-Corona-Ära. Dem Bernisch-Kantonalen Schwingfest wohnten 9000 Zuschauerinnen und Zuschauer bei. Einlass gab es dementsprechend nur mit gültigem Covid-19-Zertifikat. Die Stimmung in der Arolina in Aarberg war gigantisch und ausgelassen. Von Corona bekam man in der vollen Arena nichts mit. Einzig ein Covid-Stempel auf der Hand erinnerte an die anhaltende Pandemie. Insgesamt standen 149 Schwinger in den Zwilchhosen. Es war das erste Schwingfest nach Corona mit einer solch hohen Zuschauerzahl.
Hammer-Paarung wie am letzten ESAF
Auch schwingerisch erinnerte das «Line-Up» an die Zeiten vor der Pandemie. Denn beim Anschwingen kam
es zur Hammer-Paarung zwischen Schwingerkönig Christian Stucki und dem Erstgekrönten Joel Wicki (Sörenberg). Exakt dieses Duell also, das es am letzten ESAF 2019 in Zug im Schlussgang gab. Beide Kontrahenten gönnten sich zuletzt eine Pause, beziehungsweise sie mussten diese verletzungsbedingt einlegen. Stucki zwickte es im Rücken, Wicki erholte sich von einer Sehnenverletzung im Ellbogen. Die beiden Topschwinger reichten sich in Aarberg erneut die Hände. Vier Minuten passierte in diesem so sehnlichst erwarteten Gang wenig, doch dann haute Stucki den Luzerner Wicki genau wie in Zug mit der Maximalnote um – und liess sich in der tobenden Heimarena feiern.
Starker Oberländer Schwingerkönig
Kilian Wenger hat zum fünften Mal in seiner Laufbahn ein Teilverbandsfest gewonnen, zum fünften Mal das «Bernisch-Kantonale». Im Schlussgang reichte dem Schwingerkönig von 2010 im Duell mit Christian Stucki, dem Schwingerkönig vom 2019, ein Gestellter. Zuvor hatte Wenger vier Siege und ein Unentschieden auf sein Notenblatt gebracht. Die beiden Schlussgangteilnehmer standen sich bereits am «Kantonalen» 2017 in Affoltern gegenüber. Damals war Kilian Wenger der Sieger. Christian Stucki war vier Gänge lange der grosse Dominator des Tages. Trotz der Pleite gegen den nach fünf Gängen punktgleichen Severin Schwander (Riggisberg) gab das Kampfgericht Stucki bezüglich dem Schlussgang den Vorrang. Begründung: Stucki hatte das bessere Notenblatt als Schwander.
Aeschbacher mit Achterbahnfahrt
Der letzte Sieger am Bernisch-Kantonalen Schwingfest 2019 in Münsingen, Matthias Aeschbacher, stellte im Anschwingen mit dem Gastschwinger Mario Schneider (Schönenberg an der Thur). Im zweiten Gang legte der Titelverteidiger aus dem Emmental den Oberaargauer Stefan Studer (Utzenstorf) auf den Rücken, und noch vor dem Mittagessen gelang ihm mit Adrian Walther (Habstetten) ein weiterer Sieg. Im vierten Kampf kam es dann zum Duell zwischen Matthias Aeschbacher und Remo Käser (Alchenstorf). Käser wegen der durchlebten Corona-Infektion noch leicht angeschlagen, tat sich schwer gegen den wiederum stark auftretenden Matthias Aeschbacher. So landete Remo Käser nach knapp zwei Minuten im Sägemehl. Aeschbacher katapultierte den Alchenstorfer mit seinem Lieblings-Schwung, dem inneren Haken, auf den Boden. Im fünften Gang traf der 191 cm grosse Emmentaler dann auf Michael Ledermann (Mamishaus). Aeschbacher war klar der aktivere Schwinger und brachte den Mittelländer immer wieder auf den Boden, kam aber nicht zum Abschluss. Dies nützte Michael Ledermann aus und konterte bei einem Angriff des 29-Jährigen mit einem Bodenhüfter erfolgreich. Damit musste der Titelverteidiger seine Schlussgang-Ambitionen begraben. Im sechsten Gang legte «Disu» Stefan Marti (Biglen) nach kurzer Zeit auf den Rücken. Dank vier Siegen und einem Unentschieden stand sein 64. Kranzgewinn ausser Diskussion.
Keine Maskenpflicht, dafür Zertifikat
Das Festgelände war komplett abgesperrt. Im Festgelände waren am Schwingfest nur Personen zugelassen, die geimpft, genesen oder getestet waren. Dies galt für alle Personen ab 16 Jahren. Eine Maskenpflicht gab es keine. Das Bernisch-Kantonale Schwingfest in Aarberg wurde wegen der Coronakrise um ein Jahr nach hinten geschoben. Die Organisatoren planten mutig – und wurden belohnt: Die Lockerungen für Veranstaltungen kamen rechtzeitig. «Das ist echt cool. Ich bin so froh, endlich wieder eine volle Schwing-Arena zu erleben», sagte eine Besucherin am frühen Morgen in der Arena. Ein weiterer Besucher ergänzte: «Endlich wieder ein normales Schwingfest.» Auch die Schwinger genossen die vollen Ränge und wurden vom Publikum lautstark angefeuert. Dem Organisationskomitee gebührt eine Goldmedaille für die Organisation eines solchen Grossanlasses in der noch immer unsicheren Corona-Zeit.
Sumiswalder mit 15. Kranz
Punktegleich wie Matthias Aeschbacher klassierte sich sein Klubkollege Gustav Steffen (Koppigen). Der Athlet vom Schwingklub Sumiswald kam auf vier Siege und sicherte sich somit seinen 15. Kranz, den zweiten an einem «Kantonalen» (Rang 5g). Der 25-jährige Emmentaler legte Dominik Binggeli (Riggisberg), Nicolas Kämpf (Heiligenschwendi), Damian Gnägi (Bühl bei Aarberg) und Urs Meier (Erlenbach im Simmental) ins Sägemehl. Seine Niederlagen verbuchte er gegen den Luzerner Joel Wicki (Sörenberg) und den Südwestschweizer Gast Johann Borcard (Villars-sous-Mont). Martin Sommer aus Häusernmoos im Emmental kam mit drei Siegen und zwei Unentschieden auf Rang 9a. Der beste Athlet vom Schwingklub Langenthal war der Melchnauer Severin Staub (Rang 9e). Mit drei Siegen und einem «Gestellten» konnte er am «Kantonalen» überraschend gut mitmischen und rangierte besser als sein routinierter Klubkollege Dominik Zangger (Ufhusen/SK Langenthal) auf Rang 10d. Der einzige Athlet vom Schwingklub Huttwil, Dominik Ruch aus Eriswil, kam in Aarberg auf einen Sieg. Zwei weitere seiner Gänge endeten gestellt (Rang 20a).
Auszug aus der Rangliste: 1. Kilian Wenger, Horboden, 57,75; 2a. Dominik Roth, Meikirch, 57,50; 2b. Adrian Walther, Habstetten, 57,50; 2c. Lorenz Berger, Niederscherli, 57,50; 3a. Christian Stucki, Lyss, 57,25; 3b. Johann Borcard, Villars-sous-Mont, 57,25; 3c. Kilian von Weissenfluh, Hasliberg, 57,25; 3d. Fabian Staudenmann, Guggisberg, 57,25; 5c. Joel Wicki, Sörenberg, 56,75; 5e. Matthias Aeschbacher, SK Sumiswald, 56,75; 5g. Gustav Steffen, SK Sumiswald, 56,75; 6b. Remo Käser, Burgäschi, 56,50; 9a. Martin Sommer, SK Sumiswald, 55,75; 9e. Severin Staub, Melchnau, 55,75; 9f. Roman Sommer, SK Sumiswald, 55,75; 10d. Dominik Zangger, Ufhusen, 55,50; 11c. Konrad Steffen, SK Sumiswald, 55,25; 12g. Adrian Aebersold, SK Sumiswald, 55,00; 12i. Patrick Schenk, SK Sumiswald, 55,00; 13c. Dario de Fus-co, Ursenbach, 54,75; 13e. Simon Röthlisberger, SK Sumiswald, 54,75; 14a. Patrick Steffen, SK Sumiswald, 54,50; 15d. David Aebersold, SK Sumiswald, 54,25; 15g. Roger Aebi, Rohrbach, 54,25; 15k. Fabian Aebersold, SK Sumiswald, 54,25; 16e. Loris Steffen, SK Sumiswald, 54,00; 20a. Dominik Ruch, SK Huttwil, 53,00.
Von Yanick Kurth