Letzte Versorgungslücke wird geschlossen
Mit einem Spatenstich erfolgte beim Alters-zentrum Lotzwil der Auftakt zum Neubau einer demenzgerechten Pflegewohngruppe und vier Alterswohnungen. Heimleiter Christian Zaugg zeigte sich erfreut, «können wir doch die letzte Versorgungslücke schliessen».
Lotzwil · Es war ein denkwürdiger Moment für das Alterszentrum Lotzwil. Heimleiter Christian Zaugg stieg selber auf den Bagger und hob die ersten Schaufeln Erde aus.
Damit lancierte er den Neubau einer demenzgerechten Pflegewohngruppe und vier Alterswohnungen. «Mit dem Neubau wird unsere letzte Versorgungslücke geschlossen», zeigte sich der 60-jährige Heimleiter nach erfolgtem Spatenstich erfreut über das Bauvorhaben, das laut der zuständigen Architektengemeinschaft Medici (Lotzwil) und Ingold (Madiswil) in den nächsten anderthalb Jahren realisiert werden soll.
Immer mehr Demenzkranke
Seit 1995 verfügt das Alterszentrum Lotzwil an der Huttwilstrasse 4 über eine Pflegewohngruppe mit zehn Zimmern und einem Spitex-Stützpunkt. Dieser zog zehn Jahre später aus Platzgründen in grössere Räumlichkeiten im Gemeindehaus Lotzwil um. Die Pflegewohngruppe wird bis heute durch das Alterszentrum betrieben, die Heimbewohner fühlen sich gemäss Christian Zaugg wohl.
Laut dem Heimleiter eignet sich die Grösse der Pflegewohngruppe gut zur Aufnahme von dementen Menschen. Die Überschaubarkeit, die familiären Strukturen und die Nähe zum Betreuungs- und Pflegepersonal entsprechen den Bedürfnissen der Erkrankten. «Schwierig wird es hingegen, wenn sich der ausgeprägte Bewegungsdrang einstellt, jemand weglaufgefährdet ist und die nötige Orientierung fehlt. Für diese Fälle fehlen uns die entsprechenden Räumlichkeiten und vor allem ein geschützter Aussenbereich», betont Zaugg. Mehrmals habe man deswegen in den letzten Jahren Heimbewohner in eine demenzgerechte Pflegeinstitution abgegeben, was für die Betroffenen und deren Angehörige meist schwer verständlich sei.
Im geplanten Neubau hinter dem Alterszentrum befinden sich insgesamt 12 Einzelzimmer. In einem Zimmer ist eine Verbindungstüre vorgesehen, so dass für Ehepaare ein Doppelzimmer angeboten werden könnte. Alle Einrichtungen und Räume und natürlich auch der Aussenraum sind den Möglichkeiten entsprechend demenzgerecht ausgestattet.
Unverändert bleibe dagegen das Grundkonzept, erwähnt Heimleiter Christian Zaugg. Beim Eintritt eines Pensionärs in das Alterszentrum werde aufgrund seines Allgemeinzustandes mit ihm und seinen Angehörigen über Ort und Zeit des Eintritts entschieden. Im Falle einer vorhandenen Demenzerkrankung wird die Aufnahme in die Pflegewohngruppe geprüft. Zaugg macht klar: «Es ist nicht unser Ziel, nur noch demenzkranke Bewohner aufzunehmen, ganz im Gegenteil, aber künftig sind wir auf solche Fälle gut vorbereitet.»
Heimeintritt wird hinausgezögert
Gleichzeitig weist der Lotzwiler Heimleiter darauf hin, dass sich die Zahl der an Demenz erkrankten Personen in den letzten Jahren markant erhöht hat. Doch dank dem guten Netz der Spitex könne der Heimeintritt heute lange hinausgezögert werden. Dieser werde jedoch unumgänglich, sobald die Betroffenen rund um die Uhr Betreuung und Pflege benötigen oder wenn die Kraft der Angehörigen erschöpft sei.
Warteliste mit 26 Personen
Mit dem Neubau wird auch eine zusätzliche Einstellhalle mit zehn Parkplätzen realisiert. Damit will man der seit längerem prekären Parkplatzsituation entgegenwirken, arbeiten doch täglich zwischen 18 und 25 Personen im Heim, das bislang lediglich über 22 Parkplätze verfügt. Zum Alterszentrum gehören auch neun Alterswohnungen in der Liegenschaft an der Huttwilstrasse 2, direkt neben dem Altersheim. Gegenwärtig stünden 26 Personen auf der Warteliste für eine Alterswohnung, bemerkt Christian Zaugg. In den meisten Fällen handle es sich um Einzelpersonen, selten auch um Ehepaare. Im Neubau sind nun drei zusätzliche 2½-Zimmer-Wohnungen sowie eine 3-ZimmerWohnung geplant. Selbstverständlich könnten die Bewohner der Alterswohnungen auch die Dienstleistungen des Altersheims in Anspruch nehmen.
Im Zuge des Neubaus soll die Liegenschaft Huttwilstrasse 4, wo bis jetzt die Pflegewohngruppe untergebracht ist, zu sechs 2½-Zimmer-Wohnungen umgebaut werden. Diese Etappe kann jedoch erst realisiert werden, wenn der Neubau fertiggestellt und die Heimbewohner umgezogen sind. Laut Zaugg ist die Substanz des Gebäudes gut und erst 20 Jahre alt. Eine erste Planskizze zeigt, dass sechs eigenständige und recht geräumige Wohnungen entstehen könnten.
Für den Neubau und den späteren Umbau der Liegenschaft an der Huttwilstrasse 4 sind total Kosten von 5,339 Millionen Franken veranschlagt. Das Bauvorhaben war bei den insgesamt sieben Gemeinden des Gemeindeverbandes Alterszentrum Lotzwil unbestritten. Laut Architektin Mjriam Medici soll im Herbst der Neubau aufgerichtet sein und anschliessend bis Frühjahr 2018 der Innenausbau erfolgen. Im Herbst 2018 soll der Neubau bezugsbereit sein.
Von Walter Ryser