• Von links: Christine Badertscher, Madiswil, Vize-Präsidentin Grüne Kanton Bern und Nationalratskandidatin; Regula Rytz, Nationalrätin und Präsidentin Grüne Schweiz, Ständeratskandidatin; Kilian Baumann, Grossrat Grüne Bern und Kandidat Nationalrat. · Bild: zvg

26.08.2019
Emmental

Leise Kritik an der Verkehrssanierung

An der Delegiertenversammlung der Grünen Kanton Bern stand die Verkehrssanierung Burgdorf-Oberburg-Hasle im Mittelpunkt. Kreisoberingenieur Roger Schibler stellte die vom Kanton erarbeitete Variante vor.

Emmental · Nach der Begrüssung durch Jan Remund (Co-Präsident der Grünen Kanton Bern) und einer Grussbotschaft von Anna de Quervain (Fraktionspräsidentin Grüne Burgdorf) erläuterte Kreisoberingenieur Roger Schibler den Grünen aus kantonaler Sicht die Variante VSBOH, welche nach einem Mitwirkungsverfahren und Analysen der Verkehrssituation erarbeitet wurde. Sie soll nicht nur den Verkehrsfluss und die Fahrplanstabilität verbessern, sondern auch die Siedlungen aufwerten, die Innenentwicklung fördern und das Emmental wirtschaftlich besser erschliessen.

Finanzierung nicht sichergestellt
Bauliche Massnahmen in Burgdorf und Lyssach würden Verbesserungen auf dem bestehenden Strassennetz bringen. In Oberburg ist eine Umfahrungsstrasse mit Tunnel und eine Verkehrsberuhigung der Ortsdurchfahrt vorgesehen, in Hasle eine Umfahrungsstrasse mit einer neuen Bahnunterführung. Die Gesamtkosten betragen 418 Millionen Franken. Die Finanzierung ist noch nicht sichergestellt.Aline Trede nahm als Nationalrätin der Grünen Stellung: Sie zeigte sich schokkiert darüber, dass die Antwort des Bundesrates auf übermassigen Verkehr nach wie vor darin bestehe, mehr Strassen zu bauen.
Simonetta Sommaruga als neue Vorsteherin des Astra (Bundesamt für Strassen) löse hoffentlich ein Umdenken aus. Abschliessend sprach Theophil Bucher (Gemeinderat Grüne Burgdorf) aus lokaler Sicht. Er lobte die präzise Planung der Ingenieure, beleuchtete jedoch Aspekte, die ihn an der VSBOH störten. Der Kanton hätte sich für einen Kompromiss entschieden, doch alle Umweltverbände und die Mehrheit der Parteien in der Agglomeration Burgdorf hätten sich kritisch bis klar ablehnend zur Tunnellösung (SP, Grüne, EVP, GLP) ausgesprochen.
Der Verkehr in Oberburg und Hasle sei geringer als in Burgdorf, und daran werde sich laut neuem Verkehrsmodell des Kantons auch bis 2040 nichts ändern. Bucher wies auf ökologische Risiken hin, welche durch den Bau des Tunnels Oberburg bestünden. Es sei ein gewaltiger Eingriff in den Grundwasserkörper des Emmentals. Die Versprechen gegenüber dem Langsamverkehr könnten auf der Hauptachse durch Burgdorf nicht erfüllt werden (Schulwegsicherung). Bucher bewertet die VSBOH als finanzpolitisches Abenteuer mit ungewissem Ausgang.

Die Grünen stellten Forderungen
Das nationale Ziel – Klimaneutralität bis 2050 – ist einer der Gründe, warum sich die Entwicklung des Verkehrs in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren massiv in Richtung Dekarbonisierung, Digitalisierung und Deprivatisierung entwickeln werde. Ein Ausbau der Strassenkapazitäten zum heutigen Zeitpunkt sei darum nicht sinnvoll. Die Grünen wollen das Gesamtprojekt etappieren. Grössere Eingriffe in Natur- und Stadtplanung sowie der Bau neuer Strassen sollten vorerst zurückgestellt werden.
Die Kandidatin der Grünen, Regula Rytz, tritt im Ständerats-Wahlkampf mit dem SP-Ständerat Hans Stöckli an. Die beiden demonstrieren damit die Fähigkeit zur Zusammenarbeit. Rytz will Probleme beim Namen nennen, konstruktive Veränderungen erwirken und diese positiv und attraktiv gestalten. Sie stehe ein für soziale Gerechtigkeit und für die Gleichstellung von Mann und Frau und kämpfe dafür, dass junge Politisierende mehr einbezogen würden: «Es braucht weitere rotgrüne und junge Parlamentarier, damit neue Mehrheiten entstehen.» Die Delegierten werden sich dafür einsetzen, ihre Nationalrats-Kandidaten einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. 58 % davon sind Frauen, 25 % unter 30 Jahren und 13 % Romands. Die Delegierten verabschiedeten sich mit einer «Grünen Welle». Unter den Kandidaten befindet sich auch die Madiswilerin Christine Badertscher. pd