Langenthaler Fasnacht «chasch nid lösche»
Die Langenthaler Fasnacht «chasch nid lösche». Getreu diesem Motto gibt der Traditionsanlass nach zwei coronabedingten
Absagen vom 4. bis 7. März sein Comeback, wenn auch in einer leicht abgeänderten Version. So finden praktisch alle Programmpunkte auf dem Markthallen-Areal und nicht wie gewohnt in der Märitgasse statt. «Hauptsache, es findet wieder eine Fasnacht statt», fasst Stefan Spahr, Ober der Langenthaler Fasnachtsgesellschaft, die Stimmung unter den Fasnächtlern zusammen.
Langenthal · Wenige Tage vor dem Start zur Langenthaler Fasnacht herrscht auf dem Markthallen-Areal emsiges Treiben, wird gearbeitet und vorbereitet. Viele Fasnächtler und Helfer sind dabei, ein grosses Festzelt aufzustellen, in der Markthalle wird gebaut und dekoriert. Insgesamt 15 Sujets werden erstellt, die während der Fasnacht auf dem Markthallen-Areal aufgestellt und von den Besuchern bestaunt werden können. Sujets, die normalerweise am Umzug zu bewundern sind, doch dieser findet heuer nicht statt, zu spät kamen die Lockerungen der Corona-Massnahmen, damit man den Umzug noch hätte rechtzeitig planen und organisieren können.
«Plan B»
«Plan B» nennt sich das, was die Fasnachtsgesellschaft zusammen mit den Cliquen und Fasnächtlern auf die Beine stellt. Und dieser «Plan B» sieht vor, dass ein Grossteil des fasnächtlichen Programms auf dem Markthallen-Areal stattfinden wird. Nach den Corona-Lockerungen wird der Zutritt der gesamten Bevölkerung offenstehen. Dennoch wird das Areal abgesperrt, wie ursprünglich geplant, denn für den Eintritt in das Fasnachts-Areal ist eine Plakette erforderlich, die im Vorfeld oder an den verschiedenen Eingängen erworben werden kann. «Wir sind auf den Plakettenverkauf angewiesen, weil die Kosten, die wir normalerweise für den Umzug aufwenden, nun in den Bau der Infrastruktur auf dem Markthallen-Areal fliessen», begründet Stefan Spahr, Ober der Langenthaler Fasnachtsgesellschaft diese Massnahme.
Finanzieller Schaden abgewendet
Der 62-jährige Berufsoffizier freut sich auf die närrischen Tage, die für die Fasnachtsgesellschaft aber auch für die Cliquen und für viele Fasnächtler ein richtiger Befreiungsschlag seien. Alle sind gespannt, voller Vorfreude und einfach richtig «giggerig» auf die Fasnacht. Doch bevor Spahr in das fasnächtliche Treiben eintaucht, erinnert er sich noch an die letzten beiden Jahre. Dabei erwähnt er, dass die kurzfristig abgesagte Fasnacht 2020 der schlimmste Moment in seiner fasnächtlichen Laufbahn gewesen sei. «Als am Sonntag die Umzugswagen auf dem Markthallen-Areal abgebaut wurden, war das für uns eine richtige Tragödie, ein schreckliches Erlebnis.» Dank der grossen Solidarität vieler Sympathisanten und der Bevölkerung habe ein finanzieller Schaden abgewendet werden können. Die Fasnacht 2021 wiederum habe man bereits früh sistiert, die damalige Corona-Lage habe keine Möglichkeiten für eine Durchführung in Aussicht gestellt. «In der Fasnachtsgesellschaft waren wir uns aber einig, dass wir ein drittes Mal die Fasnacht nicht absagen wollten», macht Spahr klar, welche Haltung die Fasnächtler nach der zweiten Absage einnahmen. Auf dieser Basis sei dann der «Plan B» entstanden. Das sei eine grosse Herausforderung, verbunden mit viel Aufwand und Arbeit gewesen.
Vier Bühnen für Guggen-Auftritte
Doch das Ergebnis stellt Stefan Spahr mehr als zufrieden, denn viele traditionelle Programmpunkte der Langenthaler Fasnacht sind im «Plan B» enthalten, finden aber für einmal an einem anderen zentralen Ort auf dem Markthallen-Areal statt, wo die Fasnacht am Freitag, 4. März, um 17 Uhr mit Guggenmusikauftritten sowie Bar- und Festbetrieb startet. Auf dem Areal sind insgesamt vier Bühnen aufgebaut worden, auf denen die Guggen auftreten und vor allem am Samstagabend ab 20 Uhr das beliebte Guggenspektakel inszenieren können.
Ebenfalls im Programm befindet sich der Gönnerabend am Freitag, der dieses Jahr aber nur in zwei Lokalen, im Hotel Bären und in der Alten Mühle, stattfinden wird. Auch das Programm musste leicht angepasst werden, werden doch neun statt wie bisher zwölf Formationen auftreten, weil gemäss Stefan Spahr die lange andauernde Unsicherheit einige Schnitzelbankgruppen dazu bewogen hatte, dieses Jahr auf eine Teilnahme zu verzichten.
Fasnachtssonntag mit Familientag
Die Fasnacht wird am Samstag so beginnen wie immer, mit dem Fasnachtsfischen des Gemeinderates um 14.01 Uhr, das dieses Jahr ebenfalls auf dem Markthallen-Areal und nicht vor dem Choufhüsi in Szene gehen wird. Nebst dem Guggenspektakel steht am Samstagabend auch die Fasnachts-Kleinkunst auf dem Programm, die im Stadttheater das Publikum unterhalten wird und sich zu einem festen Programmpunkt entwickelt hat. Der Fasnachtssonntag wird zum Familientag, mit dem einleitenden Fasnachts-Gottesdienst um 10 Uhr in der «Gaudi-Bar», die sich in der Markthalle befindet. Anschliessend stehen die Kinder im Mittelpunkt des fasnächtlichen Treibens, mit Kasperlitheater, Überraschungen sowie Spiel und närrischem Spass. Auch die Kindermaskenprämierung findet wie alle Jahre statt.
«Weil der Kinderumzug am Montag wegfällt, war es uns ein grosses Anliegen, verschiedene Programmpunkte für Familien und Kinder anbieten zu können, denn der Fasnachts-Nachwuchs liegt uns sehr am Herzen. Die kleinen Fasnächtler sind nämlich diejenigen, die später einmal den Traditions-Anlass weiter pflegen und damit ein Kulturgut am Leben erhalten», betont Stefan Spahr.
Krise als Chance nutzen
Und am Sonntagabend findet wie gewohnt auch der Schnitzelbankrundkurs in den Langenthaler Beizen statt. Den Abschluss der Langenthaler Fasnacht bildet traditionsgemäss das «Charivari» für alle aktiven Fasnächtler, aber für einmal nicht erst am Dienstagabend, sondern bereits am Montagabend in der Markthalle.
In der Tat, die Langenthaler Fasnacht «chasch nid lösche», und nächstes Jahr soll diese laut Ober Stefan Spahr dann endlich wieder wie gewohnt im Zentrum von Langenthal stattfinden. «Vielleicht bleibt für die Zukunft sogar etwas von ‹Plan B› hängen, weil der eine oder andere Programmpunkt der diesjährigen Fasnacht Anklang findet», zeigt sich Spahr offen für künftige Neuerungen. «Eine Krise bedeutet nämlich auch immer eine Chance, alte Pfade zu verlassen, Bisheriges zu hinterfragen und Neues auszuprobieren.»
Von Walter Ryser