• Nach 45 Jahren als Lehrer und Schulleiter an der Schule Huttwil fährt Daniel Schärer in Pension. · Bild Marion Heiniger

  • Rund 300 Schülerinnen und Schüler hatten unter der Leitung von Musiklehrer Matthias Boss zum Abschied von Lehrer und Schulleiter Daniel Schärer den Song «Oh happy day» vorgetragen. · Bild Marion Heiniger

  • Grossartige Tanzeinlage der Wahlfach-Tanzgruppe. · Bild Marion Heiniger

  • Pierre Zesiger (links) übergibt symbolisch den Schlüssel an Lukas Flückiger. · Bild: Matthias Mürner

  • Herausragende Solostimmen während der Gesangsdarbietung des Kinderchors. · Bild Marion Heiniger

10.06.2022
Huttwil

«Lehrer zu werden, war ein Kindheitstraum»

45 Jahre hat Daniel Schärer an der Schule in Huttwil unterrichtet. Letzte Woche wurde er gebührend mit Gesang und Tanz in die Pension verabschiedet. Verabschiedet wurde auch Gesamtschulleiter Pierre Zesiger, der in Teilpension geht.

Huttwil · «Menschen, die kommen, sehen immer bedeutender aus als solche, die gehen.» Mit diesem Zitat eröffnete Daniel Schärer vergangene Woche seine Abschiedsrede. Die Wahl dieses Zitates zeigt auf, wie bescheiden der humorvolle und beliebte Lehrer ist. 45 Jahre sind es her, als er als junger Aushilfslehrer an die «Mittelschule» in Schwarzenbach kam. Von 1977 bis 2011 unterrichtete er die 4., 5. und 6. Klasse, ab 1998 leitete er zusätzlich die Schule in Schwarzenbach. Von 2011 bis 2022 arbeitete er als Lehrkraft für Integrative Förderung an der Oberstufe Hofmatt in Huttwil und Leiter Integration und Besondere Massnahmen (IBEM) in der Region Huttwil. «Lehrer zu werden, war ein Kindheitstraum von mir», verriet er seinen Lehrerkolleginnen und -kollegen, welche sich an diesem Nachmittag ihm zu Ehren versammelt hatten.
In all diesen Jahren hatte Daniel Schärer einiges erlebt und könnte mit seinen Geschichten wohl mehrere Bücher füllen. «Wenn ich ins Erzählen komme, dann hört es sich nicht nur an wie aus einer anderen und vergangenen Zeit und Welt, es ist auch so. So hatte mir zum Beispiel damals mein Praktikumslehrer eingeschärft, den Kindern am Morgen weder ‹salü› noch ‹tschou› zu sagen. Was soll ich denn sonst sagen, fragte ich ihn. ‹Grüess di›, gab er mir zur Antwort – ein Lehrer brauche einen autoritären Abstand zu seinen Schülern ... »
Eine weitere Geschichte, die Daniel Schärer zum Besten gab, handelte von einem besorgten Vater: «Zum Schmunzeln war es manchmal, wenn Eltern mich in Belangen um Rat fragten, wo ich mich auch nicht kompetent fühlte. Einmal, es war während der Sommerferien, rief mich ein besorgter Vater an. Er habe bemerkt, dass sein Sohn, der frisch bei mir in der vierten Klasse war, schulisch überfordert sei. Nun habe er beim Apotheker ‹Dokter-Ruschtig› gekauft. Das würde ihm bestimmt helfen, um künftig in der Schule besser mithalten zu können. Das Problem war nur, ob er mit der Kur gleich anfangen solle, damit es wirke, wenn die Schule wieder losgehe, oder erst bei Schulbeginn …?»
Gefreut hat sich Daniel Schärer jeweils, wenn er die Schulberichte schreiben konnte. Den Eltern einen Bericht geben, einen Spiegel ihres Kindes hinhalten zu können, und das differenziert auf mehreren Seiten, war ihm eine wichtige Aufgabe. Ein Vater jedoch schätzte den betriebenen Aufwand nicht und meinte, es hätte auch mit weniger gereicht. Und bat ihn mit einer kurzen Notiz, in Zukunft «keine Romane» mehr zu schreiben.

«Häreluege – Härelose»
Lehrer zu sein, war für Daniel Schärer eine Berufung. Gleichwohl sei er nie ein hundertprozentiger Lehrer gewesen. Er habe sich jeweils dann glücklich und in Form gefühlt, wenn er mit einer anderen Tätigkeit auch Abstand habe finden können zur Schule, «damit diese für mich nicht zum ‹Refrain› wurde», erzählt er. Zwei Bereiche haben ihn dabei prägend durchs Leben begleitet, in denen er durchaus auch Gemeinsamkeiten zur Schule erkennen konnte: «Häreluege und Härelose», zwei wertvolle Begleiter im Alltag mit den Kindern, den Eltern und im Kollegium.
Bei seinen Hobbies, dem Fotografieren und der Radioarbeit, konnte er sich darin üben. «Bereits in der sechsten Klasse habe ich ein Kassettengerät mit auf die Schulreise genommen und erste Interviews geführt. Daraus wurde später meine Mitarbeit beim Schweizer Radio», verrät der heute 66-jährige Lehrer und Schulleiter. Er hatte dabei viele prominente und interessante Menschen kennengelernt. Noch prägender für ihn waren die Begegnungen mit «einfachen, lebenserfahrenen» Menschen. «Ich habe mich jeweils intensiv auf meine Gesprächspartner vorbereitet und versucht, mich ein Stück weit mit ihnen zu identifizieren. Bei den Aufnahmen über das Dienstbotenheim auf dem Oeschberg zum Beispiel gab ich mir alle Mühe, mit der Sprache und der Gestik als einer von ihnen aufzutreten. Bei der Feldarbeit angekommen, stellte ich mich der Gruppe als neuer Knecht und Helfer vor. Einer der Knechte schaute mich an, winkte mit der Hand ab und meinte ‹Dich kann man nicht brauchen, das habe ich gleich an deinem Gang gesehen›.»

Kinderchor und Tanzeinlagen
Dem Lehrerkollegium, der Schulleitung wie auch den Mitarbeitenden der Schulen Huttwil war es ein grosses Anliegen, Daniel Schärer nach 45 Jahren Schultätigkeit gebührend zu verabschieden. Unter der Leitung von Musiklehrer Matthias Boss hatten rund 300 Schülerinnen und Schüler aus 15 Klassen von der fünften bis zur neunten Klasse für den sichtlich gerührten Daniel Schärer das Lied «Oh happy day» vorgetragen. Es folgten weitere Lieblingslieder von Daniel Schärer mit «Give peace a chance» von John Lennon und «Scharlachrot» von Patent Ochsner.
Die Tanzgruppe des Wahlfachs «Tanz» hatte unter der Leitung von Nicole Rodriguez zum Abschied des beliebten Lehrers verschiedene Tanzeinlagen einstudiert. Gesamtschulleiter Pierre Zesiger verdankte im Namen der Schule die langjährige und ausgezeichnete Arbeit von Daniel Schärer. Passend zum Anlass wurden ebenfalls langjährige Lehrerinnen und Lehrer geehrt: Für 35 Jahre Andrea Werthmüller; für 30 Jahre Sabine Schiess und Susanne Schmid; für 25 Jahre Marianne Dubach und Brigitte Ritter; für 20 Jahre Monika Eichenberger; für 15 Jahre Gabriela Jost und Fabienne Niederhauser; für 5 Jahre Nicole Blum, Marlies Krähenbühl, Nadja Mai, Susanne Mosimann und Larissa Richard.

Pierre Zesiger geht in Teilpension
Verabschiedet wurde an diesem Nachmittag auch Pierre Zesiger, der von August 2014 bis Juli 2019 Gesamtschulleiter war, von 2014 bis 2021 die Oberstufe Hofmatt leitete und im Frühling 2021 abermals die Gesamtschulleitung übernahm. Nun möchte sich der 61-jährige Sportbegeisterte frühzeitig teilpensionieren lassen. Er wird weiterhin an drei Oberstufen-Schulklassen Sport unterrichten und im Mandat der Gemeinde bei den angefangenen Projekten Schulsozialarbeit und Schulraumplanung noch beratend zur Seite stehen. Sein Nachfolger wird der heutige Oberstufenschulleiter Lukas Flückiger. Zelebriert wurde die Schlüsselübergabe feierlich mit einer «Züpfe» in Form eines überdimensionalen Schlüssels.

Von Marion Heiniger