• Der SV Wiler-Ersigen kurz vor Beginn des Superfinals um den Gewinn der Schweizer Meisterschaft im Unihockey der Männer. Der 20-jährige Madiswiler Noah Siegenthaler (Nummer 8) war im entscheidenden Spiel nur Ersatz. · Bild: zvg

26.04.2021
Sport

Madiswiler als Motivator hinter der Bande

Superfinal Männer: Floorball Köniz – Wiler-Ersigen 3:2 (3:1, 0:1, 0:0) – Pech für den 20-jährigen Madiswiler Noah Siegenthaler. Der Wiler-Ersigen-Center verpasste den Superfinal, weil er sich kurz zuvor verletzte. Von der Seitenlinie wirkte er als Motivator. Trotzdem reichte es Wiler-Ersigen im Endspiel gegen den Berner Rivalen Floorball Köniz «nur» zum Vize-Meistertitel. Doch auch SM-Silber ist für Siegenthaler in seiner ersten kompletten NLA-Saison ein grosser Erfolg.

Unihockey · «Es wäre schon cool gewesen, in meiner ersten kompletten Saison in der NLA gleich den Meistertitel zu gewinnen», sagt Noah Siegenthaler, der 20-jährige Unihockeyspieler von Wiler-Ersigen. Weil ein wichtiger Spieler auf der Center-Position aufhörte, rückte der junge Madiswiler nach und gehörte in der Saison 2020/21 fix zum NLA-Kader von Wiler-Ersigen. «Ich bin mit der Silbermedaille aber auch sehr zufrieden. Sie wird in meinem Zimmer über dem Bett, direkt neben den SM-Medaillen vom Nachwuchs, einen Ehrenplatz erhalten.»  

Bei 20 von 29 Partien im Einsatz
Bei 20 der total 29 Partien von Wiler-Ersigen in der NLA-Saison 2020/21 (16 Qualifikation/Masterrunde und 13 Playoffs) hat Siegenthaler mitgespielt. «Dies geht völlig in Ordnung, wenn man beachtet, dass ich zeitgleich die Rekrutenschule in Wangen an der Aare absolviert habe.» Rückblickend meint Siegenthaler, dass dies nicht immer einfach war. «Es war schwierig, den Fokus total auf das Unihockey zu richten. Auch die Regeneration war nicht optimal», berichtet Siegenthaler. Vier Wochen dauert die RS nun noch. Anschliessend wird der Madiswiler für einige Wochen als Betreuer in einem Kinderheim arbeiten, bevor im Herbst die dreijährige Pädagogische Hochschule und damit das Studium beginnt. Unihockeytechnisch wird es keine Veränderung geben. Siegenthaler hat bei Wiler-Ersigen einen Vertrag für die nächste Saison.

Nur zwei Playoff-Partien gespielt
Von den 13 Wiler-Playoffpartien (4:3-Siege im Viertelfinal gegen Zug United, 4:1-Siege im Halbfinal gegen GC, Niederlage im Superfinal gegen Floorball Köniz) war «Sigi» nur bei zwei auf dem Spielfeld dabei. Nach den zwei ersten Partien gegen Zug stellte Wilers Trainerlegende Thomas Berger die Linien um, weshalb dem Madiswiler in der nächsten Partie nur die Zuschauerrolle blieb. Dann verletzte er sich, was weitere Playoff-Einsätze verunmöglichte. Erst in der Woche vor dem Superfinal kehrte Siegenthaler ins Training zurück. «Ein Einsatz wäre sicher möglich gewesen. Dies habe ich dem Trainer auch gesagt. Doch die Gefahr, dass ich mich gleich wieder verletze, weil die Heilung noch nicht komplett abgeschlossen ist, bestand.»

Miserable Chancenauswertung
So war eigentlich bereits vor dem Anpfiff des alles entscheidenden Superfinals am Samstagabend um 17 Uhr in Winterthur (live im Schweizer Fernsehen) klar, dass der Madiswiler die Partie vom Spielfeldrand aus erlebt. «Ich habe von aussen alles gegeben. Meine Emotionen sollten meine Teamkollegen auf dem Spielfeld motivieren», erklärt der Center mit der Nummer 8. «Wenn es dann nicht optimal läuft und die Tore nicht fallen, ist es schon extrem schwierig, nicht mithelfen zu können.» Und genau die Effizienz habe über die Vergabe des Meistertitels entschieden, meint Siegenthaler. «Obwohl wir im Mittel- und im Schlussdrittel überlegen waren, haben wir nicht gesiegt. Unsere Chancenauswertung war miserabel», analysiert der Madiswiler. «Gegen Köniz in Rückstand zu liegen, ist einfach enorm schwierig. Die Könizer sind für ihr sicheres Defensivspiel bekannt. Sie tun nicht mehr viel für die Partie, verwalten einfach ihr Polster. Dies hat auch im Superfinal geklappt, weil wir nicht fähig waren, unsere guten Torchancen zu nutzen.»

Könizer Defensiv-Bollwerk
Nach einem völlig missglückten Startdrittel (erstes Gegentor nach 38 Sekunden, dazu ein Eigentor) lag Wiler nach 20 Minuten 1:3 hinten (für Wiler traf Louis). In den nächsten beiden Drittel bestimmte Wiler das Geschehen. Doch bloss ein Tor (37. Minute durch Väänänen) resultierte. 2:3 stand es auch noch kurz vor Schluss. 35 Sekunden vor dem Ende nahm Wiler-Trainer Thomas Berger den Torwart vom Feld. Doch auch zu Sechst rannten die Wiler vergeblich gegen das Könizer Bollwerk an. Somit feierte Köniz – wie bereits 2018 – den Sieg und den Schweizer Meistertitel ausgerechnet im Berner Derby gegen den Rekordmeister SV Wiler-Ersigen (12 Titel, zusammen mit Chur Unihockey). Für Köniz war es erst der zweite Meistertitel in der Vereinsgeschichte.

Gedämpfter Superfinal-Ausklang
«Die Enttäuschung war schon gross. Besonders bei meinen Teamkollegen, welche die Partie bestritten haben. Ich habe nach dem Spielende versucht, sie etwas zu trösten.» Nach der Übergabe der Silbermedaille zog sich Wiler-Ersigen in die Garderobe zurück. «Ein Bierchen und erste aufmunternde Reden gab es da», erzählt Siegenthaler. «Anschliessend haben wir gemeinsam in der Garderobe gegessen, da die Eltern eines Spielers immer für das Team kochen.» Nach der Heimfahrt blieb das Verliererteam des Superfinals noch beisammen. «Wir haben im Theoriesaal des Sportzentrums Zuchwil dann doch noch ein bisschen unseren Vize-Meistertitel gefeiert», berichtet Noah Siegenthaler.

Von Stefan Leuenberger