Landwirtschaft und Gastronomie vereint
Silvia und Kurt Neuenschwander übernahmen den 15-Hektaren-Bauernbetrieb 1988 von Kurt Neuenschwanders Eltern. Schon bald nach der Hofübernahme begannen sie nach Alternativen zu suchen, die es ihnen einerseits erlaubten, den Betrieb ohne wesentliche Veränderungen und ohne grössere Investitionen weiter zu bewirtschaften, anderseits aber auch, damit sie beide zuhause bleiben und sich gemeinsam um ihre Kinder und den Hof kümmern konnten.
Auswil · Die Milchwirtschaft, der Ackerbau und seit 1991 die Pouletmast sicherten Neuenschwanders die Existenz. Dennoch war es finanziell mit diesen Standbeinen eher knapp. Auswärts arbeiten wollten sie beide nicht, ihre zwei Kinder waren damals noch klein. «Im Dezember 2000 organisierten wir unseren ersten Weihnachtsmarkt in der 1995 gebauten Halle. Nebst der Festwirtschaft betrieben wir unseren eigenen Marktstand mit Kirschensteinsäcklein, Kerzen, Laternen und Teddybären», erzählt Silvia Neuenschwander. Danach wurden sie einige Male für die Vermietung ihrer Halle angefragt. «Das war für uns nicht befriedigend und wir sagten uns: Wir können auch kochen und wenn schon, machen wir selbst Events», erzählt sie weiter. So nahm ihre Gastrokarriere ihren Anfang. «Wir hatten schon immer Spass am Bewirten, haben private Feste stets genossen und sind beide gesellige Menschen», erzählt Kurt Neuenschwander. Zehn Jahre lang hielten sie den Gastrobetrieb im kleinen Rahmen. Die Anfragen von Privaten und auch von Vereinen und Organisationen häuften sich. «Dafür bauten wir unsere Infrastruktur auf dem Hof aus, um grössere Veranstaltungen durchführen zu können. Wir bauten den Wagenschopf zu einer heimeligen Eventhalle um , bauten eine Küche ein und lösten eine Betriebsbewilligung», erzählt Kurt Neuenschwander. Die Halle bietet Platz für rund 180 Personen, der liebevoll hergerichtete Aussenbereich erweitert bei schönem Wetter die Zahl der Plätze. «Inzwischen finden in unserem heimelig dekorierten Wagenschopf immer mehr Betriebsfeste, Geschäftsessen, Konfirmationen, Hoch-zeitsfeiern, Apéros, Geburtstags- und Familienfeiern und vieles mehr statt – wir haben unser Hobby, die Gastfreundschaft, zum zweiten Standbein auf unserem Hof gemacht», freuen sich die beiden. Mittlerweile ist ziemlich jedes Wochenende ausgebucht und unter der Woche finden oft noch Versammlungen statt. «Ja, es ist manchmal schon streng, vor allem im Sommer, wenn Heu und Emd eingebracht werden müssen», gesteht Kurt Neuenschwander. Trotzdem würden sie wieder so entscheiden. «Es macht uns sehr viel Freude, und unser Lohn sind die zufriedenen Gäste. Das gibt uns Antrieb und sagt uns, wir haben damals die richtige Entscheidung getroffen», sagt die 61-jährige Silvia Neuenschwander.
Tolles Team
Die 14 Milchkühe wollen täglich versorgt sein, ebenso die Hühner in der 4500er-Pouletmasthalle. War es nie ein Thema, die Landwirtschaft aufzugeben und ganz in die Gastronomie einzutreten? «Oh nein. Ich bin nach wie vor ein leidenschaftlicher Landwirt», sagt der 62-Jährige bestimmt. Sie seien ja nicht eine Wirtschaft. Sie können die Events vorausplanen und wissen genau, wann wie viele Gäste kommen. «Das ist ein grosser Vorteil gegenüber einem Restaurant, das tagtäglich geöffnet hat. Wir bewundern die Beizer, die leisten Grossartiges», sagt Kurt Neuenschwander anerkennend. So wird unter der Woche «buuret» und am Wochenende gekocht und serviert, lachen beide. Neuenschwanders bieten ihren Gästen eine einfache Küche an, wie sie selbst sagen. Und doch findet sich in den Menüvorschlägen vom Apéro zum Brunch über Suppen zum Salatbuffet über Hauptmenüs mit Hackbraten oder Braten und Grillplatten alles, was das Herz begehrt. Natürlich fehlt auch das Süsse nicht. «Wir haben stets sehr positive Rückmeldungen, das Einfache wird geschätzt», freut sich Silvia Neuenschwander. Sämtliche Speisen werden von Silvia und Kurt mit ihrem Küchenteam selber zubereitet. «Silvia und ich sind ein tolles Team, wir machen immer alles zusammen und unterstützen uns gegenseitig», schwärmt Kurt Neuenschwander. Dennoch ist die Zuständigkeit aufgeteilt. Sie kümmert sich hauptsächlich um den Gastrobetrieb und er sich um die Landwirtschaft. Silvia Neuenschwander stellt als Hobby seit jeher Steinkissen her, die sie nebst anderen saisonalen Sachen in ihrer kleinen Verkaufsecke im Eventraum oder in einem Webshop anbietet. Und Ferien? «Ende Juli reisen wir seit Jahren jeweils eine Woche nach Österreich ins Zillertal. Wir lieben beide diese Musik, und das sind dann unsere Ferien», erzählt sie. «Diese Woche ist heilig und bedeutet uns sehr viel», ergänzt Kurt Neuenschwander.
Von Marianne Ruch