• Was Josefine Leuenberger in ihrem Lego-Konstrukt sieht: Durch den Blick mit den «Augen» (rechts) ins farbige Chaos (Mitte) kristallisiert sich eine Idee heraus, mit der sie abhebt (Propeller links). · Bild: zvg

  • Kurz nach der Forum-Teilnahme machte Josefine Leuenberger einen Stopp in ihrer alten Heimat Langenthal. · Bild: Irmgard Bayard

21.07.2022
Langenthal

«Man lernt sich besser kennen»

Die Langenthalerin Josefine Leuenberger war eine von 70 Teilnehmenden am International Swiss Talent Forum. Das Thema ihres Teams: Die mögliche Anpassung einer Lieferkette im immer komplexeren Markt. Eine heute mehr als je zentrale Frage.

«Es war cool, eine neue Erfahrung und sehr spannend. Man lernte viel in Bezug auf Prozesse und über die eigene Rolle in einer Gruppe.» Dies das Fazit von Josefine Leuenberger nach ihrer Teilnahme am fünftägigen International Swiss Talent Forum (ISTF) in Nottwil. Dieser Wettbewerb wird jeweils von der Stiftung «Schweizer Jugend forscht» durchgeführt, versteht sich als politisch unabhängige Denkfabrik für motivierte junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 23 Jahren.

Andere Kulturen kennenlernen
«In unserem Team waren wir sieben Personen aus drei Ländern», erzählt die 22-Jährige direkt nach ihrer Rückkehr aus Nottwil. «Und zwar aus der Deutschschweiz, aus der Westschweiz, aus der Türkei und aus Tunesien.» Das Zimmer teilte sie sich mit einer jungen Frau aus Singapur. «Schon allein diese Vielfalt und das Kennenlernen anderer Kulturen war spannend.» Die allgemeine Sprache des ISTF war englisch. «Aber mit den Schweizer Teilnehmenden haben wir natürlich auch deutsch oder französisch gesprochen», erzählt sie weiter.
Das Team-Thema der Woche hiess «Störungen in der Lieferkette: Lösung durch erhöhte Resilienz?», widmete sich also unter anderem der durch den Krieg in der Ukraine topaktuellen Frage, wie Anpassungen der Lieferketten gesteuert werden können. Jedes Team wurde von einer Fachperson und einem Coach begleitet.

Ein Problem definieren
Nach dem gegenseitigen Kennenlernen innerhalb des zuvor von den Organisatoren zusammengestellten Teams am ersten Tag ging es am zweiten an die genauere Definition des Themas und der Aufgaben. «Das war gar nicht so einfach, denn normalerweise gibt es ein Problem, worauf eine Lösung folgt. In unserem Fall mussten wir das Problem zuerst verstehen und definieren», gibt Josefine Leuenberger Einblicke in die Vorgehensweise.
Am dritten Tag ging es darum, kreative Lösungen zu finden. «Wir alle sieben haben je einen Sack mit 56 Lego-Steinen erhalten, anhand derer wir unsere Gedankengänge aufzeigen konnten», erläutert sie weiter. Aus allen sieben Visualisierungen wurden Fragen definiert, Brainstormings durchgeführt und Präsentationen erarbeitet, um einen gemeinsamen Nenner zu finden. Bei der Darstellung mit den Legosteinen sei ihr sicher ihr im Gymnasium besetztes Nebenfach «Bildnerisches Gestalten» zugutegekommen, ist die junge Frau überzeugt.

Präsentation vor Fachleuten
Der vierte Tag diente der Präzisierung der Lösungen und der Vorbereitung der schriftlichen Kurzzusammenfassung sowie der sechsminütigen Präsentation, welche sie am fünften Tag den Fachpersonen und dem Publikum vorstellten. «Eine offizielle Wertung gab es nicht, aber ein wichtiges Feedback der Experten», so Josefine Leuenberger.
Doch wie kommt man dazu, zu einem solch hochkarätigen Anlass eingeladen zu werden? «Die Stiftung ‹Schweizer Jugend forscht› organisiert auch einen nationalen Wettbewerb, an dem man aufgrund einer Matura- oder einer Lehrabschlussarbeit teilnehmen kann», erklärt die Langenthalerin, welche seit kurzem in Zollikofen wohnt. Bei ihr habe eine Kollegin den Anstoss gegeben und nach einer Vorselektion konnte sie dort mitmachen. Das war vor fünf Jahren. «Zum ISTF bin ich seither jedes Jahr eingeladen worden, fand aber nie Zeit – bis jetzt.»

Eine App entwickeln
Das Hauptziel der Teamarbeit war es, den allgemeinen Prozess zu erleben, Problemstellungen zu finden und Lösungen zu kreieren. Diese sehen die Entwicklung einer Software zur Analyse der Widerstandsfähigkeit einer Lieferkette vor.
Und was sagt es über die Person Josefine Leuenberger aus? «Dass ich im Team und interdisziplinär arbeiten und etwas präsentieren kann.» Und zudem nehme sie viele Erfahrungen mit in Bezug auf den Umgang mit anderen Menschen und den Kontakt zu Medien. «Wir konnten vielseitige Netzwerke knüpfen, was mir sicher in Zukunft in meinem Berufsleben zugutekommt.»

Zur Person Josefine Leuenberger
Josefine Leuenberger ist 22 Jahre alt und in Langenthal aufgewachsen, wo sie auch das Gymnasium mit Schwerpunkt Physik und angewandte Mathematik sowie als Ergänzung Bildnerisches Gestalten besuchte. Ihre Matura-Arbeit schrieb sie zum Thema «Jakob Werder – seine Farbsymphonien neu interpretiert.» Sie studiert an der ETH in Zürich und hat einen Bachelor in Rechnergestützten Wissenschaften. Aktuell ist sie daran, den Master zu erlangen. Ihr Hobby ist die Musik. Sie spielt in der Musikgesellschaft Wynau und in der Polyband der ETH und Uni Zürich Tenorsaxofon.

Von Irmgard Bayard