Mehr Aufmerksamkeit für Gebiet Hard
Der Gemeinderat Langenthal möchte dem Gebiet Hard mehr Aufmerksamkeit schenken und dieses besser an das Stadtzentrum anbinden. Das Gebiet verfüge über ein hohes Entwicklungspotenzial, betonte Stadtpräsident Reto Müller an einem Infoanlass, an dem mögliche Entwicklungen in diesem Gebiet aufgezeigt wurden.
Das Gebiet Hard sei relativ spät entstanden, erwähnte Langenthals Stadtpräsident Reto Müller an einer Infoveranstaltung über die «Entwicklungsstrategie Hard». Auch sei das Gebiet, das viele Langenthaler etwas abschätzig als Quartier «ännet de Gleis» bezeichnen, städtebaulich vernachlässigt worden. Das soll sich nun ändern, der Gemeinderat möchte dem Gebiet Hard, das zwischen der Aarwangen- und der Bützbergstrasse sowie der Bern–Zürich- und der Hasenmattstrasse liegt, mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen. Reto Müller, aber auch Städtebauplaner und Architekten stufen das Hard als Quartier mit dem grössten Entwicklungspotenzial in Langenthal ein.
Auslöser für die Fokussierung auf dieses Gebiet seien die teils stark sanierungsbedürftigen Strassen gewesen, erläuterte Dirk Lohaus vom Stadtbauamt. Ziel sei es, die Verkehrssicherheit in diesem Gebiet zu verbessern. «Dabei hat man festgestellt, dass man sich mit diesem Stadtteil intensiver befassen muss», bemerkte er.
Dazu wurden die Bevölkerung sowie wichtige Stakeholder in einem partizipativen Prozess eingebunden. Mit diversen Stakeholdern wurden Interviews geführt, während die Bevölkerung im Rahmen eines interaktiven Marktplatzes vor dem Coop Bäregg zum Quartier befragt wurden.
Grosser Sanierungsbedarf bei Wohnbauten
Die Zufriedenheit bei den befragten Einwohnenden und den Stakeholdern ist generell gross. Das Gebiet Hard wird als gut erschlossener Standort, «wo man alles hat», beschrieben.
Das Thema Frei- und Grünräume respektive Begegnungsorte für Jung und Alt ist von grösster Bedeutung, sowohl wenn es um die Betonung der bereits vorhandenen Qualität, aber auch wenn es um Verbesserungsvorschläge geht. Kritisch betrachtet wurde dagegen der Verkehr.
So wurde von vielen Seiten die unzureichende ÖV-Erschliessung bemängelt. Zudem besteht ein grosses Bedürfnis, die Rahmenbedingungen für den Langsamverkehr zu verbessern. Zum Thema Wohnen wurde mehrfach formuliert, dass es einen grossen Sanierungsbedarf im Quartier gibt und dass die bestehende Bebauung an die 1970er-Jahre erinnert. Es wurde sowohl der Wunsch nach weiterem günstigem Wohnraum als auch nach hochwertigerem Wohnraum geäussert.
Aus den Befragungen lässt sich ein gewisser Handlungsbedarf ablesen.
So sind beispielsweise die Grünräume als prägende Qualität und Grundstruktur zu erhalten und aufzuwerten. Es sind zudem Begegnungsorte zu schaffen. Generell gilt es, die öffentlichen Räume aufzuwerten und attraktiv zu gestalten.
Die «Grüne Mitte» des Quartiers mit den bestehenden Sport- und Freizeitanlagen sowie den ungenutzten Potenzialräumen ist als Chance für den Stadtteil zu nutzen. Potenzial für die Schaffung öffentlicher Grünräume (Parkanlagen) besteht aktuell in den Gruben-Arealen auf diesem Gebiet. Anstehende Sanierungen seien als Potenzial für eine qualitätsvolle und verdichtete Siedlungsentwicklung nach innen zu nutzen. Die Anbindung des westlichen Teils des Gebiets an den Bahnhof für den Langsamverkehr ist zu verbessern.
Image des Quartiers aufpolieren
Reto Müller dämpfte jedoch die Erwartungen an eine rasche Entwicklung in diesem Gebiet. Wie schnell nämlich die Umsetzung erfolge, hänge von vielen verschiedenen Faktoren ab, welche nicht alle in gleichem Masse durch die öffentliche Hand beeinflusst werden könnten.
Er wies dabei auf die Entwicklung im Immobilienmarkt hin oder auf die Investitionsbereitschaft der Grundeigentümer sowie die Zustimmung der Bevölkerung zu Investitionskrediten. Dennoch gebe es verschiedene Möglichkeiten, wie die öffentliche Hand die Entwicklung in diesem Gebiet anstossen könne, hielt Müller weiter fest. So könne man die Freiräume durch temporäre und dauerhafte Massnahmen aufwerten.
Das Quartier werde dadurch für private Investoren attraktiver. Auch könne man versuchen, Planungsprozesse mit privaten Grundeigentümern anzu-stossen. Weiter könne man die Sicherheit im Gebiet durch die Gestaltung von Strassen und Wegen verbessern. Auch gelte es, Investitionsanreize für Private im Rahmen der bestehenden Planungsinstrumente zu schaffen. Damit soll das Gebiet Hard letztendlich ein Image als attraktiver Wohn- und Arbeitsstandort mit hohen Qualitäten hinsichtlich Versorgung, Nutzungsmix, Erschliessung und Freiräumen erhalten, betonte Stadtpräsident Reto Müller abschliessend.
Von Walter Ryser