«Märten» ist ausdrücklich erwünscht
15 Aussteller machten den Flohmarkt beim Improvisorium zu einem Erlebnis für Gross und Klein. Dabei war das «märten» ausdrücklich erwünscht. Die erste Ausgabe des grossen Flohmi Huttwil fand bei strahlend blauem Himmel und angenehmen Temperaturen statt. Die Initiantin Stella Bieri zeigte sich zufrieden, hätte sich aber noch etwas mehr Besucher gewünscht.
Der schöne und warme Herbsttag hat wohl dazu beigetragen, dass einige Besucher den ersten grossen Flohmarkt beim Improvisorium in Huttwil besuchten. Das Angebot der 15 Stände reichte von gut erhaltenen secondhand Kleidern über Spielsachen, Bücher und Dekoartikeln bis hin zu Geschirr und Taschen. Die Standbetreiber hatten sich auf einen langen Tag eingestellt. Auf einem bequemen Stuhl unter einem Sonnenschirm oder im Schatten der Bäume liessen sie die Zeit verstreichen, bis Kundschaft kam. «Es macht Spass und es ist schön, dass ich dieses Mal nicht so weit fahren musste», erzählt die Huttwilerin Alexandra Flückiger, die einen Stand mit Kleidern und Schmuck aufgebaut hatte.
Seit zwei Jahren geht sie regelmässig mit ihrer Freundin Stella Bieri zu einem Flohmarkt in Solothurn, um ihre Sachen zu verkaufen. Es sind meist ihre eigenen Dinge, doch ab und zu geben ihr auch Freunde oder die Familie Sachen zum Vermarkten mit. Die junge Frau mit dem strahlenden Lächeln zeigt sich bisher zufrieden: «Es haben schon einige Waren den Besitzer gewechselt.» Am liebsten mag sie es, wenn man mit ihr um die Ware feilscht. Ebenfalls kein Markt-Neuling ist Marianne Hofer. Sie hat ihren Stand am anderen Ende des Flohmarktes unter einem grossen Baum aufgestellt.
Seit vielen Jahren verkauft sie ihre Waren an den Huttwiler Jahrmärkten. Auch sie mag es, wenn die Kundschaft mit ihr «märtet». «So kommt man mit den Leuten ins Gespräch», verrät sie. Ihren Stand nennt sie den Wehmutsstand, denn früher war sie Besitzerin des Indian Angels Laden in Rohrbach, den sie jedoch aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Am ersten grossen Flohmarkt in Huttwil verkaufte sie nun ihre Ladendekoration. Passend zur Jahreszeit reicht das vor ihr stehende Sammelsurium von weissen Keramikgeistern, süssen Igeln und Häschen bis hin zur Winterdekoration mit Schneemännern aus Plüsch oder bunten Weihnachtsbäumchen.
Sentimentaler Wert
Einen anderen Grund hat Florence Barthod um ihre Sachen am Flohmarkt zu verkaufen. «Ich ziehe ins Welschland, um dort neu anzufangen», erzählt die junge Frau mit den Tätowierungen am Arm. Nun trennt sie sich von einigen lieb gewonnen Sachen und möchte das damit eingenommene Geld für Neues investieren.
Preise hat sie keine angeschrieben, die Flohmarktbesucher sollen ihn selbst bestimmen und zahlen, was ihnen die Ware wert ist. Ausser bei dem hübschen Puppenwagen, hier stehen zwanzig Franken angeschrieben. «Mit dem habe ich als Kind gespielt, der hat einen sentimentalen Wert», erklärt sie mit einem Lächeln.
Gleich gegenüber bietet Hannes Bättig seine Waren feil, zusammen mit seinen Kindern und deren Freunde. Auf dem Tisch steht allerlei Krimskrams. Neben einem Berg von Plüschtieren und Kindersonnenbrillen finden sich auch Bücher, eine Computertastatur oder eine Kabelrolle. «Meine kleine Trommel konnte ich schon verkaufen», erzählt der Langnauer mit etwas Wehmut in der Stimme. In der Zwischenzeit knien die Kinder vor einem grossen Spiegel und vertreiben sich die Zeit mit schminken.
Doch nicht nur aus Huttwil und Umgebung haben sich die Standbetreiber angemeldet. Lucia Bieri kommt aus der Stadt Basel und ist eine eingefleischte Flohmarkttreiberin. Sie hat sich einen schattigen Platz ausgesucht und verkauft gebrauchte Kinderbücher, Gesellschaftsspiele, Kleider und Taschen. Sogar ein Töffli-Helm hat den Weg nach Huttwil gefunden. Den langen Weg habe sie gerne auf sich genommen, erzählt die Baslerin, damit sie ihre Nichte, Stella Bieri, wieder einmal sehen könne.
Erlös für das Improvisorium
Stella Bieri ist Initiantin des ersten grossen Flohmarktes in Huttwil. Die 28-jährige gehört seit fünf Jahren zum Impro-Team und spielte schon länger mit dem Gedanken, einen Flohmarkt zu organisieren. Die konkrete Planung dazu begann Ende letztes Jahr. «Da wussten wir noch nichts vom Corona-virus», erzählt sie. Auch im Huttwiler Kulturschuppen konnten seit dem Lockdown keine Konzerte mehr stattfinden, deshalb fliesst der Erlös des Flohmarktes vollumfänglich ins Improvisorium. Obwohl Stella Bieri sich noch etwas mehr Besucher gewünscht hätte, ist sie mit der ersten Ausgabe des grossen Flohmarktes ganz zufrieden und kann sich gut vorstellen nächstes Jahr auch die zweite Ausgabe beim Improvisorium zu organisieren.
Von Marion Heiniger