• Der Rohrbacher Adrian Steiner nimmt genau Mass. Bei seinem 2:0 kurz vor der ersten Drittelspause hämmerte er den Puck genau ins Lattenkreuz. · Bild: Leroy Ryser

16.01.2017
Sport

Lyss-Fan rettet Brandis den Cupeinzug

Der EHC Brandis schafft zum vierten Mal in Folge die Qualifikation für den Cup. Beim zweiten Quali-Spiel besiegte er den SC Lyss mit 4:0. Brandis musste dabei nicht konsequent an die eigenen Grenzen gehen.

Eishockey · Nach viereinhalb Minuten in der Begegnung zwischen dem EHC Brandis und dem SC Lyss schrien plötzlich Spieler in Richtung des Schiedsrichters. Dieser brauchte einen Moment, bis er bemerkte, wo das Problem lag. Ein Blick in die Höhe zeigte aber: Die Uhr zeigte weder das Zwischenresultat noch die Spielminute an, sondern die Uhrzeit. Was war passiert? Wenige Sekunden zuvor, bei je vier Feldspielern, kam es direkt vor dem Zeitnehmerhaus zu einem Zweikampf. Ein Check, ein Gerumpel in der Hütte – und zack, die Zeitanzeige funktionierte nicht mehr. Der Referee unterbrach das Spiel, beriet sich mit den Brandis-Funktionären und schickte daraufhin die Spieler der beiden Teams zum Warmhalten. Diese liefen auf dem Eis umher, während ratlose Gesichter einander berieten.

Was war passiert, wo lag der Fehler und wie war er zu lösen? Wahrscheinlich hatten die an der Diskussion Beteiligten keine Antwort auf diese Fragen. Nach dem Check sei so etwas wie ein Stromausfall oder Kurzschluss passiert, der die Uhr kurzfristig lahmgelegt hatte, war aus den Gesprächen zu hören.

Rettung nahte aber ausgerechnet aus dem Fanlager der Lysser. «Mein Kollege ist Stromer, er kommt und schaut es sich an», hiess es plötzlich. Und ebenjener Kollege – von Beruf Elektriker – brauchte nur einen Handgriff, um die Uhr wieder in die Gänge zu bringen. «Es hat die Sicherung rausgehauen», beantwortete dieser die im Raum umherschwirrenden Fragezeichen. Als er sich zu seinen Fans drehte, liess er sich unter tosendem Applaus und lautstarkem Jubel feiern.

Zu blasse Lysser

Seiner Mannschaft hat das im Nachgang nichts geholfen. Nein, vielmehr hat der SC-Lyss-Fan dem EHC Brandis die Cup-Qualifikation gerettet. Im folgenden Spiel, das die letzte Hürde vor der Cup-Hauptrunde 2017/18 darstellte, waren die Lysser nämlich grösstenteils unterlegen und offensiv blass, sodass Brandis kaum Gefahr lief, den Wettbewerb im kommenden Jahr erstmals zu verpassen. Einzig in der 23. Minute, beim Stand von 2:0 für Brandis, entwischte ein Gast. Er umlief Brandis-Verteidiger Stefan Oberli an der eigenen blauen Linie, passte im offensiven Drittel quer zu Matthias Von Dach, welcher im stark reagierenden Torhüter Michael Kaufmann seinen Meister fand. Auf der Gegenseite war Brandis besser, ohne zu brillieren. Brandis war oft in Bandenkämpfe verwickelt und konnte auch deshalb nicht wie gewohnt Tempo und Druck aufbauen. Anders gesagt: Lyss wehrte sich defensiv lange gut und machte Brandis das Leben schwer. «Sie standen gut, dennoch hatten wir ein paar gute Chancen. Aber irgendwie lief es uns auch schon besser», bilanzierte Marco Meyer zum Schluss und hängte an: «Vielleicht waren wir zu Beginn ein bisschen nervös. Es war für uns ein sehr wichtiges Spiel. Das hat sich dann aber gelegt.» Der Aufwärtstrend begann in der 14. Minute, als bei einem Solo von ebendiesem Meyer nur der krönende Abschluss fehlte. Dieser folgte dann in der 17. Minute, als Sven Nägeli die Scheibe eigentlich verlor, Patric Buri diese aber übernahm und mit einem Schlenzer die Führung erzielte.

Noch viel krönender war der Abschluss von Adrian Steiner. Aus einem unmöglichen Winkel fand dieser in der 20. Minute, 54 Sekunden vor der Pause, die Lücke. Mehr als ein Puck hätte im Raum zwischen Torhüterschulter und Latte aber definitiv nicht Platz gehabt.

Lyss weiterhin blass

Überschattet wurde das Ende derweil von einem verletzungsbedingten Ausfall. Nach einem Zweikampf auf offenem Eis sackte Lyss’ Jonas Schmid zusammen und windete sich vor Schmerzen. Nach einem minutenlangen Unterbruch – er hatte sich die Schulter ausgerenkt – wurde er mit der Bahre abtransportiert. Sportlich gesehen war die Partie zu diesem Zeitpunkt entschieden. Im Mitteldrittel sowie im Schlussabschnitt setzten die Hasle-Rüegsauer ihre Torerfolge fort. In der 28. Minute traf Renato Schütz aus einem Gewühl heraus zum 3:0, in der 54. Minute erzielte Marco Meyer dann doch noch sein verdientes Tor, als er für einmal zu viel Platz hatte und diesen mit einem Handgelenkschuss zum 4:0 ausnutzte. «Den Treffer musste ich mir erarbeiten», sagte Meyer mit einem Lachen nach dem Spiel. Beim Interview trug er den intern verliehenen Helm des «härtesten Arbeiters des Spiels» mit sich. Als auffälligster Spieler dieser Partie hatte er diesen durchaus verdient. 

Das hätte auch für Torhüter Michael Kaufmann gegolten. Er hielt seinen Kasten an diesem Abend rein und leistete beim Zu-Null-Erfolg seinen Beitrag. Die Hasle-Rüegsauer sind mit diesem 4:0-Erfolg über Lyss zum vierten Mal in Folge in der Cup-Hauptrunde mit dabei. Sie dürfen im Herbst 2017 erneut auf ein Duell mit dem NLA-Nachbar, den SCL Tigers, hoffen.

Matchtelegramm: 11. Januar. – Brünnli. – 175 Zuschauer. – SR: Derada, Lambert/Baumgartner – Tore: 17. Buri (Nägeli) 1:0. 20. (19:06) Steiner (Hain) 2:0. 28. Schütz (Prinz, Patrick Meyer) 3:0. 54. Meyer (Seematter, Gurtner) 4:0. – Strafen: Brandis 2x 2 Minuten; Lyss 4x 2 Minuten. – EHC Brandis: Kaufmann; Mosimann, Malicek; Reinhard, Schaad; Seematter, Oberli; Liechti, Prinz; Renato Schütz, Blaser, Patrick Meyer; Steiner, Buri, Nägeli; Gurtner, Hain, Marco Meyer; Inniger, Kohler. – Bemerkungen: EHC Brandis ohne Markus Schütz (verletzt), Holzer und Dähler (beide krank); 37. Pfostenschuss Steiner; 41. Pfostenschuss Blatter; 55. Jonas Schmid scheidet verletzt aus; 60. Hain verschiesst Penalty.

Von Leroy Ryser