• maxi.mumm-Geschäftsleiter Bruno Kunz muss schweren Herzens zwei der sechs Betriebe schliessen. · Bild: Irmgard Bayard

12.04.2024
Oberaargau

maxi.mumm muss Betriebszweige schliessen

Trotz Erfolgen bei der Integration: maxi.mumm muss ab 2025 zwei Betriebszweige schliessen. Weil sich das aktuelle Abgeltungssystem der Beschäftigungs- und Integrationsangebote (BIAS) des Kantons Bern primär an der Auslastung und nicht am Integrationserfolg orientiert, erhielt der Verein maxi.mumm in den letzten beiden Jahren weniger Mittel als nötig wären. Das führt nun zu einer Verminderung des Trainingsfeldes.

 

Seit knapp 30 Jahren organisiert und bietet der Verein maxi.mumm als Non-Profit-Organisation mit Standorten in Langenthal und Madiswil verschiedene Angebote im Bereich der sozialen und beruflichen Integration von Personen. Gemäss Geschäftsleiter Bruno Kunz kann der Verein in seinem neusten Jahresbericht einerseits über eine wirksame Integrationsarbeit mit übertroffenen Vermittlungsquoten berichten. Über 100 langzeitarbeitslose Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger aus dem Oberaargau hätten 2023 eine neue berufliche Perspektive erhalten, schreibt er in einer Medienmitteilung.

Tiefere Auslastung, mehr Trainingsaufwand
Andererseits muss er aber den Mitgliedsgemeinden in der Jahresrechnung einen Verlust von rund 125 000 Franken vorlegen. Das ist eine Verdoppelung seit 2021. Der Grund liegt unter anderem in der tieferen Arbeitslosigkeit. «Dadurch haben wir eine tiefere Auslastung, aber mehr Trainingsaufwand mit den einzelnen Teilnehmenden, um sie fit zu machen für den Arbeitsmarkt, der ja dringend Arbeitskräfte braucht», so Kunz. «Da sich die Abgeltung jedoch primär an der Auslastung orientiert, erhielt der Verein maxi.mumm als BIAS-Partner in den letzten beiden Jahren weniger Mittel als budgetiert.» Die Problematik der Abgeltung sei schon lange bekannt, sagt Bruno Kunz, ändere sich jedoch, wie das Amt für Integration und Soziales (AIS) der Direktion für Gesundheit, Soziales und Integration (GSI) des Kantons Bern im Februar informierte, nicht vor 2027. «Solange noch Verluste zu schreiben, liegt nicht drin.»

Unfaires Abgeltungssystem
Das Abgeltungsmodell, welches falsche Anreize schaffe und die gute Arbeit für die Integration bestrafe, werde seit längerem bemängelt, hält auch Thomas Eggler, Vorsteher des Sozialamtes Langenthal und Co-Präsident des Vereins maxi.mumm fest. «Deswegen hat die Berner Konferenz für Sozialhilfe, Kindes- und Erwachsenschutz BKSE schon mehrfach beim Kanton interveniert, leider ohne Erfolg», bedauert er. Er wie auch Kunz würden bei der Finanzierung eine Mischform von Auslastung und Erfolg begrüssen, «oder eine Pauschale», wie Kunz ergänzt. Gundekar Giebel von der Medienstelle der GSI weist ebenfalls auf die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes und die damit verbundene rückläufige Sozialhilfequote hin. Die immer weniger ausgelasteten Angebote im Bereich der Arbeitsintegration führten dazu, dass alle Anbietenden laufend ihre Prozesse und Strukturen anpassen müssten. «Zusammen mit ihnen stellt der Kanton Bern sicher, dass für die Sozialhilfebeziehenden ein bedarfsgerechtes Angebot besteht und keine Leerstrukturen finanziert werden», betont er. Giebel bestätigt in diesem Zusammenhang eine Änderung des Abgeltungssystems im Bereich der Arbeitsintegration in naher Zukunft. Dieses soll künftig tatsächlich erfolgsbasiert und nicht mehr auslastungsorientiert ausgestaltet werden. «Die diesbezüglichen Projektarbeiten laufen.»

Änderung kommt zu spät
Für Bruno Kunz kommt eine Änderung voraussichtlich per 2027 zu spät. Aus diesem Grund werden die beiden Betriebe Gastronomie und Hauswartung nicht weitergeführt. In der Gastronomie werde die Kooperation mit der Porzi GmbH, der Betreiberin der Restaurants «ala carte lthal» und «przi rest lthal» aufgelöst und eine arbeitsagogische Stelle gehe verloren. In der Hauswartung werden zwei Betriebsleiterstellen abgebaut. «Bestehende Kundenaufträge können nicht mehr erfüllt werden.» Die Auswahl an Stellen sei so tiefer, «gerade dort, wo das Trainingsfeld für die meist ungelernten Personen sehr hoch wäre», wie Bruno Kunz bedauert. Diese müssten nun zum Beispiel auf die Holzwerkstatt ausweichen.

Personalabbau unumgänglich
Neben der Reduktion von sechs auf vier eigene Betriebe baut das maxi.mumm 40 Stellenprozente in den zentralen Diensten ab. Der Verein werde auch mit reduzierten Möglichkeiten ab 2025 alles daransetzen, dass die Zusammenarbeit mit den Sozialdiensten im Oberaargau und den Arbeitgebern der Region möglichst viele Integrationsprozesse gelängen, versichert Bruno Kunz. Er selbst gibt die Geschäfts

Von Irmgard Bayard