• Urs Ersam (von links), Gemeindepräsident Markus Ott und Michael Egli verlassen den Gemeinderat zum Jahresende. · Bild: Leroy Ryser

29.11.2019
Oberaargau

Markus Ott verabschiedet sich «wolkenlos»

An der letzten Gemeindeversammlung der noch laufenden Legislatur hatte die Bevölkerung von Lotzwil keine Einwände. Das Budget wurde genehmigt, diverse Informationen wurden zur Kenntnis genommen. Am Schluss wurden drei Gemeinderäte verabschiedet – inklusive Präsident Markus Ott.

Lotzwil · Für Markus Ott, Urs Ersam und Michael Egli war die «Budgetversammlung» an diesem 25. November die vorerst letzte Gemeindeversammlung in ihrem Amt. Die drei Lotzwiler Gemeinderäte werden ab dem kommenden Jahr durch Samuel Gerber, Simon Grossenbacher und André Schweizer ersetzt. Elsbeth Steiner wird als neue Gemeindepräsidentin amten. Auch deshalb war diese letzte Gemeindeversammlung unter der aktuellen Führung etwas spezieller. Markus Ott fragte den örtlichen Jodlerklub an, die Versammlung musikalisch zu umrahmen und dieser sagte dankbar zu. Bereits beim ersten Lied sangen sie, dass Wolken manchmal eine trübe Sicht bieten, diese aber stets wieder aufklart. Die Aussage sollte Markus Ott zum Schluss in seiner Abschiedsrede als Metapher wieder aufgreifen.

Weiterhin ein gutes Polster
Zwischenzeitlich ging die Versammlung zu den eigentlichen Geschäften über, im Zentrum davon stand das Budget. Finanzverwalter Rudolf Grütter musste hierbei einen speziell ausgeglichenen allgemeinen Haushalt präsentieren. «Der Überschuss müssen wir reglementarisch den finanzpolitischen Reserven zuschreiben, auch wenn niemand so richtig weiss, was man mit diesen anstellen soll», meinte Grütter etwas schmunzelnd. In diesem Gefäss, das erst bei schrumpfendem Eigenkapital gebraucht werden darf, befinden sich gut 600 000 Franken – inklusive dem fast 48 000 Franken grossen theoretischen Plus im neuen Budget. Das Eigenkapital, das Ende 2020 rund 3,6 Millionen Franken betragen dürfte, ist somit eigentlich sogar noch besser gestellt. «Wir befinden uns aktuell in einer guten finanzpolitischen Situation», sagte Grütter bereits bei der Präsentation des Finanzplanes für die nächsten Jahre. Auch wenn der genannte Bilanzüberschuss jährlich abnehmen dürfte, hat Lotzwil vorerst weiterhin ein gutes Polster.
Das Budget des kommenden Jahres ist derweil im Vergleich zum Vorjahr sogar noch etwas besser gestellt. Das liegt auch daran, dass das alte Feuerwehrmagazin in der Bilanz aufgewertet werden musste, weil es nicht mehr für den Eigengebrauch der Feuerwehr vorgesehen ist. Daneben weisen die Gemeindebetriebe positive Zahlen aus, abgesehen von der Wasserversorgung, die ein grosses Eigenkapital besitzt, dürften alle Betriebe im Plus schliessen. Geplant sind derweil etwas mehr als 2 Millionen Franken beim Posten der Gesamtinvestitionen.

Sanierung Ortsdurchfahrt geht weiter
Nachdem das Budget einstimmig genehmigt wurde, nahm die Bevölkerung eine leicht überzogene Abrechnung eines Verpflichtungskredites für den Ausbau des HFC-Netzes zur Kenntnis. Ausserdem wurde bestimmt, dass die Neubewertungsreserven, die aufgrund der Einführung des neuen Rechnungsmodells HRM2 gebildet wurden, über 15 Jahre hinweg aufgelöst werden sollen. Dies wird künftig die Rechnung jährlich um etwas mehr als 40 000 Franken besserstellen.
Zuletzt informierte der Gemeinderat darüber, dass im Lotzwiler Schulhaus die Bauzeit beendet und der Kredit von 2,2 Millionen Franken sogar unterschritten wurde. Ausserdem soll das Projekt zur Sanierung der Ortsdurchfahrt im nächsten Jahr voranschreiten, neue Pläne stehen bis Mitte Dezember auf der Gemeindeverwaltung zur Einsicht bereit. Veränderungen gab es an diversen Eckpunkten, insbesondere rund um geplante Fussgängerstreifen. Ausserdem bleibt der angedachte Kreisel in der Ortsmitte zwar bestehen, in den neuen Plänen ist aber wiederum ein Brunnen vor dem Altersheim als Dorfplatz vorgesehen, ebenso sollen in diesem Gebiet Grünflächen eingeplant werden. Ein Baustart dürfte laut Markus Ott aber erst im Jahr 2021 erwartet werden.

Ein kompetenter Chef
Der Abschluss der Gemeindeversammlung stand dann auf der Schwelle von Zukunft und nahender Vergangenheit. Zuerst begrüsste Markus Ott die neugewählten Gemeinderäte und stellte diese – inklusive den Wiedergewählten und der neuen Präsidentin Elsbeth Steiner – in einer kurzen Fragerunde vor, ehe er die bald schon ehemaligen Gemeinderäte verabschiedete und ihnen für ihren Einsatz dankte. Applaus heimste neben den abtretenden Urs Ehrsam und Michael Egli vor allem auch Gemeindepräsident Markus Ott ein. Der Lotzwiler, der bald nach Aarwangen umzieht, ist im Jahr 2008 in den Gemeinderat gewählt worden, seit 2015 steht er diesem als Gemeindepräsident vor. «Markus hat Lotzwil in der Region gut vertreten», lobte ihn Elsbeth Steiner, die in der aktuellen Legislatur als Vizepräsidentin amtete. Er sei ein kompetenter Chef gewesen, mit dem man gerne zusammenarbeitete, meinte sie weiter. Bedankt hatte sich Steiner derweil auch bei dessen Frau Annemarie, die während diesen Worten Tränen in den Augen hatte. Ott selbst schien bei seinem Schlusswort ebenfalls ein bisschen nach Worten zu ringen, seine dankenden Worte fanden aber dennoch die richtigen Adressaten. Dazu gehörten unter anderem die Gemeindeverwaltung, der Gemeinderat und auch seine Frau Annermarie. «Dunkle Wolken, welche der Jodlerklub in seinem Lied erwähnte, gab es in Lotzwil hin und wieder auch. Meistens wurden die aber nicht von Bürgern aus dem Dorf verursacht, sondern viel eher von Weisungen und Vorschriften vom Kanton oder dem Bund», schmunzelte Ott. Ausserdem habe man stets Lösungen gefunden, welche die Wolken vertrieben. «Ich war gerne Gemeindepräsident», meinte Ott weiter. «Es war ein angenehmes Schaffen, denn in diesen fünf Jahren habe ich nicht einmal ein böses Telefon erhalten.» Dass Ott die Unterstützung und das Vertrauen der Bevölkerung ganz offensichtlich genoss, zeigte sich auch an seiner letzten Versammlung. Alle Beschlussgeschäfte, darunter das Budget, wurden einmal mehr ohne Gegenstimmen von der Bevölkerung angenommen. Die Wolken unter der Führung von Markus Ott hielten sich folglich tatsächlich in Grenzen.

Von Leroy Ryser