Landi will Angebot behalten und ausbauen
In der Landi in Melchnau soll im Herbst 2024 das über 50-jährige Silo abgerissen und neu gebaut werden. Dafür gibt es viele gute Gründe. Getreu dem genossenschaftlichen Gedanken steht statt dem finanziellen Aspekt aber die Dienstleistung im Zentrum. Dennoch hoffen die Verantwortlichen, mit dem Schritt visionär zu handeln.
Melchnau · In der Landi Melchnau können Bauern ihr Getreide abgeben. 45 verschiedene Getreidearten werden aufbereitet und zum grossen Teil gleich vor Ort gelagert und später an Abnehmer weiterverteilt. Mit einer Annahmemenge von rund 7000 Tonnen gehört sie zu den regional grössten Sammelstellen. Das Silo ist mittlerweile aber über 50-jährig und weist ein paar Problemstellen auf. Automatisiert ist die Anlage höchstens zum Teil, in puncto Arbeitssicherheit weist sie bauliche Defizite auf und zudem ist der Hauptbau aus Holz. Vor etwa fünf Jahren habe man sich deshalb erstmals Gedanken gemacht, das Silo zu sanieren oder zu ersetzen, sagt der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Daniel Widmer. Bei der Projektierung habe man sich verschiedene Ideen angeschaut, sich aber letztlich dafür entschieden, das Silo abzureissen und neu zu bauen. Das kostet 3,6 Millionen Franken und soll das Angebot aufrechterhalten, sogar ein wenig ausbauen und ein effizienteres Arbeiten ermöglichen.
Investiert wird doppelt
Das Besondere: Quasi zeitgleich soll in Herzogenbuchsee eine zentrale Getreidesammelstelle fürs Mittelland entstehen, bei welcher sich neben der UFA und diversen regionalen Landis auch die Landi Melchnau-Bützberg engagiert. Künftig sollen dort bis zu 30 000 Tonnen Getreide und Ölsaaten Platz finden, was letztlich über 24 Millionen kosten wird. «Eine Zentralisierung gerade für grosse Getreidemengen macht Sinn. Dennoch investieren wir auch hier, weil auch dafür eine Nachfrage besteht», sagt Daniel Widmer. Das habe nicht zuletzt mit Langenthal zu tun. Für Bauern sei das Überwinden dieses Knotenpunkts mit landwirtschaftlichen Maschinen eine grosse Herausforderung, dadurch sei der Standort in Melchnau wichtig. «Ausserdem haben wir hier auch viele Bauern mit Kleinmengen, welche nicht vom Getreideanbau leben. Für sie würde es sich nicht lohnen, mit ihrer Ernte bis nach Herzogenbuchsee zu fahren», ergänzt David Hofmann, der als Geschäftsleitungsmitglied und Projektleiter fungiert. Dadurch drängt sich dann aber auch die Frage nach der Rentabilität für die Landi selbst auf und hier heben beide sofort den gesellschaftlichen Gedanken der Landi hervor. «Der finanzielle Nutzen steht für uns nicht im Zentrum. Wir gehören den Bauern und unterstützen sie mit unseren Angeboten. Wir schaffen einen gesunden Wirtschaftskreislauf mit unseren Genossenschaftern – und deshalb stehen diese auch voll und ganz hinter dem Projekt», sagt Daniel Widmer.
Künftig vielleicht sogar noch weitere Getreidesorten lagern
Das habe sich während der Projektierung gezeigt. Man habe viele Gespräche geführt und erfahren, dass die Nachfrage für dieses Angebot auch weiterhin vorhanden sein wird. Zugleich sehe man auch aus gesellschaftlichen und weltpolitischen Gründen einen klaren Sinn im Ausbau des Angebots zur Getreideaufbereitung und Lagerung. «Einerseits hat der Krieg in der Ukraine gezeigt, dass das Angebot an Getreide nicht selbstverständlich ist. Andererseits gibt es einen Trend zu Fleischersatz-Produkten, die gewisse Getreidesorten und Eiweisskulturen benötigen», sagt Daniel Widmer.
Dass man künftig noch mehr Getreidesorten lagern könne, könnte deshalb auch markttechnisch interessant sein, mit diesem Projekt erhoffen sie sich also auch, einen visionären Schritt zu tätigen.
Einfach und persönlicher
Diesen kann die Landi Melchnau-Bützberg indes gehen, weil sie in den letzten Jahren ein gesundes Wachstum erlebte. Insbesondere im Detailhandel konnte ein erfreuliches Wachstum erzielt werden, bestätigt Daniel Widmer. Das scheint auf den ersten Blick überraschend, sind doch weder Melchnau noch Bützberg grosse Gemeinden mit einem entsprechend grossen Kundenpotenzial. Das Image der Landi habe hier aber viel geholfen. «Angenehm anders. Einfach, persönlicher und oftmals auch preiswert. Solche Dinge schätzen unseren Kunden sehr», sagt Daniel Widmer. Und gerade mit dem Getreidezentrum sei vor Ort auch eine Geschichte mit dem Unternehmen verbunden, die geschätzt wird.
Mit dem Siloneubau will man nun ein neues Kapitel schreiben. «Zuerst stehen da einige Herausforderungen an», sagt David Hofmann und verweist vor allem auf die Bauphase. Nach der Ernte 2024 wolle man starten, danach wird mit Partnersammelstellen dafür gesorgt, dass möglichst viel vom Betrieb aufrechterhalten werden kann. Danach wird etwa 15 oder 16 Monate gebaut, für die Ernte 2025 wird jedoch ein kurzer Unterbruch gemacht, um abermals das Angebot aufrechterhalten zu können. «Wie wir die Ernte 2025 verarbeiten, wissen wir noch nicht ganz genau. Aber das hängt dann auch etwas vom Baufortschritt ab», sagt David Hofmann. Zum Ende der Bauzeit soll es dann aber möglich sein, bis zu 6000 Tonnen Getreide und Ölsaaten anzunehmen und aufzubereiten.
Von Leroy Ryser