Light Production findet zu Hause statt
Die Corona-Pandemie setzt vor allem der Eventbranche mächtig zu. Betroffen davon ist auch der Huttwiler Jves Zaugg und seine Firma Light Production. Der 40-jährige Unternehmer musste den Personalbestand reduzieren. Aktuell lebt die Familie von der Hoffnung auf bessere Zeiten. Ein Lichtblick in dieser unsicheren Adventszeit stellt jedoch Zauggs Eigenheim dar, welches die Dunkelheit mit tausenden von Lichtern im Glanz erstrahlen lässt.
«Es war bislang ein unglaublich einsamer Weg, ohne jegliche Unterstützung», beschreibt Sonja Zaugg die
Situation ihrer Familie. Damit spielt sie auf die aktuelle Lage bei der Light Production in Huttwil an, dem Unternehmen ihres Mannes Jves Zaugg, das in der Eventtechnik tätig ist oder besser gesagt, tätig war bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie. Seither sind die Umsätze bei der Light Production, wie gesamthaft in der schweizerischen Eventbranche, um 80 bis 90 Prozent eingebrochen. Eine gewisse Zeit lang habe man von der Hoffnung gelebt, sagt Jves Zaugg. «Noch im März dachte ich, dass die Anlässe im Sommer nicht gefährdet sind», bemerkt der 40-jährige Unternehmer. Doch immer, wenn sich wieder ein Hoffnungsschimmer bemerkbar machte, erlosch dieser wenig später. Das sei frustrierend gewesen, «nicht zuletzt deshalb, weil 2020 vermutlich mein bestes Jahr hätte werden können», sagt Jves Zaugg und weist darauf hin, dass er prestigeträchtige Anfragen und Zusagen für die Eventtechnik beim Openair in Gampel und auf dem «Heitere» in Zofingen hatte, aber auch von den «Büetzer Buebe» Gölä und Trauffer für das Konzert im Letzigrund in Zürich. Zum Schluss hoffte er zumindest auf einen guten Jahresabschluss mit den lokalen Veranstaltungen Käsemarkt und Weihnachtsmarkt in Huttwil. Doch auch dieser letzte Funken Hoffnung erlosch.
Branche wurde nicht ernst genommen
Aber noch viel mehr ärgern Jves Zaugg rückblickend die Worte von Bundesrätin Simonetta Sommaruga, «die zu Beginn der Pandemie versicherte, dass der Bundesrat uns nicht im Stich lassen werde und für uns da sein wird». Doch in den folgenden Monaten sei gar nichts passiert, blickt Zaugg zurück und stellt lapidar fest: «Unsere Branche wurde in Bern nicht ernst genommen. Das habe ich mit einer grossen Ernüchterung zur Kenntnis genommen, ich hatte das Gefühl, dass man uns im Stich lässt.» Die ganze Situation sei ermüdend und manchmal fühle er sich emotional ausgelaugt, beschreibt Jves Zaugg seine Gemütslage.
Weil sich alle Hoffnungen zerschlugen, musste der Unternehmer handeln. Seine Frau Sonja fand glücklicherweise neben ihrem Teilzeitjob als Optikerin eine zusätzliche Anstellung. Trotzdem musste er bei der Light Production den Personalbestand reduzieren und zwei Kündigungen aussprechen. Zwei weitere Mitarbeitende konnte er temporär bei anderen Firmen unterbringen. In dieser Situation habe er selber für einen Lichtblick gesorgt, entgegnet Jves Zaugg mit
einem Anflug von Galgenhumor. So hat er auf die Adventszeit hin sein Eigenheim am Blumenweg in Huttwil mit über 10 000 Lichtern ausgestattet und so für einen tollen Blickfang entlang des Huttwiler Wiehnachtsweges gesorgt.
Jves Zaugg weist darauf hin, dass er im kommenden Jahr anbieten würde, auch andere Eigenheime in der Adventszeit entsprechend zu dekorieren und mit einem Lichtermeer auszustatten. Daneben hat er in Eigenregie vor seinem Haus eine Garage gebaut und damit ein Vorhaben realisiert, das sich schon lange auf seiner privaten Agenda befand. Wichtig war ihm dabei, dass er beschäftigt war und nicht zu sehr ins Grübeln kam.
Er will Lebenstraum nicht aufgeben
Doch was kommt, wenn im Januar die Lichter an seinem Haus auch wieder erlöschen? «Wir sind demütiger geworden und schätzen, was wir haben», sagt Sonja Zaugg. Als Paar und Familie mit drei Kindern sei man in dieser Zeit näher zusammengerückt, nicht zuletzt auch deshalb, weil Familienvater Jves in den letzten Wochen vermehrt zu Hause gewesen sei und viel Zeit mit den Kindern habe verbringen können, was sehr wertvoll gewesen sei.
Man werde dafür kämpfen, dass bei Light Production die Lichter nicht ausgehen werden, versichern die beiden. «Jves gibt seinen Lebenstraum nicht einfach so auf», weiss Sonja Zaugg. Dabei gehe es nicht bloss um Geld, sondern um die Leidenschaft ihres Mannes, die man nicht einfach so beiseitestellen könne.
Beide geben aber zu, dass sich die Lage zuspitzen kann, sollte der Zustand noch länger andauern. Deshalb klammert sich Jves Zaugg an einen der letzten Strohhalme und sagt, dass jede Krise einmal zu Ende geht. «Ich hoffe, dass sich die Situation bis im Mai entspannt, denn für diesen Zeitpunkt habe ich die nächsten, bestätigten Aufträge.»
Von Walter Ryser