Lebenswerk in den Händen der zweiten Generation
35 Jahre lang hat Ueli Affolter seine Hausarztpraxis geführt, die er 1982 in Weier i.E. an der Affolternstrasse eröffnete. Es war und ist mehr als eine «normale» Hausarztpraxis; mit seiner Manuellen Medizin sind Ueli Affolter und inzwischen auch sein Ärzteteam über die Grenzen des Emmentals hinaus bekannt geworden. Nun geht die Praxis in die Hände seiner Tochter Simone Affolter über, die ebenfalls auf dem Weg zur Dozentin für Manuelle Medizin ist.
Weier i.E. · Ein Glücksfall für alle», sagen Vater und Tochter Affolter im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler» einhellig. 35 Jahre lang hatte Ueli Affolter den «Lead» seiner Praxis, die er bis vor neun Jahren alleine führte. Nun übernimmt Simone Affolter die Führung - mit dem Vater im Rücken, der im Hintergrund noch administrative Bereiche abdecken wird.
Und nebst den erfahrenen medizinischen Praxisassistentinnen mit zwei Ärztekolleginnen, die länger in der Praxis arbeiten als sie selbst. «Es ist nicht selbstverständlich, dass sie mich als neue Leaderin akzeptieren», sagt die junge Ärztin. Aber es sei ein gegenseitiges Geben und Nehmen, denn
die Kolleginnen seien froh, sich nicht mit dem Management befassen zu müssen. Sie dagegen könne von der Berufserfahrung der Kolleginnen profitieren.
Simone Affolter wird in Teilzeit als praktizierende Hausärztin tätig sein. Daneben ist sie auf dem geraden Weg dazu, auch mit der Manuellen Medizin in die Fussstapfen des Vaters zu treten. Sie wird diese schonende, wirksame Behandlungsmethode bei Funktionsstörungen am Bewegungsapparat (z.B. bei Rücken- oder Nackenschmerzen sowie Bewegungseinschränkungen der Gelenke) genau wie ihr Vater dozieren – sie hat auch dieses «Gen», das Wissen und Können weiterzugeben, hundertprozentig erwischt.
Ganz ohne Druck hat sie ihr Medizinstudium angetreten; nicht direkt. Das erste Studium führte in Richtung Wirtschaft. Zehn Jahre lang war sie – studienbegleitend – in der Bankenbranche tätig. «Mit Überzeugung habe ich dies geschmissen», sagt sie gegenüber dem «Unter-Emmentaler». Warum denn nicht «direkt» in die Medizin? «Ich habe es mir langezeit nicht zugetraut, hatte dann aber den Wunsch, es zu probieren. Ich bin sehr dankbar, dass mir dies ermöglicht wurde.»
Topmoderne Praxis mit grossem Renommée
Das «Probieren» brachte sie erfolgreich über alle Hürden bis ans Wunschziel. 2010 schloss sie das Medizinstudium ab. Nach der Assistenzzeit trat sie vor zwei Jahren in die Gruppenpraxis ihres Vaters ein. «Der schrittweise Einstieg ist ideal», stellt sie fest.
Simone Affolter kann eine topmoderne Praxis auf dem neusten Stand übernehmen. In der 35-jährigen Tätigkeit in Weier i.E. hat Ueli Affolter seine Hausarztpraxis zu einem über die Grenzen des Emmentals hinaus beachteten, renommierten Betrieb gemacht. Von andern Ärzten werden ihm seit Jahren Patientinnen und Patienten zugewiesen um manuell ihren Bewegungsapparat therapieren zu lassen.
«Pflästerli» oder «Pülverli» für andere Leiden werden ihnen in Weier i.E. allerdings nie abgegeben. «Da sind wir konsequent», sagen Ueli und Simone Affolter. «Für Behandlungen ausserhalb des manuell-medizinischen Bereichs müssen sie ihren angestammten Hausarzt konsultieren.»
An vielen Fronten
Ueli Affolter hat seine Hausarztpraxis an der Affolternstrasse in Weier i. E. im November 1982 eröffnet. Manuelle Medizin praktizierte er nebst allen hausärztlichen Bereichen von Anfang an sehr erfolgreich. Aber auch für andere Anliegen engagierte er sich. Als es darum ging, den Ärztenotfalldienst im Emmental neu zu organisieren und die Hausärzte damit erheblich zu entlasten, stand er vorne an der Front.
Vor rund zehn Jahren gründete er zusammen mit dem Wasener Hausarzt Beat Geering das eigene, sehr gut florierende Trainingszentrum TiF im Forum Sumiswald, das Rückenzentrum.
Damals war es ein Pilotprojekt. Klientinnen und Klienten können hier von einem ärztlich auf sie zugeschnittenen, meist dreistufigen Therapieprogramm im Rahmen einer intensiven Physiotherapie nach Unfällen, Operationen etc und einer darauffolgenden medizinischen Trainingstherapie profitieren. Im dritten Schritt absolvieren sie ein Aufbauprogramm von Kraft und Ausdauer, das sie – unter Kontrolle eines ausgebildeten Trainers – in Eigenverantwortung selbst durchführen können.
Ausserdem trug Ueli Affolter gemeinsam mit Beat Gehring massgeblich dazu bei, dasss das Osteomobil für die Messung der Knochendichte regelmässig nach Sumiswald kommt.
Gruppenpraxis seit 2008
2008 gründete er mit seiner Praxis in Weier i.E. eine GmbH mit einem versierten Ärzteteam. Heute besteht dieses Team aus Simone Affolter, Sandra Stark und Manuela Keller, alle ebenfalls in Manueller Medizin ausgebildet und tätig.
Ueli Affolter selbst hat seine Tätigkeit als Hausarzt ab 2012 reduziert, denn ab Mai 2011 arbeitete er in einem 20-Prozent-Pensum und mit eigenen Sprechstunden als Spezialist für Manuelle Medizin in einer Gruppenpraxis in Burgdorf, später je weitere 20 % im SRO Gesundheitszentrum Huttwil und in Grosshöchstetten. Dazu kam eine Mitarbeit in der Schmerzabteilung im Spital Emmental, Burgdorf.
Seine Tätigkeit in Grosshöchstetten wird er beibehalten; in der Praxis in Weier i.E. wird er als Aushilfe noch bis Ende Jahr arbeiten, das heisst bis Manuela Keller ihr Arbeitspensum erhöhen kann.
Abschied und Neustart
Den Abschied aus der Praxistätigkeit zusammen mit Kollegen, Freunden, Behördenmitgliedern und abends auch mit der Familie hat er letzten Freitag bereits gefeiert. Es war der Startschuss in sein künftiges «Wunschprogramm». Er möchte seine Reisen zusammen mit seiner Frau Trudi ausdehnen, will sich hauptsächlich seinem geliebten Hobby, der Naturfotografie widmen.
Mit dem grossen Glück im Herzen, dass sein Lebenswerk in guten Händen liegt und mit so viel Kompetenz und Herzblut weitergeführt wird, wie er dies selbst 35 Jahre lang tat.
Von Liselotte Jost-Zürcher