• Die Versammlung beschloss das Ende des Schulhaus Fritzenhaus in Sumiswald deutlich. · Bild: Ulrich Steiner

15.12.2016
Emmental

Legislaturperiode endete mit «Marathon-Debatte»

Ganze 200 Minuten dauerte am Montag die Sumiswalder Gemeindeversammlung in der Aula Wasen. Viel Zeit beanspruchte das neue Strassen- und Wegreglement sowie die Schliessung des Schulhauses Fritzenhaus. Letztere erfolgt auf das Schuljahr 2018/19.

Sumiswald · Die vollbesetzte Aula im Oberstufenschulhaus in Wasen bildete eine würdige Kulisse zum Abschluss der Legislaturperiode. 206 Stimmberechtigte (5,36 Prozent) kamen an die Budget-Gemeindeversammlung. Ein spezielles Willkommen richtete der abtretende Gemeindepräsident Christian Waber (EDU) an die 9. Sek/Realklasse aus Wasen. Sie erhielten eine Paradelektion in direkter Demokratie, denn nicht bei allen Geschäften entschied der Souverän im Sinne des Gemeinderates. Beim Budget, welches bei einem Ertrag von 17 Millionen Franken einen Fehlbetrag von 176 500 Franken und ein unveränderter Steuersatz von 1,79 Einheiten vorsieht, gab es noch keine Einwände. Es wurde gutgeheissen und Nettoinvestitionen in der Höhe von 3,25 Millionen Franken zur Kenntnis genommen.
Bei der Totalrevision des Strassen- und Wegreglementes zeigte sich eindrücklich, was beherztes Engagement der Betroffenen zu bewirken vermag. Peter Nyffenegger setzte sich vehement für die Aufnahme von fünf Wegabschnitten in die beitragsberechtigte Klasse 3 ein. Durch zahlreiche Wortmeldungen erhielt sein Antrag so viel Support, dass er mit 71 zu 20 Stimmen angenommen wurde. Danach stand dem revidierten Reglement nichts mehr im Weg. Dies war auch beim überarbeiteten Schulreglement 2017 so.

Kompetenz verweigert
Das 1962 erbaute Schulhaus Fritzenhaus hat einen ausgewiesenen Sanierungsbedarf von 1,12 Millionen Franken. Aufgrund der ausreichenden Räumlichkeiten und zur Stärkung des Schulstandortes Wasen Dorf beantragte der Gemeinderat, das Schulhaus Fritzenhaus zu schliessen. Gleichzeitig wollte er die Kompetenz zur Festlegung des Schliessungszeitpunktes.
Eine Interessengemeinschaft (IG) befürchtete, dass dies bereits auf Ende dieses Schuljahres der Fall sein könnte. Sie stellte daher den Antrag, die Massnahme erst auf das Schuljahr 2018/19 umzusetzen. Auch dieser Vorschlag überzeugte die Versammlung. Er wurde mit 120 Ja zu 37 Nein angenommen. Punkt 22 Uhr wurde mit 115 zu 50 Stimmen das Fritzenhaus-Schicksal endgültig besiegelt. In diesem Zusammenhang bezifferte der Vorsitzende die gegenwärtigen Sumiswalder Schülertransportkosten mit jährlich 170 000 Franken.

Investition in Kindergarten «am Bach»
Wasen verfügt über zwei Kindergärten. In «Gmünden» sind zur Zeit 21 und «am Bach» 19 Kinder. Nun soll in der sanierungsbedürftigen Gemeinde-Liegenschaft «am Bach» ein zweiter Kindergarten eingerichtet und das Mietverhältnis in «Gmünden» aufgelöst werden. Für die geplante Sanierung/Umbau beantragte der Gemeinderat einen Kredit von 900 000 Franken. Die bemängelten hohen Baukosten wurden mit dem Minergie-Standard begründet. Ganz im Sinne einer Stärkung des Schulstandortes Wasen wurde das Vorhaben klar bewilligt.
Nach drei weiteren, unbestrittenen Traktanden und den obligaten «Schloss-News» übernahmen zu vorgerückter Stunde wieder die Stimmberechtigten das Zepter. Zuerst erklärten sie einen Antrag zur Überprüfung der Fussgängerstreifen-Beleuchtungen als erheblich. Gleiches passierte mit dem Vorschlag, dem «Chlyni Büni»-Betreiber und Buchautor Dieter Sigrist für sein langjähriges kulturelles Schaffen das Sumiswalder Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Beide Anliegen müssen somit an der nächsten Einwohnergemeindeversammlung vom 19. Juni zur Abstimmung vorgelegt werden.
«Auch wenn wir politisch nicht immer gleicher Meinung waren, hatten wir menschlich eine sehr gute Zeit miteinander. Die dreieinhalbjährige Amtszeit war quasi die Krönung meiner Politkarriere», erklärte der scheidende Gemeindepräsident Christian Waber weit nach 23 Uhr. Den glaubhaften Beweis hierfür erbrachte das Kollegium mit dem Vortrag eines Liedes von der Gemeinderatsreise nach Prag.

Von Ulrich Steiner