• Präsidentin Sandra Lambroia Groux hofft, dass die Turbulenzen beim Sozialdienst Region Trachselwald der Vergangenheit angehören. · Bild: Leroy Ryser

19.10.2018
Emmental

Korrekturen sollen für Ruhe sorgen

Der Sozialdienst Region Trachselwald ist in die Schlagzeilen geraten. Kündigungen von Mitarbeitern und anonyme Schreiben an die Medien haben für Aufsehen gesorgt. Ins Schussfeld der Kritik geriet der neue Geschäftsführer Roland Arni. Eine Situationsanalyse und Workshops mit den Mitarbeitenden waren die Folge.

Emmental / Oberaargau · Die Situation sei unschön gewesen, bestätigt Sandra Lambroia Groux, seit zwei Jahren Präsidentin des Sozialdienstes der Region Trachselwald, dem 13 Gemeinden aus den Regionen Emmental und Oberaargau angeschlossen sind. Kündigungen von Mitarbeitenden und anonyme Schreiben an die Medien haben den Sozialdienst erschüttert. Wie die Berner Zeitung am 6. September berichtete, seien Mitarbeiter wegen Überlastung krankgeschrieben, zudem sprechen die Verfasser in dem anonymen Schreiben von Repressionen, Einschüchterungen und gar Mobbing im Sozialdienst.Die Präsidentin will diese Anschuldigungen nicht im Detail kommentieren, bestätigt aber, dass im Sozialdienst Region Trachselwald Probleme bestanden, die man nicht ignorieren konnte. Man sei sich der schwierigen Situation bewusst gewesen, betont die 46-jährige Huttwiler Gemeinderätin. Im Kreuzfeuer der Kritik stand der neue Geschäftsführer Roland Arni, der letzten Herbst die Nachfolge des langjährigen Stelleninhabers Thomas Eggler antrat. Lambroia Groux bestätigt, dass Roland Arni ein ganz anderer Typ sei als sein Vorgänger und auch einen anderen Führungsstil pflege. «Er hat polarisiert und nicht alle Mitarbeitenden konnten oder wollten sich mit seinem Führungsstil identifizieren.»

Einen schwierigen Job übernommen
Doch die Präsidentin des Sozialdienstes nimmt den neuen Geschäftsführer in Schutz und gibt zu verstehen, dass er an den zu Tage getretenen Problemen nicht die Schuld trage. Vielmehr sei er zur Zielscheibe der Probleme geworden. «Er hat einen schwierigen Job übernommen. Dazu musste er gleich beim Amtsantritt auch noch die Beratungsstelle Huttwil übernehmen. So befand sich Roland Arni von Anfang an im Krisenmodus», erwähnt Sandra Lamboia Groux, die deshalb darauf hinweist, dass die Probleme beim Sozialdienst nicht mit Arnis Amtsantritt, sondern bereits zuvor entstanden seien, erwähnt die Präsidentin.
Die eigentliche Ursache liege nämlich darin, dass der Sozialdienst in den letzten Jahren viel zu schnell gewachsen sei. «Bei diesem raschen Wachstum sind die Strukturen und Prozesse auf der Strecke geblieben und das wiederum hat zu Problemen geführt», erwähnt die Präsidentin. Der Vorstand, bestehend aus Vertretern der 13 Verbandsgemeinden plus einem Präsidenten, sei ein zu schwerfälliges Gebilde gewesen, dem zudem die nötige Fachkompetenz in den Bereichen öffentliches Recht, Kommunikation, Strategieentwicklung oder Führungsmanagement gefehlt habe, bemängelt Lambroia Groux.
Das habe dazu geführt, dass man eine Reorganisation eingeleitet habe. Daraus entstand ein neuer Verbandsrat mit sieben Personen, der am 1. Januar 2016 die Arbeit aufnahm und bereits in den ersten Monaten realisierte, dass Probleme den Dienst belasteten. Im November 2017 startete Roland Arni als Geschäftsführer mit dem Auftrag, den eingeschlagenen Weg fortzuführen und frischen Wind in den Betrieb zu bringen. Um die aufgetretenen Fragen gründlich anzugehen und klären zu können, habe man eine Situationsanalyse sowie einen Workshop mit den Mitarbeitenden durchgeführt. Dazu hat der Verbandsrat mit Klaus Rohrer einen erfahrenen Coach beigezogen. Mit ihm zusammen seien Abläufe überprüft, Zuständigkeiten geklärt worden und habe man Führungsgrundsätze erarbeitet. «Wir haben klar definiert, nach welchen Grundsätzen wir arbeiten und miteinander umgehen wollen», betont die Präsidentin des Sozialdienstes.
Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus der Analyse und den Workshops wurden den Mitarbeitenden präsentiert. Eine der getroffenen Massnahmen betrifft die Geschäftsleitung, die von drei auf fünf Personen aufgestockt wird. Luise Bauer (Leiterin Beratungsstelle Huttwil), Monika Jörg (Leiterin Beratungsstelle Sumiswald), Regula Vogel (Leiterin Administration) und Sabrina Mathys (Leiterin Finanzen) führen den Sozialdienst nun unter dem Vorsitz von Geschäftsleiter Roland Arni. Damit, so hofft Sandra Lambroia Groux, soll beim Sozialdienst Region Trachselwald wieder Ruhe einkehren. «Unser oberstes Ziel ist es, dass wir qualitativ gute Arbeit leisten und dass wir unserem Auftrag gerecht werden. Der Sozialdienst muss sich wieder voll und ganz seinen Klienten widmen können», gibt die Präsidentin zu verstehen. Der Sozialdienst müsse zudem auch wieder ein Ort werden, wo die Mitarbeitenden gerne arbeiten würden, drückt sie ihre Hoffnung für die Zukunft aus.

Von Walter Ryser