• Standing Ovation für den Konzertchor Oberaargau: In Begleitung der Kammerphilharmonie Europa begeisterte er mit Haydns «Die Schöpfung». · Bild: zvg

22.09.2017
Oberaargau

Konzertchor Oberaargau begeistert Jung und Alt

Am vergangenen Wochenende führte der Konzertchor Oberaargau mit der Kammerphilharmonie Europa, unter der Leitung von Dirigent Markus Oberholzer, «Die Schöpfung» von Joseph Haydn auf, samstags in der reformierten Kirche in Herzogenbuchsee, sonntags in der Klosterkirche St. Urban. Der eindrückliche Gesang wurde von der 2006 gegründeten Kammerphilharmonie Europa, einem freien Orchester aus Köln, begleitet.

Herzogenbuchsee/ St. Urban · Den Auftakt machte am Samstag ein Kinderkonzert. Passend, wird dem Werk doch eine kindliche Qualität nachgesagt, als wolle Haydn die Geschichte jungen Hörern erzählen, die sie vorher noch nie gehört hatten. Staunende, entzückte, aber auch fragend dreinblickende Kinderaugen beobachteten erwartungsvoll Dirigent, Solisten, Chor und Orchester. 

Beginnend mit einem Vergleich des von Haydn komponierten Chaos und einer zeitgemässeren instrumentellen Umsetzung dieses Begriffes, leitete Markus Oberholzer dieses Kinderkonzert ein. Er streute Details des Werks mit lustigen Erklärungen ins aufmerksame Publikum. 

Schon beim Erklingen der tiefen Bassstimme von Ulrich Simon Eggimann trat Ruhe ein. Der so mühelos glänzende Sopran von Carmela Konrad verzauberte mit ihrer engelhaften Stimme die Zuhörer. Auch Reto Hofstetter, der die vielen Tonsprünge mühelos meisterte, entzückte. 

Der Dirigent erklärte den Kindern anschliessend das Können Haydns. Wie er zum Beispiel die Naturgewalten Sturm, Blitz und Donner in Musik umsetzte. Die kleineren Gäste drängten sich dabei schutzsuchend an ihre Mütter und Väter. Einen Schutz, den sie beim Hören der im Werk vorkommenden Vögel, Adler, Lerche, Taube und Nachtigall schnell wieder verlies-sen. Wie präzise und realitätsnah Haydn hier arbeitete, wurde mit einer eingespielten Aufnahme des Zwitscherns einer Nachtigall aufgezeigt. 

Natürlich gingen Wurm und Insekten hier nicht vergessen. Auch die Rolle und Bandbreite der verschiedenen Instrumente, der Solisten und des Chores stellte Markus Oberholzer mit gekonnt gewählten Ausschnitten des Werkes dar. 

Abends wurde das Werk leicht gekürzt in einer fast bis auf den letzten Platz besetzten Kirche in Herzogenbuchsee aufgeführt. Wie auf Befehl verzogen sich an diesem verregneten Abend die dunklen Wolken. Der Kirchturm strahlte bei Konzertbeginn im abendlichen Sonnenschein. Fast zeitgleich intonierte der Chor laut und kräftig «und es ward Licht!» – welch Zufall. In der bis auf den allerletzten Platz besetzten Klosterkirche St. Urban fand dann am Sonntag das abschliessende Bettagskonzert statt. Begleitet wurde der Chor bei allen Aufführungen von gut 40 Musikern der 2006 gegründeten Kammerphilharmonie Europa, einem freien Orchester aus Köln. Susanne Tadge am Cembalo unterlegte das Werk souverän mit einem subtilen und harmonischen Gerüst. 

Vielseitiger Dirigent, begnadete Solisten

Der selbst als Solist tätige Dirigent Markus Oberholzer kombinierte gekonnt Solisten, Orchester und Chor und gab damit Haydns Schöpfung seine ganz eigene Note. 

Unterstützt wurde er dabei von drei Solisten. Die Sopranistin Carmela Konrad meisterte mit ihrer beweglichen Sopranstimme strahlend, mühelos und differenziert Rezitative und Arien, schwang stolz wie ein Adler, trällerte wie eine Lerche, gurrte wie Turtel-täubchen und zwitscherte wie eine Nachtigall. 

Der Bass-Sänger Ulrich Simon Eggimann beschrieb nicht nur luftig und leicht die neugeschaffenen Kreaturen herrschaftlicher, niederer und zahmer Art, jede mit ihrer eigenen Modulation und ihrem eigenen Rhythmus, er setzte sich mit seiner gewaltigen Stimme in der Arie «nun scheint in vollem Glanze der Himmel» gekonnt gegen Orchester und Kontrafagott durch. 

Der Tenor Reto Hofstetter sang mit seinem innigen und warmen Timbre Arien und Rezitative, feierte am sechsten Tag in der Arie «mit Würd’ und Hoheit angetan» die Erschaffung des Mannes und der Frau. 

Der seit 1865 bestehende Konzertchor Oberaargau beherrschte die monumentalen Chorpassagen, changierte mit den Lautstärken und ergänzte die wiederrum hervorragend spielende Kammerphilharmonie Europa. 

Das sichtlich bewegte Publikum dankte Dirigent, Chorsängerinnen und Chorsängern, Musikern und Musikerinnen mit Standing Ovations, aber auch allen ehrenamtlichen und freiwilligen Helferinnen und Helfern, die diese Aufführungen überhaupt erst möglich gemacht haben.

Von Gerald Barth