• Die Malstunde mit Johanna Rahmen findet immer am Dienstag statt. Links Martha Kuert, rechts Liselotte Wyler. · Bilder: Irmgard Bayard

  • Die 90-jährige Suzanne Wing­eier: «Ich hoffe, Ihr habt an der Ausstellung ebenso viel Freude wie ich am Malen.»

  • Ich habe schon immer gemalt», sagt die 96-jährige Rosette Lanz.

  • Auch Liselotte Wyler zeigt ihre Bilder. Bevor die Werke das Haus verlassen, werden die Malerinnen jedoch noch gefragt, ob sie sich wirklich davon trennen wollen.

23.02.2024
Langenthal

«Malen ist eine Herzenssache»

Noch bis zum 3. März sind im Alterszentrum Lindenhof an der Ringstrasse in Langenthal Bilder von Bewohnerinnen zu sehen. Diese haben sie unter Anleitung der Gestaltungstherapeutin Johanna Rahmen angefertigt.

«Ich gehe sehr gerne hin. Wir werden nicht kritisiert bis zum Verzweifeln, sondern angeleitet.» Suzanne Wing­eier, die dies an der Vernissage sagte, ist 90 Jahre alt. «Ich hoffe, Ihr habt an der Ausstellung ebenso viel Freude wie ich am Malen.» Johanna Rahmen gebe zwar das Thema vor und sage zum Beispiel auch «jetzt malen wir einen Baum in die Landschaft». Wie der auszusehen habe, könne aber jede selbst bestimmen. «Ich habe schon immer gemalt», sagte Rosette Lanz zu ihren Werken. Die 96-Jährige habe sich früher der Bauernmalerei gewidmet, ergänzte ihre Tochter. «Und als Schneiderin musste sie ja auch zeichnen können.»

Erstmals Werke von Bewohnerinnen
«Es ist das erste Mal, dass wir eine Vernissage mit Bildern von Bewohnerinnen machen», erklärte Saverio Stanca. Der Bereichsleiter Pflege und Betreuung, Aktivierung im Lindenhof, schwärmt von der Zusammenarbeit mit der Gestaltungstherapeutin, aber auch von den Bildern. «Die Farbschattierungen der abstrakten Bilder erinnern mich an Cassata-Glace. Kunst regt also verschiedene Sinne an.» Ihn fasziniert vor allem die grosse Vielfalt und was bei richtiger Anleitung entstehen kann. Speziell erwähnte er die Werke der im vergangenen Jahr verstorbenen Marie-Louise Tabone. «Sie hat immer gemalt. Ihre Bilder sind hier, und damit irgendwie auch sie.»

Ein Herzensprojekt
«Für mich ist es etwas Besonderes, zu zeigen, was im vergangenen Jahr entstanden ist», sagte Johanna Rahmen zu den an der Vernissage zahlreich anwesenden Bewohnerinnen und Bewohner sowie Gästen. Die Stunden im Lindenhof seien ein Herzensprojekt für sie. Speziell sei das Arbeiten mit Pastellkreide, die man verreiben und einmassieren könne. Dazu stellt sie Watte und Wattestäbchen bereit. «Am Anfang hat mich jemand gefragt, ob sie sich hier schminken würden», so Johanna Rahmen schmunzelnd zu einer Begegnung. Sie erwähnte, dass es weniger um das Malen als um das Festhalten von Stimmungen gehe. «Während dem Malen kommen bei den Beteiligten Erinnerungen hoch, zum Beispiel an Ferien in Grindelwald oder am Meer. Ich bitte euch deshalb, die Bilder nicht nur mit dem Auge zu betrachten, sondern Empfindungen zuzulassen», gab sie den Anwesenden als Empfehlung mit. Zudem erwähnte sie, dass im Malkurs noch Plätze frei seien – auch für Männer. Die Vernissage wurde von Matthias Zaeslin mit der Querflöte umrahmt. Beim anschliessenden Apéro und der Besichtigung der Bilder ergaben sich interessante Gespräche zwischen den Malerinnen und den Gästen.

Noch bis am 3. März
Die Ausstellung im Alterszentrum Lindenhof dauert noch bis zum 3. März. Die Bilder können für 50 Franken erworben werden. Bevor sie das Haus verlassen, werden die Malerinnen jedoch noch gefragt, ob sie sich wirklich davon trennen wollen.

Von Irmgard Bayard